(Weitergeleitet von Glukosetoleranztest)
Synonyme: Orale Glukosebelastung, OGT-Test, OGTT, oGTT
Der orale Glukosetoleranztest, kurz oGTT, dient dem Nachweis einer gestörten Glukoseverwertung und der Frühdiagnostik des Diabetes mellitus.
Der oGTT kann in folgenden Fällen indiziert sein:
Die orale Glukosebelastung wird in modifizierter Form auch zur Diagnostik weiterer endokrinologischer Störungen eingesetzt (STH-Suppressionstest bei Akromegalie).
Bei einem manifestem Diabetes mellitus, Ketonurie ohne Glucosurie, Azidose, Hepatitis sowie fieberhaften Erkrankungen ist der oGTT kontraindiziert.
Die zugeführte Glukose führt zunächst zu einem kurzfristigen Anstieg der Blutglukosekonzentration. Unmittelbar darauf kommt es zur Stimulation der Insulinsekretion mit einem nachfolgenden Abfall des Wertes. Bei Patienten mit verminderter Insulin-Sekretion oder Insulinresistenz verläuft der Abfall der Blutglukosekonzentration verzögert. Der 120 min-Blutzuckerwert ist gegenüber dem Gesunden erhöht.
Zur Bestimmung des Blutzuckers wird ein enzymatischer Test durchgeführt, bei dem die Glucose das Substrat folgender Reaktion ist:
Glucose + ATP ⇌ Glucose-6-Phosphat + ADP
Glucose-6-Phosphat + NAD+ ⇌ Gluconat-6-Phosphat + NADH + H+
Die Farbreaktion durch die Absorptionszunahme des NADH wird bei 334, 340 oder 365 nm gemessen.
Der Test wird morgens zwischen 8:00 und 9:00 am nüchternen Patienten durchgeführt. Nüchtern bedeutet in diesem Fall, dass der Patient 10-16 Stunden (bei Schwangeren mind. 8 Stunden) keine Kalorienzufuhr hatte und in dieser Zeit kein Nikotin, keinen Tee, keinen Kaffee und keine anderen Getränke außer Wasser konsumiert hat. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, muss der Patient an den drei vorangegangenen Tagen mehr als 150 g Kohlenhydrate pro Tag in Form von normaler Mischkost zu sich genommen haben. Weiterhin sollte ein Abstand von 3 Tagen zur Menstruation sowie 14 Tage Abstand zu einer akuten Erkrankung eingehalten werden. Soweit möglich sollten einflussnehmende Medikamente abgesetzt werden, vor allem:
Zur Durchführung des oralen Glucosetoleranztests kann Blutserum, Heparinplasma, Kapillarblut oder Blut in NaF-Röhrchen verwendet werden. Wenn Blutserum verwendet wird, sollte dieses im Optimalfall nach Gerinnung sofort abgesert und unverzüglich ins Labor weitergeleitet werden.
Bei Verdacht auf eine postprandiale reaktive Hypoglykämie wird der Test auf 5 Stunden verlängert, da die Hypoglykämie erst 2-5 Stunden nach der Belastung auftreten kann. Weitere Blutentnahmen zur Glukosebestimmung erfolgen nach 180, 240 und 300 Minuten.
Befund | nüchtern | nach 120 min |
---|---|---|
Normalbefund | < 100 mg/dl < 5,6 mmol/l |
< 140 mg/dl < 7,8 mmol/l |
Gestörte Glucosetoleranz | 100 - 125 mg/dl 5,6 - 6,9 mmol/l |
140 - 199 mg/dl 7,8 - 11,0 mmol/l |
Diabetes mellitus | > 125 mg/dl > 6,9 mmol/l |
> 199 mg/dl > 11,0 mmol/l |
Ein Gestationsdiabetes wird diagnostiziert, wenn für mindestens zwei Werte gilt:
Zeitpunkt | Vollblut (kapillär, hämolysiert) | venöses Plasma |
---|---|---|
nüchtern | ≥ 90 mg/dl ≥ 5,0 mmol/l |
≥ 90 mg/dl ≥ 5,0 mmol/l |
1h-Wert | ≥ 180 mg/dl ≥ 10,0 mmol/l |
≥ 165 mg/dl ≥9,2 mmol/l |
2h-Wert | ≥ 155 mg/dl ≥ 8,6 mmol/l |
≥ 140 mg/dl ≥ 7,8 mmol/l |
Der oGTT ist falsch positiv bei:
Der oGTT ist falsch negativ bei:
Tags: Blutzucker, Diabetes mellitus, Glukose, Prädiabetes, Test
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Endokrinologie u. Diabetologie, Labormedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 29. März 2021 um 18:17 Uhr bearbeitet.
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