Fallot-Tetralogie (Pferd)
Synonym: Fallot'sche Tetralogie
Englisch: tetralogy of Fallot, TOF
Definition
Als Fallot-Tetralogie bezeichnet man eine kongenitale Fehlbildung des Herzens und angrenzender Gefäße beim Pferd.
Liegt zusätzlich zu den Läsionen noch ein Atriumseptumdefekt vor, spricht man von einer Fallot-Pentalogie.
Epidemiologie
Da die Fallot-Tetralogie eine angeborene Herzfehlbildung ist, tritt sie nur bei Fohlen auf. Sie ist der häufigste Auslöser eines rechts-links-Shunts beim Pferd.
Ätiologie
Die Erkrankung ist durch folgende vier Defekte bzw. Veränderungen am Herzen charakterisiert:
- Ventrikelseptumdefekt (Defekt im Septum interventriculare)
- Pulmonalstenose (Stenose der rechtsventrikulären Ausflussbahn)
- Reitende Aorta (nach rechts verlagerte Aorta)
- Rechtsherzhypertrophie (Hypertrophie des rechten Ventrikels)
Pathophysiologie
Die genauen Pathomechanismen der einzelnen Defekte sind äußerst komplex und beeinflussen sich gegenseitig.
Durch den Defekt im Ventrikelseptum kommt es zur Bildung eines Shunts zwischen dem rechten und linken Ventrikeln. Durch die zusätzliche Stenose der Pulmonalklappe (Valva trunci pulmonalis) vermindert sich die Auswurfleistung, sodass die Druckverhältnisse im rechten Herzen steigen. Der erhöhte Druck im rechten Ventrikel übersteigt den physiologischen Druck im linken Ventrikel, sodass es zur Ausbildung eines rechts-links-Shunts kommt. Parallel dazu bedingt die erhöhte Arbeitsleistung des rechten Herzens eine Hypertrophie.
Durch den Rechts-links-Shunt gelangt das Blut aus dem rechten Ventrikel in den linken Ventrikel. Das Blut umgeht die Oxygenierungsschritte in der Lunge und gelangt als sauerstoffarmes Blut in den Körperkreislauf. Aufgrund der reitenden Aorta (Dextroposition der Aorta, die direkt über dem Ventrikelseptumdefekt zum liegen kommt) gelangt zusätzlich sauerstoffarmes Blut aus dem rechten Ventrikel in die Aorta und somit in den Körper. Da das oxygenierte Blut mit desoxygeniertem Blut aus dem rechten Ventikel vermischt wird, ist der Sauerstoffgehalt im Körperkreislauf vermindert, sodass letztendlich eine Zyanose mit allen damit verbundenen Nachteilen (Gewebshypoxie, Leistungsintoleranz u.ä.) entsteht.
Klinik
Betroffene Fohlen zeigen Anzeichen einer Zyanose (blaue Schleimhäute u.ä.), weisen ein deutlich reduziertes Wachstum auf und sind leistungsintolerant (ermüden schnell, sind schlapp).
Diagnose
Anamnese (wenige Wochen altes Fohlen) sowie klinische Symptome (Leistungsintoleranz, vermindertes Wachstum und Zyanose unklarer Genese) sind hinweisend für eine kardiale Erkrankung.
Bei der Auskultation des Herzens fällt ein lautes und "maschinelles" Herzgeräusch auf. Das Punctum maximum liegt auf Höhe der Pulmonalklappe im 3. Interkostalraum auf der linken Thoraxseite. Bei der Echokardiographie können die verschiedenen Defekte (Ventrikelseptumdefekt, Pulmonalstenose, reitende Aorta und Hypertrophie des rechten Ventrikels) festgestellt werden.
Therapie
Derzeit (2020) existiert keine kausale Therapie für die Fallot-Tetralogie bei Fohlen.
Prognose
Die Prognose hängt hauptsächlich von der kardialen Beeinträchtigung der einzelnen Defekte ab. In der Literatur sind mehrjährige Überlebensraten (bis zu 7 Jahre) beschrieben. Viele Tiere versterben jedoch innerhalb der ersten Wochen oder müssen aufgrund schwerwiegender Komplikationen euthanasiert werden.
Literatur
- Marr, CM. Cardiac murmurs: congenital heart disease. In: Marr CM, Bowen IM (Editors). 2010. Cardiology of the horse. Second edition. Saunders Elsevier Limited. 193-205. ISBN: 978-0-7020-2817-5
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