Schenkelhernie
Synonyme: Hernia femoralis, Femoralhernie, Schenkelbruch
Englisch: femoral hernia
Definition
Die Schenkelhernie ist eine Hernie, bei der die Bruchpforte zwischen Leistenband und Beckenwand, d.h. im Gegensatz zur Leistenhernie unterhalb des Leistenbands liegt. Der Bruch verläuft also durch die Lacuna vasorum oder weitaus seltener durch die Lacuna musculorum.
- ICD-10-Code: K41
Nomenklatur
Zur Zeit (2023) existiert keine systematische Nomenklatur der verschiedenen Schenkelhernien. Historisch werden sie nach ihren Erstbeschreibern benannt. Beispiele sind:
Die meisten dieser Namen werden jedoch heute (2023) in der medizinischen Alltagssprache kaum noch verwendet.
Epidemiologie
Mit rund 5 % ist die Schenkelhernie eher eine der selteneren Hernienformen. Im Vergleich sind deutlich mehr Frauen mit Häufigkeitsgipfel ab dem 50. Lebensjahr betroffen.
Pathogenese
Schenkelhernien sind immer erworbene Hernien. Sie betreffen überwiegend ältere Frauen mit erschlafftem Bindegewebe. Nach einer offenen Leistenhernien-Operation können sie auch bei Männern vorkommen.
Als innere Bruchpforte dient i.d.R. die Lacuna vasorum, meist medial der Vena femoralis. Der Bruchsack verläuft entlang des Canalis femoralis vom Anulus femoralis bis zur äußeren Bruchpforte, dem Hiatus saphenus (Fossa ovalis).
Aufgrund der engen Bruchpforte in der Lacuna vasorum kommt es häufig zur Inkarzeration (30-40 % bei Diagnosestellung). Die Folge ist eine Nekrose des Darmabschnitts und ein mechanischer Ileus.
Eine seltene, laterale Form der Schenkelhernie ist die Hesselbach-Hernie, bei welcher der Bruch durch die Lacuna musculorum verläuft.
Klinik
Patienten mit einer Schenkelhernie sind meist asymptomatisch oder zeigen ggf. unspezifische Schmerzen im Bereich der Leiste mit Ausstrahlung in den Oberschenkel. Unterhalb des Leistenbandes ist z.T. eine Schwellung sicht- und tastbar.
Wenn die Blasenwand Teil des Bruchinhaltes ist oder durch die Hernie mechanisch irritiert wird, kann es zu Dysurie und Hämaturie kommen. Bei Inkarzeration treten Rötung, Schwellung, Schmerzen und Symptome eines Ileus auf.
Diagnostik
Schenkelhernien sind schmerzhafter als Leistenhernien. Die klinische Diagnose einer Schenkelhernie ist jedoch schwer. Nur große Hernien sind regelmäßig unter dem Leistenband tastbar und der klinischen Untersuchung direkt zugänglich. Zur Diagnosesicherung dient die Sonographie und in Ausnahmefällen eine Computertomographie (CT).
Häufig imponiert die Schenkelhernie als Ileus, wobei die sichere Diagnose einer Schenkelhernie mangels Tastbarkeit erst intraoperativ bei der Exploration gestellt werden kann.
Differenzialdiagnosen
- Leistenhernie: bei 50 % der Männer und 10 % der Frauen gleichzeitig vorliegend.
- Lipom
- Lymphadenopathie (z.B. durch Entzündung des Rosenmüller-Lymphknotens)
- Aneurysma der Arteria femoralis
Therapie
Die Schenkelhernie wird immer operativ versorgt. Prinzipiell eignen sich hierzu offene und auch minimal-invasive Verfahren. Bei Inkarzeration ist meist eine notfallmäßige Operation notwendig.
Offene Operationsverfahren
Zu den offenen Operationsverfahren zählen z.B.:
- Operation nach Lotheissen-McVay: Zugang oberhalb des Leistenbandes, nahtbasierter Verschluss der Bruchpforte, Fixierung von Musculus transversus und Musculus obliquus internus am Cooper-Band.
- modifizierte Operation nach Lichtenstein: Einlage eines Kunststoffnetzes zwischen Musculus obliquus internus und Externusaponeurose. Fixation des Netzes am Cooper-Band
- Operation nach Fabrizius: Zugang unterhalb des Leistenbandes, nahtbasierter Verschluss der Bruchpforte
Minimal-invasive Operationsverfahren
Bei den minimal-invasiven Operationsverfahren erfolgt nach Reposition des Bruchinhaltes in den Bauchraum ein Verschluss der Bruchpforte mithilfe eines Kunststoffnetzes. Man unterscheidet:
- Transabdominelle präperitoneale Hernioplastik (TAPP): posteriorer Operationszugang, laparoskopische Eröffnung des Peritoneums, Netzeinlage von intraperitoneal zwischen Fascia transversalis und Peritoneum parietale, das dann wieder verschlossen wird.
- Total extraperitoneale Hernioplastik (TEP) bzw. total extraperitoneale Patch-Plastik (TEPP): posteriorer Operationszugang, Netzeinlage zwischen Peritoneum parietale und Fascia transversalis ohne Eröffnung des Peritoneums.
- Transinguinale präperitoneale Netzplastik (TIPP): anteriorer Zugang, Netzeinlage von transinguinal von intraperitoneal zwischen Peritoneum parietale und Fascia transversalis
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