Hufgelenkschale (Pferd)
Synonym: Podarthrosis et Periarthritis ossificans
Englisch: low ringbone
Definition
Die Hufgelenkschale ist eine chronische Verlaufsform der Hufgelenkarthrose beim Pferd.
Nomenklatur
Die Hufgelenkschale ist durch Verkalkungen und/oder Knochenzubildungen im Bereich der Gelenkkapsel gekennzeichnet, sodass das Gelenk im röntgenologischen Bild schalenartig erscheint.
Vorkommen
Zeheneng gestellte Pferde neigen dazu eine Hufgelenkschale zu entwickeln. Bei Reitpferden sind die Vordergliedmaßen häufiger betroffen als die Hintergliedmaßen.
Ätiopathogenese
Ätiologisch kommen alle allgemeinen Pathomechanismen der Gelenkerkrankung einschließlich der septischen Artrithis des Hufgelenks (septische Hufgelenkentzündung) in Frage. Je nach Auslöser unterscheidet man daher zwischen:
- primärer Arthrose: entsteht aufgrund eines akuten oder sich wiederholenden Traumas im Hufgelenk. Durch die einwirkenden Kräfte wird die Gelenkkapsel und/oder der Gelenkknorpel und der subchondrale Knochen verletzt.
- sekundäre Arthrose: entwickelt sich infolge anderer Verletzungen bzw. Erkrankungen der distalen Gliedmaße (z.B. Gliedmaßenfehlstellung mit daraus resultierender falscher Belastung der Zehengelenke, Osteochondrosis dissecans).
Bei längerem Bestehen entwickeln sich zusätzlich Veränderungen der anliegenden Knochen und Weichteilstrukturen. Die Gelenkkapsel verkalkt, Knochenzubildungen entstehen, die Gelenkränder weisen Osteophyten auf, der subchondrale Knochen verdichtet sich und der Gelenkspalt verengt sich zunehmend.
Klinik
Aufgrund der Chronizität der Erkrankung besteht zunächst eine kaum wahrnehmbare Stützbeinlahmheit (Grad 1/5). Die Lahmheit verstärkt sich unter Belastung. Sind beide Vordergliedmaßen gleichzeitig betroffen, verschwindend der raumgreifende Schritt allmählich. Das Gangbild ähnelt jenem bei Podotrochlose, wird stumpf und gebunden. Nach längeren Ruhepausen bessert sich die Lahmheit häufig.
Bei der orthopädischen Untersuchung ist an der aufgehobenen Gliedmaße vor allem die Rotation, Flexion und Extension der distalen Zehe schmerzhaft. Bei reaktiver Periarthritis kann oftmals eine mehr oder weniger ausgeprägte zirkuläre Auftreibung um die Krone palpiert oder adspektorisch festgestellt werden.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird anhand der orthopädischen Untersuchung und mithilfe von Leitungsanästhesien (MPA sensitiver als TPA alleine) gestellt. Die Diagnosesicherung erfolgt letztendlich mithilfe von Röntgenuntersuchungen der distalen Gliedmaßenregion. Hierzu sind Röntgenaufnahmen im dorsopalmaren bzw. dorsoplantaren sowie im lateromedialen Strahlengang inklusive Schrägaufnahmen (dorsomedial-palmaro- bzw. plantaro-oblique sowie dorsolateral-palmaro- bzw. plantaro-oblique) anzufertigen.
Bei unklaren Fragestellungen kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Zehe angefertig werden.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen verschiedene Erkrankungen der distalen Gliedmaße in Frage, u.a. die Podotrochlose.
Therapie
Die Therapie hängt von der Ursache (primär oder sekundär) und dem Grad der Arthrose sowie von der Gesamtsituation des Gelenks und der angrenzenden Strukturen ab.
Bei einer primären Arthrose sollte die Therapie einerseits aus intraartikulären Injektionen, andererseits aus orthopädischen Hufkorrekturen (inkl. Spezialbeschlag) bestehen. Die Wahl der intraartikulären Wirkstoffe hängt vom Schweregrad und Dauer der Lahmheit und den radiologischen Befunden ab. Grundsätzlich können Kortikosteroide alleine oder in Kombination mit Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat (PSGAG) oder IRAP verabreicht werden. Häufig wird Hyaluronsäure und Triamcinolon intraartikulär appliziert.
Bei sekundären Arthrosen liegt der Fokus auf der Behandlung und Vermeidung der auslösenden Ursache (z.B. chirurgische Versorgung einer Fraktur des Processus extensorius des Hufbeins). Zusätzlich kann ebenfalls eine intraartikuläre Therapie (z.B. Chondroitinsulfat) durchgeführt werden.
Prognose
Je mehr Einzelstrukturen bei der Hufgelenkschale betroffen und je stärker diese erkrankt sind, desto schwieriger wird die Therapie und desto schlechter ist die Prognose.
Literatur
- Baxter GM. 2011. Adams and Stashak's Lameness In Horses. Sixth edition. Wiley-Blackwell Publishing, Ltd. ISBN: 978-0-8138-1549-7/2011.
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
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