MRT-gesteuerte Fusionsbiopsie (Prostata)
Synonyme: MRT/Ultraschall-Fusionsbiopsie
Englisch: MRI–ultrasound fusion biopsy
Definition
Die MRT-gesteuerte Fusionsbiopsie ist ein bildgestütztes Biopsieverfahren der Prostata, bei dem zuvor in der multiparametrischen Magnetresonanztomographie (mpMRT) identifizierte Läsionen softwaregestützt mit Echtzeit-Ultraschallbildern fusioniert werden. Dadurch lassen sich verdächtige Areale gezielt punktieren und die diagnostische Sicherheit der Biopsie erhöhen.
Indikation
Laut Leitlinie ist eine MRT-gesteuerte Fusionsbiopsie in folgenden Fällen indiziert:
- bei vorliegendem PIRADS 4 bis 5 in der mpMRT der Prostata
- bei PIRADS 3 mit individuellem Patientenrisiko
- bei lokal begrenztem Prostatakarzinom mit Erwägung einer fokalen Therapie
- bei auffälligem Befund bei digital-rektaler Untersuchung nach individueller Abwägung
- als Zweitbiopsie bei hochverdächtigem Befund und negativem systematischem Biopsiebefund
Kontraindikationen
Zu den Kontraindikationen zählen Noncompliance, Unfähigkeit des Patienten ein MRT aufzunehmen (z.B. schwere Klaustrophobie), schwere Gerinnungsstörungen, akute Infektionen der Prostata sowie eine nicht eingestellte Antikoagulation.
Durchführung
Vor der eigentlichen Biopsie erfolgt eine mpMRT der Prostata, häufig nach dem PIRADS-Standard, um morphologische und funktionelle Kriterien des Prostatagewebes zu erfassen. Die so ermittelten Läsionen werden in eine Fusionssoftware eingelesen. Während der Biopsie erfolgt die optische Darstellung der Prostata mittels Sonographie, deren Live-Bilder mit den MRT-Datensätzen über eine Software zusammengefügt werden. Die Software ermöglicht eine präzise räumliche Zuordnung der MRT-markierten karzinomverdächtigen Zielareale im Ultraschall. Anschließend werden gezielt zwei bis drei Stanzzylinder pro Zielareal aus den markierten Läsionen entnommen.
Aussagekraft
Die MRT-gesteuerte Fusionsbiopsie hat im Vergleich zu rein ultraschallgestützten Biopsien eine höhere Detektionsrate, insbesondere bei kleinen oder anterior lokalisierten Tumoren. Die Kombination verschiedener MRT-Parameter (Diffusionswichtung, dynamische Kontrastmittelserien) erlaubt eine bessere Lokalisation verdächtiger Areale. Das reduziert die Zahl unnötiger Stanzzylinder und damit auch das Risiko für Nebenwirkungen, z.B. durch Infektionen.
Alternativen
Zu den alternativen Verfahren zählt die kognitiv gesteuerte MRT-Biopsie. Dabei orientiert sich der Untersucher an den zuvor betrachteten MRT-Aufnahmen und überträgt die dort identifizierten Läsionen gedanklich auf die Ultraschallbilder, sodass gezielt Biopsien entnommen werden können. Diese Methode erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und anatomischer Orientierung und wird vor allem im ambulanten Bereich eingesetzt.
Eine weitere Alternative ist die In-Bore-MRT-Biopsie. Dabei erfolgt die Probenentnahme direkt im MRT, wodurch eine präzise, bildgesteuerte Punktion der zuvor identifizierten Läsion ermöglicht wird. Dieses Verfahren ist aufgrund des hohen technischen Aufwands und der erforderlichen interdisziplinären Expertise ausschließlich in spezialisierten Zentren verfügbar und mit einem entsprechend erhöhten Ressourcenbedarf verbunden.
Kostenerstattung
Die multiparametrische MRT der Prostata ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Viele gesetzliche Krankenkassen schließen jedoch Selektivverträge mit spezialisierten radiologischen oder urologischen Zentren, wodurch die Kostenübernahme im Einzelfall möglich wird.
Quellen
- S3-Leitlinie Prostatakarzinom Version 8.1 - August 2025 AWMF-Registernummer: 043-022OL.
- Urologielehrbuch.de; Transrektale und Perineale Prostatabiopsie; abgerufen am 24.11.2025
- Vivantes Prostatazentrum Berlin; Fusionsbiopsie; abgerufen am 24.11.2025