L5-Syndrom
Englisch: L5 syndrome
Definition
Das L5-Syndrom ist ein klinisches Schmerzsyndrom, das durch Irritation oder Läsion der Nervenwurzel L5 entsteht.
Ätiopathogenese
Bandscheibenvorfälle sind die häufigste Ursache für radikuläre Syndrome. Bei einer alleinigen Vorwölbung der Bandscheibe bei intaktem Anulus fibrosus spricht man von einer Protrusion, das Austreten des Nucleus pulposus bei geschädigtem Anulus fibrosus wird als Prolaps bezeichnet. Durch Protrusion und Prolaps wird die Nervenwurzel irritiert oder geschädigt.
Eine Ischämie, benigne oder maligne Tumoren im Bereich der Nervenwurzel L5, eine Spinalkanalstenose oder eine zystische Raumforderung sind seltener Ursache eines L5-Syndroms.
Klinik
Eine Irritation der Nervenwurzel L5 führt zunächst zu Schmerzen im entsprechenden Dermatom, d.h. an der dorsolateralen Seite des Oberschenkels[1][2], der Außenseite des Knies sowie der ventralen, lateralen Seite des Unterschenkels bis zum Fußrücken mit der Großzehe.
Wenn das L5-Syndrom durch einen Tumor bedingt ist, nehmen diese Schmerzen vor allem in Ruhe zu. Ein Bandscheibenvorfall führt dagegen vor allem bei Belastung zu Schmerzen. Eine intraspinale Druckerhöhung (z.B. durch Bauchpresse, Husten oder Niesen) verstärkt die Schmerzen.
Zusätzlich sind Sensibilitätsstörungen im Dermatom möglich.
Wenn bei ausgeprägter Wurzelschädigung auch die motorischen Fasern geschädigt werden, ist die Funktion des Musculus extensor hallucis longus, des Musculus tibialis anterior und des Musculus gluteus medius eingeschränkt. Dies führt dazu, dass Fuß und Großzehe nicht mehr angehoben werden können, die Inversion sowie die Abduktion im Hüftgelenk sind ebenfalls eingeschränkt.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte an eine Peronaeusparese gedacht werden, bei der jedoch die Funktion des Musculus gluteus medius und der Tibialis-posterior-Reflex nicht beeinträchtigt sind. In seltenen Fällen kann auch eine zentrale Monoparese Ursache der Beschwerden sein.
Diagnostik
Grundlage ist zunächst eine ausführliche Anamnese sowie eine gründliche neurologische Untersuchung, bei der vor allem auf Sensibilitätsstörungen, Paresen, das Lasègue-Zeichen sowie den Tibialis-posterior-Reflex geachtet werden sollte. Beim Tibialis-posterior-Reflex ist jedoch nur eine Seitendifferenz aussagekräftig.
An bildgebender Diagnostik sollte eine Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule, eine MRT des Rückenmarks und ggf. des Gehirns angefertigt werden.
Die Abschätzung des Ausmaßes der neurogenen Schädigung ist anhand der Elektromyographie möglich.
Therapie
Die Therapie ist von der Ursache des L5-Syndroms abhängig. Ein Tumor sollte operativ entfernt werden. Ein Bandscheibenvorfall wird häufig konservativ behandelt (Physiotherapie, Medikamente, physikalische Therapie), jedoch ist bei ausgeprägten Paresen ebenfalls eine Operation indiziert.
Quellen
- ↑ Table: Symptome häufiger Radikulopathien nach Dermatomebene - MSD Manual Profi-Ausgabe, abgerufen am 27.10.2021
- ↑ Ein Internetatlas des Zentrums Anatomie der Universität zu Köln - Bandscheibenvorfälle: Diagnostik, Symptome und Therapie, abgerufen am 27.10.2021