Lithiumintoxikation
Definition
Eine Lithiumintoxikation ist eine Vergiftung mit Lithium. Sie entsteht bei Serumkonzentrationen von über 1,5 mmol/l, wobei Werte ab 3,5 mmol/l letal sein können.
Hintergrund
Lithium hat eine geringe therapeutische Breite. Aus diesen Gründen ist eine regelmäßige Kontrolle der Serumkonzentration notwendig. Der langfristige Zielbereich liegt bei 0,5-0,8 mmol/l.
Ursachen
Als Ursachen einer Lithiumintoxikation kommen in Betracht:
- erhöhte Aufnahme: Suizidabsicht, fehlerhafte Einnahme, seltene Kontrolle der Serumspiegel
- Medikamenteninteraktionen: Diuretika (v.a. Thiazide), NSAR (außer ASS), ACE-Hemmer, Sartane
- verminderte Ausscheidung: Dehydratation, Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts , v.a. eine Hyponatriämie (z.B bei fiebrigen Infekten, Schwitzen, Erbrechen und Durchfall)
Insbesondere eine Hyponatriämie kann zu einer Lithiumintoxikation führen, weil Lithium- und Natrium-Ionen um die Rückresorption am proximalen Tubulus konkurrieren. Da Lithium fast ausschließlich renal eliminiert wird, trägt auch eine Niereninsuffizienz zu seiner toxischen Akkumulation bei.
Symptome
Bei einer Lithiumintoxikation gelten Faszikulationen als erste Warnsignale. Im Verlauf treten folgende Symptome auf:
- Schwindel
- gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenschmerzen, Inappetenz
- neurologisch: Dysarthrie, Ataxie, Tremor (v.a. der Hände), Downbeat-Nystagmus, Dysdiadochokinese, Somnolenz
- psychiatrisch: Schläfrigkeit, Apathie, psychomotorische Verlangsamung
Bei einem schweren Verlauf treten Rigor, Hyperreflexie, generalisierte Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen und Oligurie mit Niereninsuffizienz hinzu.
Komplikationen
Eine mögliche Langzeitfolge einer Lithiumintoxikation ist das sog. SILENT-Syndrom. Dabei entwickeln die Patienten trotz erfolgreicher Elimination von Lithium persistierende neurologische und neuropsychiatrische Symptome. Ein SILENT-Syndrom kann Monate und in seltenen Fällen Jahre bestehen. Am häufigsten sind dabei persistierende zerebelläre Symptome. Weitere mögliche Manifestationen sind extrapyramidalmotorische Störungen, Demenz, Downbeat-Nystagmus, Myopathie, periphere Neuropathie oder Erblindung.
Therapie
Je nach Ausprägung der Intoxikationssymptomatik sind verschiedene therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Grundsätzlich gilt, dass Lithium sofort abgesetzt werden muss. Die Elimination von Lithium wird beschleunigt durch:
- Magenspülung (bei akuter Intoxikation)
- Hämodialyse (bei potentiell letaler Intoxikation oder Niereninsuffizienz)
Oft entsteht die Lithiumintoxikation auf dem Boden eines Natriumverlustes, vor allem bei Dehydratation. Daher ist ein Ausgleich des Wasser-Elektrolyt-Haushalts durch Gabe von 0,9%iger NaCl-Lösung i.v. sinnvoll. Bei schwerem Verlauf ist eine intensivmedizinische Behandlung zur Sicherung der Vitalfunktionen und zur Therapie möglicher Komplikationen notwendig.
Literatur
- UptoDate - Lithium poisoning, abgerufen am 14.02.2023
- Adityanjee Fallbericht: The Syndrome of Irreversible Lithium-Effectuated Neurotoxicity (SILENT), Thieme-Verlag, Pharmacopsychiatry 1989
- Karow und Lang; Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2022; 30. Auflage
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