Großzelliges neuroendokrines Lungenkarzinom
Definition
Das großzellige neuroendokrine Lungenkarzinom, kurz LCNEC, ist ein hochgradig maligner, seltener Subtyp des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC), der sowohl morphologische als auch immunhistochemische Merkmale neuroendokriner Differenzierung aufweist. Obwohl histologisch dem NSCLC zugeordnet, zeigt das LCNEC klinisch und molekularbiologisch Ähnlichkeiten mit dem kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC).
Epidemiologie
LCNEC macht etwa 1-3 % aller Lungenkarzinome aus. Betroffen sind überwiegend ältere Männer mit einer starken Raucheranamnese. Die Tumoren treten meist peripher in der Lunge auf und werden häufig erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert.
Pathologie
Histomorphologie
Histologisch zeichnet sich das LCNEC durch große Tumorzellen mit reichlich Zytoplasma, prominenten Nukleolen und einem grobgranulären Chromatin ("Salt-and-pepper"-Muster) aus. Typisch sind eine hohe mitotische Aktivität (>10 Mitosen pro 2 mm²) und ausgedehnte Nekrosen.
Immunhistochemie
Immunhistochemisch exprimieren die Tumorzellen neuroendokrine Marker wie Chromogranin A, Synaptophysin und CD56. Die Proliferationsrate, gemessen am Ki-67-Index, liegt meist über 50 %.
Molekularpathologie
Molekulargenetisch zeigt das LCNEC eine Heterogenität mit Überlappungen zu SCLC und NSCLC. Häufige genetische Alterationen betreffen TP53, RB1, KRAS und STK11.
Klinik
Klinisch manifestiert sich das LCNEC mit unspezifischen Symptomen wie Husten, Dyspnoe, Thoraxschmerzen oder Gewichtsverlust. Es kommt frühzeitig zu einer Metastasierung, insbesondere in Gehirn, Leber, Nebennieren und Knochen.
Therapie
Aufgrund der aggressiven Natur des LCNEC und des Fehlens standardisierter Therapieprotokolle wird die Behandlung häufig analog zum SCLC durchgeführt. Dies umfasst eine Kombination aus Platin-basierten Chemotherapien (z.B. Cisplatin oder Carboplatin) und Etoposid. In frühen Stadien kann eine chirurgische Resektion in Erwägung gezogen werden, oft gefolgt von adjuvanter Chemotherapie. Die Rolle der Immuntherapie wird derzeit untersucht, da das LCNEC häufig eine hohe PD-L1-Expression aufweist, was potenziell zu einem Ansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren führt.