Filariose
Synonym: Filariasis
Definition
Als Filariose bezeichnet man durch Filarien verursachte Wurmerkrankungen.
Erreger
Die Überfamilie der Filarien wird taxonomisch dem Stamm der Nematoden (Fadenwürmer) zugeordnet.
Lebenszyklus
Das infektiöse Entwicklungsstadium stellen die sogenannten infektiösen Larven dar. Diese werden durch Mücken, Bremsen oder andere Arthropoden auf den Menschen übertragen. Nach Infektion entwickeln sich die Larven zu adulten Würmern (Makrofilarien), die sich artspezifisch in unterschiedlichen Geweben absiedeln. Durch geschlechtliche Fortpflanzung entstehen Mikrofilarien, die in den Blutstrom auswandern und so die Kapillargefäße der Haut erreichen. Hier werden die Mikrofilarien von den o.a. Vektoren aufgenommen. Die Mikrofilarämie tritt zum Teil periodisch auf, und richtet sich nach dem Aktivitätsrhythmus des jeweiligen Vektors. Dies ist für die Diagnostik von Bedeutung, da die Larvenstadien nur zu bestimmten Zeitfenstern im Blut des Patienten nachweisbar sein können.
Im blutsaugenden Zwischenwirt entwickeln sich innerhalb von 1-2 Wochen wieder infektiöse Larven, die über die Beißwerkzeuge neue Wirte infizieren können. Die adulten Würmer überleben mehrere Jahre, Mikrofilarien nur 3-36 Monate.
Arten
Von den acht humanpathogenen Arten sind v.a. Wuchereria bancrofti, Brugia malayi, Onchocerca volvulus und Loa Loa für den Großteil der schweren Filariosen verantwortlich. Weltweit sind ca. 170 Millionen Menschen infiziert.[1]
Art | Periodizität | Vorkommen | Vektor | Lokalisation der adulten Würmer | Lokalisation der Mikrofilarien | Scheide |
---|---|---|---|---|---|---|
Wuchereria bancrofti | nächtlich | Südamerika, Afrika, Südasien, Papua-Neuguinea, China, Indonesien | Culex, Anopheles (Stechmücken) | Lymphsystem | Blut | + |
subperiodisch | östlicher Pazifik | Aedes (Stechmücken) | ||||
Brugia malayi | nächtlich | Südostasien, Indonesien, Indien | Mansonia, Anopheles (Stechmücken) | |||
subperiodisch | Indonesien, Südostasien | Coquillettidia, Mansonia (Stechmücken) | ||||
Brugia timori | nächtlich | Indonesien | Anopheles (Stechmücken) | |||
Loa Loa | tagsüber | West-, Zentrafrika | Chrysops (Bremsen) | Subkutangewebe | ||
Onchocerca volvulus | keine | Süd-, Zentralamerika, Afrika | Simulium (Kriebelmücken) | Haut, Auge | - | |
Mansonella ozzardi | keine | Süd-, Zentralamerika | Culicoides (Mücken) | keine spezifische | Blut | |
Karibik | Simulium (Kriebelmücken) | |||||
Mansonella perstans | keine | Süd-, Zentralamerika, Afrika | Culicoides (Mücken) | Seröse Höhlen, Mesenterium, perirenales Gewebe | ||
Mansonella streptocerca | keine | West-, Zentralafrika | Culicoides | Subkutangewebe |
Krankheitsbilder
Als Filariosen werden folgende Krankheitsbilder zusammengefasst:
- lymphatische Filariose (Wucheria bancrofti, Brugia malayi, Brugia timori)
- tropische pulmonale Eosinophilie (Wucheria bancrofti, Brugia malayi, Brugia timori)
- Onchozerkose (Onchocercus volvulus)
- Loiasis (Loa Loa)
- Streptozerkase (Mansonella streptocerca)
- Mansonella-perstans-Infektion
- Mansonella-ozzardi-Infektionen
Ein ähnliches Krankheitsbild stellt die Dracunculiasis dar, die durch den verwandten Medinawurm (Dracunculus medinensis) hervorgerufen wird.
Quellen
- ↑ Suttorp et al., Harrisons Innere Medizin, 2020 ABW Wissenschaftsverlag