Hyperakusis
Englisch: hyperacusis
Definition
Als Hyperakusis bezeichnet man eine pathologische akustische Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen normaler Lautstärke (Schallpegel 70-80 Dezibel).
Ätiopathogenese
Die Ursachen einer Hyperakusis sind vielfältig. Sie umfassen
- pathologische Prozesse des Mittelohres mit Störung des Stapediusreflexes in Folge
- Innenohrstörungen mit Hyperaktivität der äußeren Haarzellen
- neurologische Störungen
- Läsion des Nervus facialis proximal des Abganges des Nervus stapedius (periphere Fazialisparese)
- Morbus Sandhoff
- Morbus Tay-Sachs
- Störung der zentralen Hörverarbeitung (siehe Hörbahn)
- medikamenteninduzierte Hyperakusis
- Acetylsalicylate
- Aminoglycoside
- Schleifendiuretika
- Absetzen/Entwöhnung von Benzodiazepinen
Klinik
Symptomatisch äußert sich die Hyperakusis durch gesteigerte Stressreaktionen mit Tachykardie, Hypertonie und Schweißausbrüchen und psychische Alteration (Angst, Unruhe, soziale Isolation). Ursachenabhängig kann sie mit anderen Symptomen assoziiert sein:
- Tinnitus
- Symptome der peripheren Fazialisparese (siehe hierzu auch: Vestibularis-Schwannom)
Diagnostik
Die Diagnostik einer Hyperakusis erfolgt mittels tonaudiometrischer Bestimmung der Unbehaglichkeitsschwelle. Diese sollte mit Schmalbandrauschen durchgeführt werden, da Sinustöne generell als unnatürlich wahr genommen werden - nicht zu verwechseln mit der "Schmerzschwelle".
Anamnese und Sichtbefund
Eine dezidierte Anamnese hinsichtlich bekannter Vorerkrankungen (Otitis media), Begleitsymptomen (Tinnitus, Hörminderung, Schwindel) oder Medikamenteneinnahme kann hinweisgebend auf die vorliegende Ursache sein. Sicht- und otoskopischer Befund sind ebenfalls obligat.
Gerätediagnostik
Die Gerätediagnostik umfasst den Hörtest, bei dem normale Schallpegel bei ansonsten unauffälligem Befund subjektiv als zu laut empfunden werden, sowie die Prüfung des Stapediusreflexes im Rahmen der Impedanz-Audiometrie.
Differentialdiagnostik
Therapie
Da die Hyperakusis - abgesehen von der medikamenteninduzierten Krankheitsvariante - meist auf einer irreversiblen Schädigung im Bereich des Mittel- oder Innenohres beruht, gibt es keine kausale Behandlungsmöglichkeit.
Patienten mit einer Hyperakusis kann durch ein sogenanntes Counselling das Leben mit der Erkrankung erleichtert werden. Diese Beratung wird vom behandelnden Arzt durchgeführt.
Noiser
Zur Abdämpfung der als störend empfundenen Nebengeräusche haben sich Rauschgeräte (Noiser, Rauschgeneratoren, Rauscher) als sinnvoll erwiesen, die hinter das Ohr geklemmt werden. Sie erzeugen ein permanentes Hintergrundrauschen, dessen Intensität vom Patienten individuell regelbar ist. Die Therapie mittels Noiser ermöglicht eine Habituation an die Nebengeräusche durch eine Umorganisation der zentralen Hörverarbeitung ("Plastizität"), s.a. Tinnitus-Retraining-Therapie.
um diese Funktion zu nutzen.