Leucocytozoonose (Geflügel)
Synonym: Leucocytozoon-Infektion
Definition
Als Leucocytozoonose bezeichnet man eine parasitäre Infektionskrankheit beim Geflügel, die durch Vertreter der Gattung Leucocytozoon verursacht wird.
Ätiologie
Beim Huhn parasitieren vorrangig Leucocytozoon caulleryi und Leucocytozoon sabrazesi, während in Truthühnern bevorzugt Leucocytozoon smithi und in Gänsen und Enten Leucocytozoon simondi gefunden werden.
Die Makro- sowie Mikrogamonten parasitieren in Leukozyten und bei einigen Arten auch in Erythrozyten, in denen sie dann eine spindelförmige Gestalt annehmen.
Epidemiologie
Leucocytozoon caulleryi und Leucocytozoon sabrazesi sind in Südostasien weit verbreitet. Im Gegensatz dazu kommen Leucocytozoon smithi und Leucocytozoon simondi in Europa und Nordamerika vor. In Deutschland werden autochthone und tödliche Infektionen gehäuft bei Wellensittichen beobachtet.
Die wirtschaftliche Bedeutung von Leucocytozoon-Infektionen ist in Europa gering, da nur sporadisch Erkrankungen bei Wirtschaftsgeflügeln auftreten.
Pathogenese
Die Parasiten werden in Form von Sporozoiten bei der Blutmahlzeit von verschiedenen Vektoren (Simuliidae) übertragen.
Nach der Infektion befallen die kleinen Meronten (etwa 20 µm groß) die Hepatozyten, worauf sich größere Meronten (bis zu 500 µm Größe, als Megalomeronten bezeichnet) in vielen anderen Organen ansiedeln (u.a. Muskulatur, Milz, Leber, Nieren und selten auch im Muskelmagen und Gehirn). In diesen Organen entstehen massenhaft kleine Merozoiten (etwa 1 µm groß), die dann in die Blutbahn einwandern und dort in Leukozyten eindringen. Bei einigen Arten werden auch auch unreife Erythrozyten befallen. In diesen Blutzellen findet dann die Entwicklung zu Makro- und Mikrogamonten statt, die dann wiederum bei der Blutmahlzeit von den Vektoren aufgenommen werden. Innerhalb der Vektoren erfolgt dann die Syngamie und Sporogonie.
Die für die Erkrankung typische Anämie wird einerseits durch die Zerstörung befallener Blutkörperchen, anderenfalls durch eine intravaskuläre Hämolyse nicht-befallener Erythrozyten verursacht.
Klinik
Das klinische Bild hängt einerseits vom Endwirt, andererseits von der Leucocytozoon-Art ab.
Bei Junghühnern werden schwere Hämorrhagien in verschiedenen Organen beobachtet. Es kommt zu Anämie, Teilnahmslosigkeit und Wachstumsdepression. Bei Hennen fällt die Legeleistung drastisch ab und die Eier sind häufig weichschalig. Selten kommt es auch zu Bewegungsstörungen (schwankend-taumelnder Gang), Kopfschleudern, Verdrehen des Halses sowie zu blassen Schleimhäuten. Die Mortalitätsrate liegt zwischen 2 und 80 %.
Pathohistologie
Im Zuge der Sektion fallen Blässe sowie Hämorrhagien in der Lunge, Leber, Niere, Milz, Gallenblase und Herzmuskulatur auf. Bei Legehühnern können bis zu 300 µm große Meronten in den Ovarien und Eileitern gefunden werden.
Immunologie
Eine überstandene Infektion hinterlässt eine stabile Immunität gegenüber einer weiteren Erkrankung.
Diagnose
Die Diagnose wird durch den mikroskopischen Nachweis der Gamonten in giemsagefärbten Blutausstrichen sowie der Meronten in Organschnitten und Tupferpräparaten gesichert.
Therapie
Die Therapie kann mit potenzierten Sulfonamiden (über das Futter für mehrere Wochen) durchgeführt werden. Eine Behandlung ist jedoch nur nach entsprechender Umwidmung und nur bei nicht-lebensmittelliefernden Tieren möglich.
Prophylaxe
Vermeidung bzw. Bekämpfung der Vektoren.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0