Hernienchirurgie
Englisch: hernia surgery
Definition
Unter dem Begriff Hernienchirurgie werden verschiedene chirurgische Operationsverfahren zur Therapie von Hernien zusammengefasst.
Hernientypen
- Inguinalhernie (Leistenhernie)
- Femoralhernie (Schenkelhernie)
- Nabelhernie
- Narbenhernie
- Zwerchfellhernie
- Paraösophageale Hernie
- Axiale Hiatushernie
- Spieghel-Hernie
- Epigastrische Hernie
Methoden
Man kann die Operationsprinzipien und -verfahren anhand unterschiedlicher Kriterien einteilen. Im Idealfall wird für den betroffenen Patienten ein differenziertes, individuelles Therapiekonzept erstellt.
Leistenhernie
Eine Leistenhernie stellt prinzipiell immer eine Operationsindikation dar, da man unbedingt eine Inkarzeration vermeiden möchte.
- TAPP (Transabdominelle präperitoneale Hernioplastik): In minimalinvasiver laparoskopischer Technik wird die Hernie präpariert und reponiert. Anschließend wird das Peritoneum eröffnet und präperitoneal ein Netz eingebracht, das die Bruchpforte abdeckt.
- TEP(P) (Total extraperitoneale Hernioplastik): Bei dieser Technik wird im ersten Schritt das Peritoneum von der vorderen Bauchwand freipräpariert (sogenannte Bauchwandspiegelung). Nun wird in diesem künstlich geschaffenen Raum ein Ballon aufgeblasen, um das Peritoneum weiter von der Bauchwand abzulösen. Dann werden laparoskopisch Werkzeuge eingebracht und die Hernie präpariert. Wie bei der TAPP wird ein Netz eingebracht, um so die Hinterwand des Leistenkanals und den Anulus inguinalis profundus zu verstärken.
- Herniotomie nach Lichtenstein: Nach Präparation und Rückverlagerung des Bruchsacks wird ein Netz hinter dem Samenstrang platziert und die Hinterwand sowie der innere Leistenring rekonstruiert.
- Herniotomie nach Shouldice: Nach Präparation des Bruchs und anschließender Rückverlagerung in das Abdomen wird die Fascia transversalis gespalten. Diese wird umgeschlagen und mit dem Leistenband fortlaufend vernäht, sodass sie die Hinterwand des Leistenkanals zweischichtig verstärkt (Fasziendoppelung).
90-95 % aller Leistenhernienoperationen können in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Die in örtlicher Betäubung durchgeführte Lichtensteinoperation ist auch für sehr alte und multimorbide Patienten mit Narkoserisiken eine Therapieoption.
Die Lichtensteinoperation und die endoskopischen Verfahren TAPP und TEP(P) sind bei der Primär- und Rezidivhernie des Erwachsenen gleichwertige Operationsverfahren der ersten Wahl. Der Chirurg sollte die Vor- und Nachteile der Methoden individuell mit dem Patienten besprechen.
Die beidseitige Leistenhernie sollte bei fehlenden Kontraindikationen endoskopisch versorgt werden, ebenso Rezidive nach offenen Herniotomien. Das gebräuchlichste Material für Netzprothesen ist Polypropylen.
Bauchwandhernie
Goldstandard der Bauchwandhernienchirurgie ist die offene Sublay-Netzhernioplastik nach Rives und Stoppa. Nach netzbasiertem Operationsverfahren sind Episoden der Entlastung nicht erforderlich.
Zur Versorgung kleiner epigastrischer Hernien oder Nabelhernien (< 1 cm) ist eine Direktnaht möglich.
Komplikationen
- Allgemeine Operationskomplikationen wie Wundheilungsstörung, Infektion, Nachblutung
- Rezidivhernie
- Infektion eines eingebrachten Kunststoffnetzes
- Geschlechtsspezifische Komplikationen beim Mann, wie Strangulation bzw. Torquierung des Samenstrangs mit konsekutiver Ischämie des Hodens
Literatur
- Dr. Wolfgang Reinpold: Aktuelle Entwicklungen der Hernienchirurgie (PDF, Hamburger Ärzteblatt, 2008)
- EvB Klinikum -Nabel- und Bauchwandbruch, abgerufen am 17.12.2021