Oberkieferfraktur
Synonyme: Maxillafraktur, Oberkieferbruch
Definition
Die Oberkieferfraktur ist ein Knochenbruch der Maxilla. Sie gehört zu den Mittelgesichtsfrakturen und wird in der Regel auch nur solche adressiert.
Epidemiologie
Oberkieferfrakturen stellen bis zu 25% der Frakturen im Bereich des Gesichts. Sie treten häufig als Folge von Verkehrsunfällen, sportlichen Aktivitäten, Stürzen und körperlichen Auseinandersetzungen auf.
Einteilung
Oberkieferfrakturen werden nach Le Fort grob eingeteilt in:
- Le Fort I: Fraktur unterhalb der Nasenhöhle
- Le Fort II: Fraktur durch die Nasenwurzel und die Kieferhöhlen
- Le Fort III: Fraktur durch den Jochbogen und die Nasenwurzel, die Schädelbasis ist involviert
Ist eigentliche Oberkieferkörper nicht betroffen, sondern nur der Alveolarfortsatz, spricht man von einer Alveolarfortsatzfraktur.
Pathophysiologie
Oberkieferfrakturen entstehen durch hohe mechanische Kräfte, die auf den Knochen einwirken. Diese Kräfte führen zu einem Bruch der Maxilla und verursachen nicht selten zusätzliche Weichteilverletzungen mit Schädigungen benachbarter Nerven und Blutgefäße.
Symptome
DIe Symptome sind stark abhängig vom genauen Frakturverlauf. Sie umfassen:
- Schmerzen im Bereich des Oberkiefers
- Schwellungen und Hämatome (z.B. Monokelhämatom, Brillenhämatom)
- Okklusionsstörungen, oft mit eingeschränkter Mundöffnung
- Zahnlockerung oder -verlust
- Sensibilitätsstörungen durch Nervenschädigungen (z.B. des Nervus infraorbitalis)
- Epistaxis
- Sehstörungen
- Rhinoliquorrhoe (bei Beteiligung der Schädelbasis)
Diagnostik
Diagnostisch steht die klinische Untersuchung mit anschließender Bildgebung im Vordergrund. Sie umfasst die Inspektion und Palpation des Kiefers sowie die Prüfung von Okklusion, Mundöffnung und Sensibilität.
Für die Bildgebung kommen in Frage:
- Röntgenaufnahmen: Orthopantomogramm (OPG) zur Übersicht, Schädel in 2 Ebenen
- CT-Scan: Detaillierte Darstellung des Bruchverlaufs komplexer Frakturen
- MRT: Bei Verdacht auf Weichteil- bzw. Nervenschädigungen
Zusätzlich sollte eine augenärztliche Untersuchung erfolgen.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Art, Lokalisation und Schwere der Fraktur sowie nach dem Allgemeinzustand und der Bezahnung des Patienten:
- Bei nicht verschobenen Frakturen ist meist eine konservative Therapie mit intermaxillärer Fixation (IMF) durch Gummibänder oder Drähte zur Ruhigstellung ausreichend. Zusätzlich ist ein Schmerzmanagement (Analgesie) erforderlich.
- Dislozierte oder komplexe Frakturen ziehen meist eine operative Therapie mit Miniplattenosteosynthese nach sich. Eine klare Indikation besteht bei Malokklusion, Enophthalmus, Diplopie, Sensibilitätsausfällen oder inakzeptabler kosmetischer Deformation. Dabei werden die Frakturfragmente reponiert und durch Platten und Schrauben fixiert. Bei umfangreichen Weichteil- und Knochenverlusten können zusätzliche rekonstruktive Maßnahmen notwendig sein.
Postoperative Nachsorge
- Antibiotikaprophylaxe: Zur Verhinderung von Infektionen
- Ernährungsanpassung: Weiche oder flüssige Nahrung, um den Kiefer zu entlasten
- Physiotherapie: Übungen zur Wiederherstellung der Kieferfunktion
Komplikationen
Mögliche Komplikationen von Oberkieferfrakturen sind:
- Infektionen: Osteomyelitis, Sinusitis maxillaris, Weichteilinfektionen
- Fehlstellungen: Okklusionsstörungen, Malokklusion
Prognose
Die Prognose hängt von der schnellen und adäquaten Behandlung ab. Bei rechtzeitiger und korrekter Therapie sind die Heilungsaussichten gut, allerdings können komplexe Frakturen langfristige Komplikationen verursachen.
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