Hammondiose (Fleischfresser)
Synonym: Hammondia-Infektion des Fleischfressers
Definition
Die Hammondiose des Fleischfressers ist eine durch Parasiten der Gattung Hammondia verursachte Infektionskrankheit beim Hund und bei der Katze.
Geschichte
Die Gattung Hammondia ist mit der Gattung Toxoplasma eng verwandt und wurde im Jahr 1975 eingeführt. Grund für eine Differenzierung beider Gattungen waren deutliche Unterschiede im Lebenszyklus und in der Lokalisation der Zysten im Wirt.
Toxoplasma gondii zeigt einen fakultativ heteroxen Lebenszyklus, wobei die Zysten eine hohe Affinität zum Zentralnervensystem haben. Die Art Hammondia hammondi folgt einem obligat heteroxen Lebenszyklus und die Zysten werden vorzugsweise in der Skelettmuskulatur gebildet. Nachfolgende Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Zysten von Toxoplasma gondii in vielen Organen und Zysten von Hammondia hammondi auch im Gehirn gebildet werden. Ebenso konnten bei Hammondia heydorni Zysten im Gehirn eines Zwischenwirtes gefunden werden. Die Lokalisation der Zysten ist daher kein geeignetes Merkmal zur Differenzierung der Gattung Toxoplasma und Hammondia. Hinzu kommt, dass der vollständige Lebenszyklus nur für Hammondia hammondi bekannt ist. Bei Hammondia heydorni kennt man lediglich die Entwicklungsphase im Endwirt.
Molekulare Analysen zeigten auf, dass die Gattung Hammondia paraphyletisch ist. Hammondia hammondi ist eng mit Toxoplasma gondii verwandt, wohingegen Hammondia hammondi wiederum Neospora caninum ähnelt.
Erreger
Die einzelnen Entwicklungsstadien von Hammondia hammondi ähneln jenen von Toxoplasma gondii. Die Katze scheidet unsporulierte Oozysten aus. Diese sind 11,2 bis 13,2 x 10,5 bis 12,5 μm groß und haben eine 0,5 μm dicke, glatte und farblose Hülle. Die Tachyzoiten sind ca. 7 μm lang, wohingegen die Zysten dünnwandig, ungekammert und in der Muskulatur bis zu 340 x 95 μm groß sind. In ihnen sind 4 bis 7 x 2 μm große Bradyzoiten enthalten.
Die von Hunden ausgeschiedenen unsporulierten Oozysten von Hammondia heydorni sind 10 bis 14,6 x 9,2 bis 13,1 μm groß. Sie haben eine glatte, dünne und farblose Hülle und sind etwas größer als die Oozysten von Neospora caninum. Ansonsten sind sie mit diesen morphologisch ident. Tachyzoiten von Hammondia heydorni in Zwischenwirten können nicht von den Tachyzoiten von Neospora caninum unterschieden werden.
Die in der Umwelt sporulierten Oozysten von Hammondia hammondi und Hammondia heydorni enthalten jeweils zwei Sporozyten mit je vier Sporozoiten und einen granulierten Restkörper.
Vorkommen
Sowohl Hammondia als auch Toxoplasma sind weltweit verbreitet. In Katzen- und Hundepopulationen variieren patente Infektionen zwischen < 1 % und 7,5 %. In Deutschland findet man Oozysten vom Toxoplasma-/Hammondia-Typ in 0,7 bis 4,5 % der untersuchten Katzenkotproben und Oozysten vom Neospora-/Hammondia-Typ in 0,2 bis 1,7 % der untersuchten Hundekotzproben.
Entwicklung
Man geht davon aus, dass sowohl Hammondia hammondi als auch Hammondia heydorni einen obligat heteroxenen Lebenszyklus haben.
Als Endwirte kommen für Hammondia hammondi Haus- und Wildkatzen (Felis catus, Felis silvestris), für Hammondia heydorni Hunde, Kojoten und Füchse in Frage. Die Parasiten vollziehen in Epithelzellen des Dünndarms eine ungeschlechtliche Vermehrung (Merogonie), die in Form einer Endopolygenie verläuft. Im Anschluss an diese folgt wenige Tage danach (bei Hammondia heydorni ab dem 5. Tag) eine geschlechtliche Entwicklung (Gamogonie).
Nach einer Präpatenz zwischen 5 und 13 Tagen (Hammondia hammondi) bzw. 7 und 17 Tagen (Hammondia heydorni) scheiden Endwirte unsporulierte Oozysten mit dem Kot aus. Bei Katzen dauert die Patenz zwischen 1 und 28 Tagen, bei Kaniden hingegen 1 bis 20 Tage. In einigen Fällen konnte auch beobachtet werden, dass Oozysten intermittierend über bis zu 3 Monate ausgeschieden werden. Die Sporogonie beginnt innerhalb von 2 bis 3 Tagen nachdem die Oozysten ausgeschieden wurden.
Das Spektrum der Zwischenwirte überlappt sich bei beiden Arten mit dem von Toxoplasma gondii und Neospora caninum. In experimentellen Untersuchungen konnten verschiedene Kleinnager (z.B. Hamster), aber auch Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde und der Neuweltaffe (Saguinus nigricollis) als Zwischenwirte von Hammondia hammondi nachgewiesen werden. Natürliche Infektionen mit Hammondia hammondi konnten auch bei Ziegen, Rehen und Ratten aufgefunden werden. Zwischenwirte für Hammondia heydorni können auch Hauswiederkäuer, Wasserbüffel, Rehe, Elche, Rentiere, Kamele, Pferde, Kaninchen und Meerschweine sein. Ebenso kann auch der Hund als Zwischenwirt fungieren.
Klinik
Diagnose
Mithilfe des Flotationsverfahrens können Oozysten im Kot der Endwirte nachgewiesen werden. Eine exakte Differenzierung zwischen Oozysten von Hammondia hammondi und Toxoplasma gondii im Katzenkotz bzw. Hammondia heydorni und Neospora caninum im Hundekot ist unter Praxisbedingungen nicht möglich. Oozysten von Hammondia heydorni und Neospora caninum können mit molekularbiologischen Methoden unterschieden werden.
Therapie
Die Hammondiose ist nicht therapiebedürftig.
Prophylaxe
Um Hammondia-Infektionen zu verhindern, sollten die selben prophylaxischen Maßnahmen angewendet werden, wie bei Toxoplasmose, Sarcocystiose bzw. Neosporose. Allen voran müssen mittels Dampfdruckreiniger alle potentiell kontaminierten Oberflächen gereinigt und getrocknet werden.
Bedeutung für den Menschen
Hammondia hammondi ist kein Zoonoseerreger. Da jedoch eine genaue Differenzierung der Oozysten von Hammondia hammondi und Toxoplasma gondii (Zoonoseerreger) nicht möglich ist, sollten bei patenten Infektionen von Katzen auf alle Fälle die bei der Toxoplasmose angewandten prophylaktischen Maßnahmen durchgeführt werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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