Morbus Tay-Sachs
Synonyme: Tay-Sachs-Krankheit, Tay-Sachs-Syndrom, infantile amaurotische Idiotie
Englisch: Tay-Sachs disease
Definition
Beim Morbus Tay-Sachs handelt es sich um eine Gangliosidose, bei der GM2-Gangliosid in den Lysosomen akkumuliert.
Epidemiologie
Der Morbus Tay-Sachs besitzt eine Inzidenz von ca. 1/250.000, kommt jedoch in bestimmten Populationen (z.B. bei Aschkenasim-Juden) häufiger vor (1/3.600).
Ätiopathogenese
Der Morbus Tay-Sachs wird autosomal-rezessiv vererbt und beruht auf einem Defekt der Hexosaminidase A. Die Folge ist eine Anreicherung von GM2-Gangliosid in Lysosomen, insbesondere von Nervenzellen.
Das mutierte HEXA-Gen liegt auf dem Chromosom 15 (Genlokus 15q23-q24). Bei heterozygoten Menschen ist die Enzymaktivität um die Hälfte reduziert.
Klinik
Je nach Manifestationszeitpunkt unterscheidet man beim Morbus Tay-Sachs zwischen:
- einer infantilen (Beginn mit 3-6 Monaten)
- einer juvenilen (Beginn mit 2-6 Jahren)
- und einer adulten Form.
Initial fallen Betroffene mit motorischen Defiziten und Sehstörungen auf. Charakteristisch sind eine Hyperakusis und ein kirschroter Makulafleck. Weitere mögliche Befunde sind:
- Entwicklungsretardierung
- sekundäre Makrozephalie
- Nystagmus
- Strabismus
- Myoklonien
- Streckkrämpfe, BNS-Krämpfe
- Tetraspastik
Die Entwicklung der betroffenen Kinder stagniert relativ rasch. Fähigkeiten, die in der Vergangenheit erlernt wurden, können schließlich nicht mehr durchgeführt werden. Es entwickelt sich schließlich eine "amaurotische Idiotie".
Diagnostik
Der Morbus Tay-Sachs wird durch die fehlende Enzymaktivität im Serum, in Leukozyten und Fibroblasten nachgewiesen. Durch molekulargenetische Untersuchungen lassen sich Mutationen im HEXA-Gen nachweisen.
Wenn man Neuronen und Hautbiopsate untersucht, findet man Einschlusskörperchen, die Ganglioside enthalten. Im Urin finden sich pathologische Oligosaccharide.
Therapie
Derzeit (2020) kann der Morbus Tay-Sachs nicht kausal sondern nur symptomatisch behandelt werden.
Prognose
Die Prognose ist schlecht. Die Kinder versterben bei der infantilen Form meist im Alter von 2-4 Jahren (v.a. aufgrund von Infekten), bei der juvenilen Verlaufsform zwischen dem 6. und 16. Lebensjahr.
siehe auch: Morbus Sandhoff
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