Multiparametrische MRT der Prostata
Definition
Die multiparametrische MRT der Prostata, kurz mpMRT ist eine nicht-invasive, radiologische MRT-Technik zur Beurteilung der Prostata. Sie dient insbesondere der Detektion und Charakterisierung von Prostatakrebs. Dabei werden anatomische und funktionelle Bildgebungssequenzen kombiniert.
Hintergrund
Die mpMRI kombiniert die anatomischen Informationen aus T1- und T2-gewichteten Sequenzen mit funktionellen Informationen aus diffusionsgewichteten Sequenzen (DWI) und dynamischen Kontrastmittelsequenzen (DCE). In seltenen Fällen kommen auch weitere Techniken wie die MR-Spektroskopie (MRS) zum Einsatz.
Wird auf die Kontrastmittelsequenzen verzichtet, spricht man von einer biparametrischen MRT (bpMRT) der Prostata.
Indikationen
- Erkennung und Lokalisierung eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms bei Patienten mit negativer Biopsie oder ohne bisherige Biopsie
- Active Surveillance bei Patienten mit Prostatakarzinom
- lokoregionäres Staging bei Prostatakarzinom
- Erkennung eines lokoregionären Rezidivs nach Prostatektomie
Vorbereitung
- Reduzierung von Artefakten durch Darmbewegung und Luft/Stuhl im Darm: ggf. Gabe von krampflösenden Mitteln (z.B. Butylscopolamin), vorherige Nahrungskarenz (z.B. 4 Stunden), Entleerung des Darms vor der Untersuchung.
- Abstinenz von der Ejakulation: Hintergrund ist die vermehrte Ausdehnung der Samenbläschen. Der Nutzen ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen.
- Lagerung des Patienten in Rückenlage
- Multiphased-Array-Körper- und Oberflächenspulen werden bevorzugt. Endorektale Spulen können die Signalqualität verbessern.
Eine höhere Feldstärke (3 Tesla) bietet ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis, die mpMRT ist jedoch auch bei 1,5-Tesla-Geräten möglich. Die MRT sollte frühestens 6 Wochen nach einer Biopsie durchgeführt werden.
Sequenzen
Das typische mpMRT-Protokoll beinhaltet Sequenzen in folgenden Raumebenen:
- axial: streng axial zur Körperachse und senkrecht zur z-Achse des Körpers. Bulbus penis und gesamte Samenbläschen sollten erfasst sein.
- sagittal: streng sagittal zur Körperachse von der rechten bis zur linken Fossa iliaca.
- koronar: streng koronal zur Körperachse vom vorderen Rand des Schambeins bis ca. zur Mitte des Rektums.
- paraaxial: senkrecht zur z-Achse der Prostata. Die gesamte Prostata und die Samenbläschen sollten erfasst sein.
- parakoronar: parallel zur hinteren Begrenzung der Prostata. Die gesamte Prostata und die Samenbläschen sollten erfasst sein.
In der Regel werden folgende Sequenzen angewendet:
- T1w-FSE axial: allgemeiner Überblick, Erkennung von Prostatablutungen, Charakterisierung von Beckenknochen und Weichteilen, Beurteilung von Lymphknoten
- T2w-FSE paraaxial, sagittal und parakoronar: Morphologie der Drüsen, Beurteilung der Transitionszone, Bewertung einer ggf. vorliegenden extraprostatischen Ausdehnung und einer Samenblaseninvasion
- DWI paraaxial: Funktionelle Beurteilung insbesondere der peripheren Zone. Dabei mindestens b50-100 und 800-1000 für die ADC-Berechnung sowie separate Erfassung bzw. Berechnung eines hohen b-Wertes (> 1.400 s/mm²)
Optionale Sequenzen sind:
- T1w-GRE nach Kontrastmittel (DCE) paraaxial: hilfreich bei der Beurteilung von unklaren Befunden und bei Rezidiven nach Prostatektomie.
- T2w-FSE (3D): zur Beurteilung der Morphologie
siehe auch: PI-RADS
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