Prostate Imaging-Reporting and Data System
Definition
Prostate Imaging-Reporting and Data System, kurz PI-RADS®, ist eine Klassifikation für die standardisierte Befundung der multiparametrischen MRT der Prostata bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom. Die derzeit (2024) aktuelle Version 2.1 wurde 2019 unter anderem vom American College of Radiology (ACR), der European Society of Urogenital Radiology (ESUR) und der AdMeTech Foundation entwickelt.
Hintergrund
Bestimmte Kombination von radiologischen Befunden sollen die Wahrscheinlichkeit eines klinisch bedeutsamen Prostatakarzinoms voraussagen. Dieses ist durch eines der folgenden Faktoren definiert:
- Gleason-Score ≥ 7 (inklusive 3+4 mit ausgeprägter, aber nicht vorherrschender Gleason-4-Komponente)
- Volumen > 0,5 mL
- extraprostatische Ausdehnung
Jede Läsion wird mit einem Score von 1 bis 5 bewertet:
- PI-RADS 1: sehr geringes Risiko (das Vorhandensein eines klinisch bedeutsamen Prostatakarzinoms ist sehr unwahrscheinlich)
- PI-RADS 2: niedriges Risiko (klinisch signifikantes Prostatakarzinom unwahrscheinlich)
- PI-RADS 3: intermediäres Risiko (das Vorhandensein eines klinisch bedeutsamen Prostatakarzinoms ist nicht eindeutig)
- PI-RADS 4: hohes Risiko (das Vorhandensein eines klinisch bedeutsamen Prostatakarzinoms ist wahrscheinlich)
- PI-RADS 5: sehr hohes Risiko (das Vorhandensein eines klinisch bedeutsamen Prostatakarzinoms ist sehr wahrscheinlich)
- PI-RADS X: Teil der Untersuchung ist technisch unzureichend oder nicht durchgeführt
Bewertung
Jede Läsion wird in der DWI- und T2w-Sequenz sowie nach dem Vorhandensein oder Fehlen einer dynamischen Kontrastmittelanreicherung mit 1 bis 5 bewertet. Der Beitrag dieser Scores zur PI-RADS-Gesamtbewertung ist unterschiedlich, je nachdem, ob sich die Läsion in der Transitionszone oder in der peripheren Zone der Prostata befindet. In der Transitionszone wird die PI-RADS-Bewertung in erster Linie durch den T2w-Score bestimmt und manchmal durch den DWI-Score modifiziert. Für die periphere Zone wird die PI-RADS-Bewertung in erster Linie durch den DWI-Score bestimmt und manchmal durch das Vorhandensein einer Kontrastmittelanreicherung modifiziert.
T2w-Score
In der Transitionszone unterscheidet man folgende Punkte in der T2w-Sequenz:
- 1: normal erscheinende Transitionszone (selten) oder ein runder, vollständig abgekapselter Knoten ("typischer Hyperplasieknoten" der benignen Prostatahyperplasie)
- 2: ein größtenteils abgekapselter Knoten oder ein homogen umschriebener Knoten ohne Verkapselung ("atypischer Knoten") oder ein homogener, leicht hypointenser Bereich zwischen den Knötchen
- 3: Heterogene Signalintensität mit unscharfen Rändern; umfasst andere, die nicht unter 2, 4 oder 5 fallen
- 4: linsenförmiges oder nicht umschriebenes, homogenes, moderat hypointenses Areal < 1,5 cm in der größten Ausdehnung
- 5: wie 4, aber ≥ 1,5 cm in der größten Ausdehnung oder eindeutige extraprostatische Ausdehnung bzw. invasives Verhalten
Der T2w-Score der peripheren Zone unterscheidet:
- 1: einheitlich hohe Signalintensität (normal)
- 2: lineare oder keilförmige Hypointensität oder diffuse leichte Hypointensität, meist mit unscharfem Rand
