Gramnegative Follikulitis
Definition
Eine gramnegative Follikulitis ist eine chronisch rezidivierende Entzündung der Haarfollikel durch gramnegative Bakterien.
Ätiologie
Eine gramnegative Follikulitis entsteht durch Verdrängung der normalen kommensalen Flora der Haut durch gramnegative Bakterien, z.B. Enterobacter, Klebsiellen, Proteus oder Escherichia coli. Ursächlich ist meist eine langfristige antiseptische Lokaltherapie bei Acne vulgaris oder Rosazea.
Die Follikulitis durch Pseudomonas spp. (Whirlpool-Dermatitis) nimmt eine Sonderstellung ein.
Symptome
Die gramnegative Follikulitis betrifft überwiegend die zentrofaziale Region (v.a. nasolabial). Sie zeigt sich mit blass-gelben, follikulären Pusteln auf geröteter Haut, oft einhergehend mit starker Seborrhoe.
Diagnostik
Der Verdacht einer gramnegativen Follikulitis ergibt sich aus der Anamnese, besonders der Medikamentenanamnese, und dem typischen klinischen Bild. Durch Abstrich und kulturellen Nachweis von gramnegativen Keimen kann die Diagnose gesichert werden.
Histologisch zeigt sich die gramnegative Follikulitis mit follikulären Abszessen ohne Komedonen.
Differenzialdiagnosen
- Acne vulgaris: Beginn meist im Pubertätsalter; Seborrhoe; zentrofaziale Komedonen; Papeln und Pusteln; weitere aknetypische Lokalisationen
- Folliculitis simplex barbae: Infektion mit Staphylococcus aureus, Erytheme mit vielen follikulären Papulopusteln, die z.T. zu Knoten konfluieren; später honiggelbe Krusten; brennende Schmerzen v.a. beim Rasieren
- Folliculitis barbae candidamycetica (Candida-Follikulitis): kleine follikuläre Papeln und Papulopusteln, z.T. konfluierend; eher juckend als schmerzend; Haare können im Läsionsbereich ausfallen; Kultur entscheidend
- Tuberculosis cutis colliquativa: seltene chronische Erkrankung durch Infektion mit Mycobacterium tuberculosis; mehrere subkutane, von lividroter Haut bedeckte Knoten, später Perforation und Ulzeration; Abheilung unter Narbenbildung
- Aktinomykose: sehr seltene Infektion mit Aktinomyzeten; ausgehend von der Tiefe des Unterkiefers zur Haut; derbe, blau-rote Indurationen und Knoten; im Verlauf Ulzeration, Fistel- und Narbenbildung; bereits makroskopisch erkennbare feste, gelbe Körner (Drusen)
- Folliculitis decalvans: seltene, chronische Follikulitis mit follikulären Papeln und Pusteln unklarer Ursache; im Verlauf Vernarbung, Alopezie und Büschelhaare
- eosinophile Follikulitis (infantile Form): disseminierte, stark juckende, intraepidermale, eosinophile Papeln und Plaques mit Entwicklung steriler Pusteln; Bluteosinophilie
Therapie
Grundsätzlich sollten bei der gramnegativen Follikulitis Kosmetika, Salben und Cremes vermieden werden, um eine weitere Hautirritation zu verhindern. Topisch werden desinfizierende (z.B. Polihexanid, Chinolinol) oder keratolytische Lösungen aufgetragen. Der Rasierapparat muss ggf. mit 70%igem Isopropanol desinfiziert werden.
Systemisch wird Isotretinoin über mehrere Monate verabreicht, ggf. in Kombination mit Glukokortikoiden für zwei Wochen. Antibiotika sind wenig erfolgsversprechend und führen nach Absetzen häufig zu Rezidiven.
Literatur
- Moll I; Duale Reihe - Dermatologie; Hrsg. 8. vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016. doi:10.1055/b-003-129293
- Altmeyers Enzyklopädie, abgerufen am 11.09.2019
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