Gingivostomatitis (Katze)
Synonyme: Feline Gingivostomatitis, lymphoplasmazelluläre Gingivostomatitis (veraltet)
Definition
Die feline Gingivostomatitis ist eine chronische und häufig auch refraktär verlaufende Erkrankung der Mundschleimhäute.
Ätiologie
Die Ätiologie der Erkrankung ist diffus, obwohl bereits eindeutige Einflussfaktoren bekannt sind.
Bei etwa 88 % der betroffenen Katzen können Calici- (FCV) und Herpesviren (FHV) nachgewiesen werden. Die virale Infektion wird häufig von einer opportunistischen bakteriellen Besiedlung begleitet, die – abhängig vom Pflegezustand des Gebisses – in der quantitativen Zusammensetzung stark variiert.
Zusätzlich steht auch die Vermutung einer autoimmunen Erkrankung im Raum.
Pathophysiologie
Bei der Gingivostomatitis handelt es sich um eine Dysfunktion des Immunsystems mit polyklonaler Gammopathie. Im Speichel sind sowohl IgG als auch IgM erhöht - im Serum zusätzlich IgA. Im Gegensatz dazu ist jedoch der IgA-Spiegel im Speichel signifikant erniedrigt.
Aufgrund einer Erhöhung von CD8+ ist auch die CD4+/CD8+-Ratio erniedrigt. Da die CD4+-Wert konstant sind, ist ein Zusammenhang mit einer FIV-Infektion unwahrscheinlich (typisch wäre eine CD4+-Erniedrigung).
Klinik
Die Gingivostomatitis geht mit hochgradigen Symptomen einher.
Die Katzen verweigern die Futteraufnahme und verlieren rasch an Gewicht. Es bildet sich ein markanter Mundgeruch, das Fell um die Mundhöhle und an den Vorderpfoten ist speichelverklebt und das gesamte Fell zeigt einen ungesunden Charakter (aufgrund mangelnder Fellpflege). Alle Mundschleimhäute sind hochgradig entzündet und zeigen teilweise auch Spontanblutungen. Die Schleimhäute sind ödematös verdickt, v.a. die retromolaren Abschnitte, sodass es zu einer Verengung des Isthmus faucium und zu massiven Schmerzen beim Schlucken kommt.
Da häufig auch die Mundwinkel beidseitig betroffen sind, ist jegliche Manipulation am Maul hochgradig schmerzhaft.
Pathohistologie
Klinisch fallen vesikuläre, proliferative und ulzerative Komponenten auf, die sich auch histopathologisch bestätigen lassen. Zusätzlich ist die Lamina propria von Lymphozyten und Plasmazellen infiltriert und zusätzlich massiv mit neutrophilen Granulozyten und Mastzellen besiedelt.
Diagnose
Die Diagnostik gestaltet sich zumeist recht kompliziert, da verschiedene Einflussfaktoren und Primärerkrankungen ausgeschlossen bzw. abgeklärt werden müssen. Mittels klinischer, zahnmedizinischer röntgenologischer und labordiagnostischer Untersuchungen sind folgende Erkrankungen abzuklären:
- dentale Einflüsse (z.B. Parodontitis)
- organische Erkrankungen
- virale Erkrankungen
- Allergien
- Neoplasien (bei asymmetrischen Veränderungen)
Therapie
Die Therapie zielt darauf ab, alle exogenen, prädisponierenden Faktoren auf das entzündliche Geschehen abzustellen. Hierfür ist eine gründliche Zahnhygiene mit Entfernung aller Plaques unbedingt notwendig. Irreparabel geschädigte Zähne müssen extrahiert werden. In den meisten Fällen sind alle Backenzähne zu entfernen.
Parallel dazu ist eine Allergeneliminierung sowie eine antiphlogistische, antibiotische und analgetische Behandlung indiziert. Zusätzlich kann rekombinantes Interferon Omega feliner Herkunft verabreicht oder eine kortikoide Dauertherapie durchgeführt werden.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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