Hufbeinfraktur (Pferd)
Synonym: Fractura phalangis distalis
Englisch: fractures of the distal phalanx, coffin bone fractures
Vorkommen
Hufbeinfrakturen sind seltene Verletzungen des Hufbeins. Sie kommen sowohl bei Vorder- als auch bei Hintergliedmaßen vor, treten aber gehäuft im lateralen Abschnitt des linken Vorderhufs und im medialen Abschnitt des rechten Vorderhufs bei Rennpferden auf.
Ätiopathogenese
Hufbeinfrakturen entstehen in den meisten Fällen traumatisch. Durch plötzlich einwirkende Kräfte (z.B. Ausschlagen gegen Boxenwände) oder durch den stumpfen Aufprall der Sohlenfläche auf unebenem, hartem Boden sowie auf Steine kommt es zur Fraktur des Hufbeins.
Prädisponiert sind Rennpferde sowie Pferde, die an Hufrehe leiden.
Klassifizierung
Hufbeinfrakturen werden in sieben Typen eingeteilt:
Typ | Befund |
---|---|
I | Hufbeinastfraktur ohne Gelenkbeteiligung |
II | schräge oder paraxiale Sagittalfrakturen, die nicht in der axialen Hufebene liegen |
III | axiale Sagittalfraktur, die das Hufbein in zwei gleich große Hälften teilt |
IV | Fraktur des Processus extensorius |
V | Trümmerfraktur |
VI | Fraktur des Margo solearis |
VII | Fraktur des Margo solearis beim Fohlen |
Klinik
Betroffene Tiere leiden an einer hochgradigen Stützbeinlahmheit (Grad 4-5/5). Der Huf wird nicht mehr belastet und in Palmarflexion gehalten. Die Hauptmittelfußarterien pulsieren stark und der Kronrand ist - abhängig vom Frakturtyp - druckdolent und geschwollen. Sowohl Flexion als auch Rotationsbewegungen bei fixiertem Kronbein und die Perkussion des Hufs sind äußerst schmerzhaft.
Diagnose
Die Diagnose wird mithilfe der orthopädischen Untersuchung und anschließender Röntgenuntersuchung der distalen Gliedmaße (v.a. Oxspring-Aufnahme) gestellt. Bei unklaren Fällen kann eine Computertomographie die Diagnose sichern.
Therapie
Die Wahl der geeigneten Therapie einer Hufbeinfraktur hängt einerseits vom Frakturtyp ab, andererseits vom Alter des Pferdes, dem Verwendungszweck (Freizeitpferd oder Sportpferd) und vom finanziellen Rahmen der Tierbesitzer. Es muss zwischen folgenden Behandlungsoptionen ausgewählt werden:
- Bewegungseinschränkung alleine
- Bewegungseinschränkung in Kombination mit Hufkorrektur inkl. Spezialbeschlag oder Castverband
- chirurgische Fixation der Fraktur mittels Zugschraube (Typ II, III und eventuell IV)
- operative Entfernung der Knochenfragmente (Typ IV)
Die meisten Hufbeinfrakturen werden konservativ mittels Ruhigstellung und speziellem Hufbeschlag (z.B. Rundeisen) behandelt. Die Maßnahmen zielen darauf ab, das Hufbein innerhalb der Hornkapsel weitgehend zu immobilisieren, um die Knochenheilung zu fördern.
Typ | Therapie | Prognose |
---|---|---|
I | Ruhigstellung ± Castverband | sehr gut |
II | Ruhigstellung + Castverband bzw. Zugschraube bei großem Knochenfragment | mittelmäßig bis gut |
III | Zugschraube + Ruhigstellung + Castverband | vorsichtig |
IV | arthroskopische Resektion oder Zugschraube | sehr gut bis gut |
V | Ruhigstellung + Castverband bzw. Resektion bei Sekundärinfektion | vorsichtig |
VI | Ruhigstellung + Spezialbeschlag | sehr gut |
VI | Ruhigstellung | sehr gut |
Literatur
- Baxter GM. 2011. Adams and Stashak's Lameness In Horses. Sixth edition. Wiley-Blackwell Publishing, Ltd. ISBN: 978-0-8138-1549-7/2011.
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
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