Active Surveillance
Synonym: Aktive Überwachung
Definition
Active Surveillance ist eine Behandlungsstrategie, welche die aktive, engmaschige Beobachtung bzw. Überwachung des Patienten in den Vordergrund stellt. Eine Behandlung findet erst statt, wenn die Erkrankung des Patienten sich verschlechtert oder der Patient einen konkreten Therapiewunsch äußert.
Hintergrund
Dem Konzept der Active Surveillance liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es Tumorerkrankungen wie das Prostatakarzinom gibt, die nur sehr langsam fortschreiten und darum nicht sofort behandlungsbedürftig sind. Eine frühzeitige kurative Therapie mit ihren Nebenwirkungen würde in diesem Fall zu einer schlechteren Lebensqualität des Patienten führen ("Übertherapie").
Eine Active Surveillance kommt nur in Betracht, wenn bei einer Verschlechterung die kurative Therapie immer noch rechtzeitig interveniert. Kommt es zu einer plötzlichen Progredienz der Erkrankung oder äußert der Patient einen Therapiewunsch, wird eine Operation (Prostatektomie) oder eine Bestrahlung durchgeführt.
Indikation beim Prostatakarzinom
Die Kriterien für eine Active Surveillance beim Prostatakarzinom sind:
- Tumorstadium: T1c und T2a
- Anzahl positiver Stanzbiopsien ≤ 2 in 10-12 Stanzen
- Tumorvolumen der positiven Stanzbiopsie ≤ 50%
- Prostataspezifisches Antigen (PSA): ≤ 10 ng/ml bis 70. LJ bzw. < 15 ng/ml ab 70. LJ
- Gleason-Score: ≤ 6 bis 70. LJ bzw. ≤ 7 (3+4) ab 70. LJ
Voraussetzung für die Active Surveillance ist eine gute Compliance des Patienten.
Outcome
Klinische Studien haben gezeigt, dass es in Bezug auf die Mortalität keinen signifikanten Unterschiede zwischen Patienten gibt, die durch Active Surveillance oder eine sofortige Standardtherapie (z.B. radikale Prostatektomie, Brachytherapie) behandelt wurden.
Bei rund 60% der Patienten mit Prostatakarzinom zeigt der Tumor auch nach 8 Jahren noch kein signifikantes Wachstum.
Abgrenzung
Die Active Surveillance ist vom palliativen Therapiekonzept des Watchful Waiting abzugrenzen, bei dem keine engmaschige klinische Überwachung erfolgt. Die Active Surveillance wird vor allem bei jüngeren Patienten eingesetzt, das Watchful Waiting bei älteren Patienten mit Begleiterkrankungen und bereits beschränkter Lebenserwartung.