Bandscheibenvorfall (Katze)
Synonyme: Diskusprolaps, Diskushernie, Prolapsus nuclei pulposi, Prolaps disci
Englisch: spinal disc herniation
Definition
Als Bandscheibenvorfall bzw. Diskusprolaps der Katze bezeichnet man eine Kompression des Rückenmarks und/oder der Nervenwurzeln, die durch Gewebeanteile des Nucleus pulposus der Bandscheibe verursacht wird. Ein Bandscheibenvorfall kann akut oder chronisch auftreten.
Vorkommen
Bandscheibenvorfälle kommen bei Katzen deutlich seltener vor als bei Hunden. Sie stellen nur rund 0,12 % aller neurologischen Pathologien dar. Betroffen sind vorwiegend adipöse und mittelalte (ca. 7 Jahre) Wohnungskatzen.
Ätiologie
Bandscheibenvorfälle gehören zur Gruppe der degenerativen Wirlbelsäulenerkrankung.
Pathogenese
Im Zuge der Degeneration reißt der Anulus fibrosus ein, weshalb der im Zentrum der Bandscheibe gelegene Nucleus pulposus in die Peripherie gedrängt wird. Abhängig vom Verlauf (akut vs. chronisch) kommt es dann zu einer plötzlichen oder langsam zunehmenden Verlagerung (Vorfall) des Nucleus pulposus nach dorsal oder zu den Seiten. Je nachdem, in welche Richtung der Nucleus pulposus verdrängt wird, werden entweder das Rückenmark oder die angrenzenden Nervenwurzeln komprimiert.
Vom Bandscheibenvorfall ist die Bandscheibenprotrusion (Diskusprotrusion) abzugrenzen. Hierbei kommt es zu einer Vorwölbung der Bandscheibe bei intaktem Anulus fibrosus. Im Gegensatz zum Bandscheibenvorfall kann sich die Bandscheibenprotrusion unter bestimmten Umständen wieder zurückbilden.
Klinik
Der klinische Verlauf der Erkrankung kann protrahiert sein. Abhängig von der Art des Vorfalls (akut vs. chronisch) können Symptome wie spinale Hyperästhesie, eine tiefe Schwanzhaltung und Bewegungsunlust beobachtet werden. Im späteren Krankheitsverlauf kommen Paresen oder Paralysen sowie Obstipation und Harninkontinenz bzw. fehlender Harnabsatz hinzu.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese sowie der klinischen und orthopädisch-neurologischen Untersuchung (verzögerte Stellreaktion, fehlende Tiefensensibilität u.ä.). Eine Absicherung der Diagnose kann mittels Computertomographie, Magnetresonanztomographie und/oder Myelographie erfolgen.
Therapie
Die Behandlung ist sowohl konservativ als auch chirurgisch möglich – abhängig von der Klinik.
Die konservative Therapie eines akuten Bandscheibenvorfalls ähnelt jener eines Rückenmarktraumas. Betroffene Tiere sind für mindestens 6 Wochen mittels Boxenruhe zu stabilisieren. Parallel dazu ist für eine ausreichende Analgesie (NSAIDs und/oder Pregabalin) und regelmäßige Physiotherapie zu sorgen. Abhängig vom neurologischen Status ist mehrmals täglich der Füllstand der Harnblase zu kontrollieren und diese dann bei Bedarf manuell zu entleeren.
Als chirurgische Behandlung wird häufig eine Hemilaminektomie durchgeführt.
Prognose
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9