Hypervitaminose A (Katze)
Synonym: Vitamin-A-Überdosierung
Definition
Als Hypervitaminose A bezeichnet man eine erhöhte Serumkonzentration von Vitamin A bei der Katze, die zu einer verstärkten Knochenzubildung an Gelenken führt.
Vorkommen
Die Hypervitaminose A tritt bei Katzen nur äußerst selten auf.
Ätiologie
Hypervitaminosen sind häufig diätetisch bedingt. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich adulte Tiere, die überwiegend mit roher Leber gefüttert werden. Aufgrund des hohen Vitamin-A-Gehalts kommt es zu einer Überversorgung und infolge dessen auch zu klinisch manifesten Erkrankungen.
Pathogenese
Durch den Vitaminüberschuss kommt es zu einer exzessiven Knochenzubildung an diarthrotischen Gelenken - v.a. an der Halswirbelsäule. Durch den Knochenzubau bilden sich Spondylosen, die einerseits das Rückenmark, andererseits die abzweigenden Nervenwurzeln komprimieren.
Klinik
Betroffene Katzen leiden an einer Skoliose oder an einer Ventroflexion des Halses. Oftmals entwickelt sich auch eine knöcherne Fusion des atlantoaxialen Gelenks. Die Palpation des Halses verursacht aufgrund der Kompression der Nervenwurzeln und der teils massiven Exostosen deutliche Schmerzen. Häufig ist auch eine neurogene Muskelatrophie palpierbar. Aufgrund der knöchernen Zubildungen kommt es zu Funktionsverlusten mehrerer Gelenke, weshalb erkrankte Katzen auch häufig Lahmheiten und/oder eine Känguru-artige Sitzposition aufweisen.
Aufgrund der Bewegungseinschränkungen und der Schmerzen putzen sich die Katzen nicht mehr richtig, sodass es zu einem ungepflegten Haarkleid, zu Inappetenz und zu Gewichtsverlust kommt.
Differenzialdiagnosen
Neben anderen muskuloskelettalen Erkrankungen (z.B. Bandscheibenvorfall) ist eine Mukopolysaccharidose in Betracht zu ziehen.
Diagnose
Die Diagnose wird mittels bildgebender Verfahren gesichert. Mithilfe von Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule lassen sich die typischen bandförmigen Verknöcherungen der paravertebralen Weichteilgewebe darstellen. Zusätzlich werden Ankylosen sowie stenotische Foramina intervertebralia ersichtlich.
Therapie
Das Fortschreiten der Spondylosenbildung kann durch abruptes Absetzen der Leberdiät gestoppt werden.
Prognose
Die Prognose ist vorsichtig zu stellen, da die bereits bestehenden Veränderungen am Skelett kaum mehr reversibel sind. Palliativ können antiphlogistisch und analgetisch wirkende Medikamente eingesetzt werden (z.B. Meloxicam und/oder Frunevetmab).
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9