Mittlere Palmar- bzw. Plantarnerven-Anästhesie (Pferd)
Synonym: MPA
Englisch: abaxial sesamoid block
Definition
Die mittlere Palmar- bzw. Plantarnerven-Anästhesie, kurz MPA, ist eine Methode der Leitungsanästhesie beim Pferd, die hauptsächlich im Rahmen der Diagnostik der Lahmheit zum Einsatz kommt.
Hintergrund
Bei einer Leitungsanästhesie wird mithilfe eines Lokalanästhetikums gezielt ein Nerv desensibilisiert. Durch die perineurale Infiltration kommt es zur Unterbrechung der Reizleitung, sodass das distal der Punktionsstelle liegende Versorgungsareal anästhesiert wird.
Durchführung
Die Leitungsanästhesie wird an der aufgehobenen Gliedmaße durchgeführt. Hierzu wird der Bereich um das Fesselgelenk großzügig und mehrmals mit 70%igem Alkohol desinfiziert.
Bei der mittleren Plamar- bzw. Plantarnerven-Anästhesie werden die Nervi palmares medialis und lateralis bzw. Nervi plantares medialis und lateralis auf Höhe des Fesselkopfes anästhesiert. Die Punktionsstelle befindet sich abaxial der oberflächlichen und tiefen Beugesehne an der Gleichbeinbasis. Die Kanüle ist dann von proximal nach distal zu setzen. Sobald das Pferd wieder ruhig steht, kann die Spritze aufgesetzt und das Lokalanästhetikum (z.B. 1 bis 2 ml Mepivacain) injiziert und die Spritze mitsamt der Kanüle entfernt werden.
Nach ca. 15 Minuten kann die Wirkung der Leitungsanästhesie durch Berühren mit einem stumpfen Gegenstand distal der Punktionsstelle überprüft werden. Bei korrekter Durchführung ist die Sensibilität in diesem Bereich aufgehoben und das Pferd kann erneut untersucht werden (z.B. Trab).
Ergebnis
Das Ergebnis der mittleren Palmar- bzw. Plantarnerven-Anästhesie ist mit negativ, positiv oder mit Restlahmheit zu beurteilen. Der Grad der verbliebenen Lahmheit kann dann in Prozent angegeben werden (z.B. die MPA hat eine Besserung der Lahmheit um 70 bis 80 % ergeben).
Zielstruktur
Nach einer erfolgreichen Leitungsanästhesie ist die gesamte Gliedmaße distal des Fesselgelenks anästhesiert. Wichtige Strukturen, die hierbei betroffen sind, sind u.a.:
- Fessel-, Kron- und Hufbein
- Strahlbein
- Kron- und Hufgelenk
- distaler Anteil der tiefen und oberflächlichen Beugesehne
- Bursa podotrochlearis
Zusätzlich sind alle anderen Strukturen im und um den Huf inkl. sämtliche Bänder anästhesiert.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind alle Verletzungen und Erkrankungen zu berücksichtigen, die bei einer positiven TPA (tiefe Palmar- bzw Plantarnerven-Anästhesie) ausgeschlossen werden müssen. Hinzu kommen noch folgende Differenzialdiagnosen:
- Hufgelenkarthrose
- Krongelenkarthrose
- Krongelenkluxation
- Desmopathie des Seitenbandes des Hufgelenks
- Hufbeinfraktur
- Kronbeinfraktur
- subchondrale Knochenzyste des Hufbeins und/oder Kronbeins
- Keratom
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Pferdechirurgie. Tabelle der Leitungsanästhesien. Universitätsklinik für Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien.
- Univ.-Prof. Dr.med.vet. Florien Jenner, PhD, Dipl. ACVS & ECVS. Orthopädische Erkrankungen des Pferdes. University of Veterinary Medicine, Vienna.
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