- 3: heterogene Signalintensität oder nicht umschriebene, abgerundete, mäßige Hypointensität; schließt Läsionen ein, die nicht als 2, 4 oder 5 eingestuft werden können
- 4: umschrieben, homogen, mäßige Hypointensität und < 1,5 cm in der größten Ausdehnung
- 5: wie 4, aber ≥ 1,5 cm in der größten Ausdehnung oder eindeutige extraprostatische Ausdehnung/invasives Verhalten
DWI-Score
Der DWI-Score ist bei der Transitionszone und peripheren Zone identisch. Die Signalintensität der Läsion wird visuell mit dem durchschnittlichen Signal von normalem Prostatagewebe an anderer Stelle in derselben histologischen Zone verglichen. Man unterscheidet:
- 1: keine Abnormalität in der ADC-Sequenz oder DWI mit hohem b-Wert
- 2: linear/keilförmige Hypointensität in ADC und/oder Hyperintensität in DWI mit hohem b-Wert
- 3: fokale (diskrete und vom Hintergrund abweichende), geringe bis moderate Hypointensität in ADC und/oder geringe bis moderate Hyperintensität in DWI mit hohem b-Wert; kann deutlich hypointens in ADC oder deutlich hyperintens in DWI mit hohem b-Wert sein, aber nicht beides
- 4: fokale, deutliche Hypointensität in ADC und deutliche Hyperintensität bei DWI mit hohem b-Wert; < 1,5 cm in der größten Ausdehnung
- 5: wie 4, aber ≥ 1,5 cm in der größten Ausdehnung oder eindeutige extraprostatische Ausdehnung/invasives Verhalten
Dynamische Kontrastmittelsequenz
In der dynamischen Kontrastmittelsequenz (DCE) unterscheidet man:
- negativ:
- kein frühes oder zeitgleiches Enhancement, oder
- diffuses multifokales Enhancement, das nicht mit einem fokalen Befund auf T2w und/oder DWI übereinstimmt, oder
- fokales Enhancement, das einer Läsion entspricht, die Merkmale einer gutartigen Prostatahyperplasie in T2w zeigt (z.B. prolabierter gutartiger Hyperplasieknotens in der peripheren Zone)
- positiv:
- fokal, und
- früher als oder gleichzeitig mit dem Enhancement des benachbarten normalen Prostatagewebes, und
- entspricht einem verdächtigen Befund in T2w und/oder DWI
Gesamtscore
Transitionszone
Bei Läsionen in der Transitionszone folgt die PI-RADS-Gesamtbewertung dem T2w-Score. Ausnahmen sind T2w-Scores von 2 oder 3, die durch den DWI-Score hochgestuft werden können. Dabei muss der DWI-Score um mindestens zwei Punkte höher sein (d.h. T2w-Score von 2 und ein DWI-Score von 4 führt zu einer PI-RADS-Gesamtbewertung von 3.
T2w-Score | DWI-Score | PI-RADS |
---|---|---|
1 | 1 | |
2 | 1 - 3 | 2 |
4 - 5 | 3 | |
3 | 1 - 4 | |
5 | 4 | |
4 | ||
5 | 5 |
Periphere Zone
Bei Läsionen in der peripheren Zone ist der DWI-Score maßgebend, d.h. der PI-RADS-Score entspricht dem DWI-Score. Der T2w-Score wird nur dann für die PI-RADS-Gesamtbewertung herangezogen, wenn die DWI inadäquat oder nicht vorhanden ist.
Eine Ausnahme stellt ein DWI-Score von 3 dar: In diesem Fall führt ein positives Enhancement in der DCE zu einer Hochstufung der Gesamtbewertung auf PI-RADS 4.
DWI-Score | DCE | PI-RADS |
---|---|---|
1 | 1 | |
2 | 2 | |
3 | - | 3 |
+ | 4 | |
4 | ||
5 | 5 |
Management
Das anschließende Management ist abhängig von weiteren Faktoren wie der Höhe des prostataspezifischen Antigens (PSA), der klinischen Vorgeschichte, der lokalen Expertise und den Präferenzen des Patienten. Im Allgemeinen erfolgt eine Biopsie von Läsionen mit PI-RADS 4 oder 5.
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