Gingivitis (Pferd)
Synonym: Zahnfleischentzündung
Definition
Als Gingivitis bezeichnet man eine Entzündung des Zahnfleisches (Gingiva) beim Pferd. Sie kann mit der Gingivitis des Menschen verglichen werden.
Ätiologie
Akute Gingivitiden können unter anderem durch mechanische Insulte, thermische Reize oder Zahnwechsel entstehen. Zu chronischen Zahnfleischentzündungen kommt es durch bakterielle Plaque, Immunsuppression oder andauernde mechanische Reize (z.B. bei Malokklusion).
Pathogenese
Die Ausschüttung von vasoaktiven Substanzen führt zur Erhöhung der Permeabilität der Gefäße und zur Entstehung eines Ödems. Ein Teil des Saumepithels löst sich ab, was zur partiellen Auflösung der Verbindung zum Zahn führt. Die gleichzeitige Anschwellung der Gingiva kann die Entstehung eines subgingivalen Raumes begünstigen, wodurch Bakterien eindringen und den Rückgang des Zahnfleischrandes vorantreiben.
Eine andauernde Gingivitis kann in weiterer Folge auf das periodontale Ligament, den Alveolarknochen und den Zahnzement übergreifen. Bei fortschreitender Erkrankung ist eine retrograde Beteiligung der Pulpa und damit einhergehende Pulpitis möglich.
Klinik
Aufgrund der Schmerzhaftigkeit der Erkrankung trinken betroffene Tiere häufig nur sehr unwillig kaltes Wasser. Die meisten Patienten verweigern die Futteraufnahme. Durch die bakterielle Besiedelung entwickelt sich ein Foetor ex ore.
Kleinste mechanische Reize führen aufgrund der verstärkten Blutversorgung zu Zahnfleischblutungen, was jedoch meist nur im Schneidezahnbereich von den Besitzern beobachtet wird.
Diagnostik
Die Diagnose kann in der Regel am sedierten Patienten im Rahmen der Maulhöhlenuntersuchung gestellt werden. Zahnfleischentzündungen an den Schneidezähnen lassen sich sich häufig bereits vor der Sedierung bei der Adspektion feststellen. Typische Krankheitszeichen sind Hyperämie, Blutungen und Retraktion der Gingiva.
In fortgeschrittenen Fällen sind die betroffenen Zähne bereits deutlich gelockert.
Therapie
Die Therapie besteht primär in der Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen. Zahnstein und eingekeilte Futterbestandteile sind zu entfernen und die Okklusion ist zu optimieren. Gegebenenfalls können entzündungshemmende Medikamente (z.B. 1,1 mg/kgKG Flunixin i.v. oder p.o.) die Abheilung begünstigen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Sind betroffene Zähne bereits stark gelockert, ist die Extraktion in den meisten Fällen die Therapie der Wahl.
Prognose
Die Heilungstendenz der Maulschleimhaut ist grundsätzlich gut, weshalb die Prognose einer akuten Gingivitis günstig ist. Chronische Gingivitiden hingegen können mit einem deutlich komplizierteren Krankheitsverlauf einhergehen.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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