Fallot-Tetralogie
nach dem französischen Pathologen Étienne-Louis Arthur Fallot (1850-1911)
Synonyme: Fallot'sche Tetralogie, Morbus Fallot
Englisch: tetralogy of Fallot, TOF
Definition
Die Fallot-Tetralogie ist eine kongenitale Fehlbildung des Herzens und der herznahen Gefäße. Sie führt zu einer verminderten Lungendurchblutung.
Epidemiologie
Die Fallot-Tetralogie kommt mit einer relativen Häufigkeit von 0,196 bis 0,258 auf 1.000 Neugeborene vor, und macht etwa 11% aller Herzfehler aus. Sie ist der häufigste zyanotische Herzfehler.[1]
Hintergrund
Die Fallot-Tetralogie ist durch folgende vier (griechisch: "tetra") Defekte gekennzeichnet:
- Ventrikelseptumdefekt (VSD)
- Einengung der rechtsventrikulären Ausflussbahn (infundibuläre Pulmonalstenose - oft in Kombination mit valvulärer Pulmonalstenose)
- "reitende" bzw. überreitende Aorta (ist direkt über dem VSD lokalisiert)
- Rechtsherzhypertrophie (eine Linksherzhypertrophie kommt nicht vor)
In ca. 20 % der Fälle liegt zusätzlich ein Vorhofseptumdefekt (ASD II) vor. In diesem Fall spricht man auch von einer Fallot-Pentalogie.
Ätiologie
Die Fallot-Tetralogie ist meist idiopathisch. In etwa 10% der Fälle findet sich jedoch eine Assoziation mit dem DiGeorge-Syndrom. Außerdem sind oft andere Vitien assoziiert, z.B. ein AVSD, eine persistierende linke obere Hohlvene, ein rechter Aortenbogen oder Koronaranomalien.[2]
Embryologie
Ursache der Fallot-Tetralogie ist eine Entwicklungsstörung des Septum aorticopulmonale. Am Ende der fünften Embryonalwoche entspringt die Ausstrombahn des Herzens noch aus beiden Herzhälften. Um eine Trennung herbeizuführen, wird durch Ausbildung von Endokardwülsten das Septum aorticopulmonale im Herzkonus angelegt. Es teilt den Herzkonus in eine rechte und linke Ausstrombahn - die Aorta und die Arteria pulmonalis. Verlagert sich das Septum aorticopulmonale fehlerhaft nach anterior, verengt sich das Kammerausflussgebiet und die vollständige Septierung des Herzens bleibt aus.
Pathophysiologie
Video: Animation der Fallot-Tetralogie |
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Klinik
Das klinische Bild wird vom Ausmaß der Pulmonalstenose bestimmt. Um so ausgeprägter die Verengung, desto stärker die Rechtsherzhypertrophie und der Rechts-Links-Shunt durch das defekte Ventrikelseptum. Leitsymptome sind laute Herzgeräusche und eine Zyanose, deren Ausprägung verschieden stark sein kann. Begleitet wird letztere durch einen Anstieg des Hämatokrits (reaktive Polyglobulie). Bei starker Erregung (z.B. bei kräftigem Schreien des Neugeborenen) kann es zu einem hypoxämischem Anfall kommen. Diese potentiell lebensbedrohliche Komplikation führt anfallsartig zu einer tiefen Zyanose, Dyspnoe und Bewusstlosigkeit, die in eine Synkope münden kann.
Kinder mit einer Fallot-Tetralogie nehmen reflektorisch häufig eine Hockstellung ein, bei dem die gebeugten Beine an den Körper gepresst werden - dadurch erhöht sich der periphere Gefäßwiderstand und die Durchblutung der Lunge verbessert sich.
Bei längerem Bestehen können auch Symptome der chronischen Hypoxie (Uhrglasnägel, Trommelschlägelfinger, Gingivahyperplasie) auftreten.
Diagnostik
Radiologisch zeigen sich eine rechtsventrikuläre Hypertrophie, die mit einer angehobenen Herzspitze einhergeht sowie ein oftmals fehlendes Pulmonalissegment. Der Herz/Thorax-Quotient (CTR) ist nicht zwangsläufig vergrößert.
Therapie
Die Fallot-Tetralogie wird mit unterschiedlichen Techniken chirurgisch behandelt. Die Art und der Zeitpunkt des Eingriffs sind dabei von der individuellen Situation des Patienten abhängig.
Ziel der Behandlung ist ein Verschluss des Ventrikelseptumdefekts und eine Beseitigung sowie Rekonstruktion des rechtsventrikulären Ausflusstrakts. Wenn sie klinisch vertretbar ist, wird die Operation zwischen dem viertem und zwölften Lebensmonat durchgeführt.[3][4]
Bei symptomatischen Säuglingen mit abnehmender Sauerstoffsättigung im Blut und schwerer Zyanose ist ein schnelles Vorgehen erforderlich. Dabei wird zunächst palliativ ein Shunt zwischen der Arteria subclavia und der Arteria pulmonalis geschaffen (Blalock-Taussig-Anastomose), was einen Teil des ungenügend oxygenierten Bluts wieder in den Lungenkreislauf einspeist und die Symptomatik verbessert. Andere Methoden wie der Potts-Shunt oder der Waterston-Cooley-Shunt werden seltener bzw. nicht mehr eingesetzt. In einem zweiten Eingriff wird dann die Rekonstruktion des Defekts angegangen.
Prognose
Unbehandelt liegt die mittlere Lebenserwartung stark eingeschränkt. Nach 10 Jahren leben nur noch rund 30% der Erkrankten, wenn nicht chirurgisch interveniert wird.[5] Die perioperative Mortalität ist u.a. abhängig von Schwere der Erkrankung und der Expertise des jeweiligen Behandlunsgteams. Sie liegt im Mittel bei etwa 5%.
Veterinärmedizin
In der Veterinärmedizin ist ebenfalls eine Fallot-Tetralogie mit den oben genannten Läsionen beschrieben. Sie kommt vor allem beim Wolfsspitz, der Englischen Bulldogge und auch bei Fohlen vor und äußert sich durch Zyanose und Leistungsminderung.
siehe auch: Fallot-Tetralogie (Pferd)
Quellen
- ↑ Pädiatrische Kardiologie: Erkrankungen des Herzens bei Neugeborenen, Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden Hrsg. Jürgen Apitz
- ↑ Haas, Kleideiter (Hrsg.). Kinderkardiologie. 3., unveränderte Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2021.
- ↑ Gelbe Liste - Fallot-Tetralogie, abgerufen am 10.01.2022
- ↑ DGPK - Fallot`sche Tetralogie, abgerufen am 10.01.2022
- ↑ Bertranou EG et al.: Life expectancy without surgery in tetralogy of Fallot. Am J Cardiol 1978; 42: 458-66