Ventriculus cordis dexter (Veterinärmedizin)
Synonyme: rechte Herzkammer, rechter Ventrikel
Englisch: right ventricle
Definition
Der Ventriculus cordis dexter ist die rechtsseitig gelegene Herzkammer der Haussäugetiere. Sie entspricht dem rechten Ventrikel des Menschen.
Anatomie
Die rechte Herzkammer erhält ihr Blut über das Ostium atrioventriculare dextrum aus dem rechten Vorhof. Während der Herzaktion (Systole) befördert die rechte Herzkammer das sauerstoffarme Blut über den Conus arteriosus und den anschließenden Truncus pulmonalis unter verhältnismäßig geringem Druck in die Lunge.
Morphologie
Die Wand des Ventriculus cordis dexter ist aufgrund der geringeren Arbeitsleistung weniger als halb so stark wie die Wand des linken Ventrikels. Sie erstreckt sich vom Sulcus interventricularis subsinuosus - den Margo ventricularis dexter bildend - bis zum Sulcus interventricularis paraconalis.
Aufgrund der konvexen Innenwand, die durch das Septum interventriculare gebildet wird, erscheint das Lumen des rechten Ventrikels im Querschnitt sichelförmig. Diese Form ist v.a. während der Herzkontraktion sichtbar.
Ein- und Ausströmungsbahn
Innerhalb des Binnenraums des rechten Ventrikels können funktionell zwei Abschnitte unterschieden werden. Dabei erstreckt sich der eigentliche Ventrikelraum vom Ostium atrioventriculare dextrum ausgehend herzspitzenwärts und wird als Einstrombahn bezeichnet. Der zweite abgrenzbare Hohlraum umfasst von der Herzspitze ausgehend den trichterförmigen Conus arteriosus, der sich in den Truncus pulmonalis fortsetzt. Dieser Abschnitt wird auch als Ausstrombahn bezeichnet.
Im Einströmungsbereich ist die Ventrikelwand - v.a. in den Sulci interventriculares nahen Abschnitten - mit sogenannten Fleischbalken (Trabeculae carneae) ausgestattet. Solche Fleischbalken fehlen an den die Ausstrombahn angrenzenden Wandabschnitten, insbesondere aber im Bereich des Conus arteriosus.
Neben den Trabeculae carneae gibt es noch eine variable Anzahl von rundlichen Muskelsträngen, die eine Querverbindung zwischen dem Septum interventriculare und der Außenwand des Ventrikels herstellen. Einer dieser Stränge ist besonders kräftig ausgebildet und zieht vom Kammerseptum unterhalb des subarteriellen Musculus papillaris ausgehend zur Basis des Musculus papillaris magnus. Er wird als Trabecula septomarginalis bezeichnet und ist ein Bestandteil des Erregungsleitungssystems des Herzens. Neben diesem stets ausgebildeten Muskelbalken finden sich in der Regel noch weitere Querverbindungen innerhalb der rechten Herzkammer. Diese können entweder aus Arbeitsmuskulatur oder aus Bindegewebe aufgebaut sein. In manchen Fällen enthalten sie auch besondere Zellverbände, die als Purkinje-Fasern eine wichtige Stellung im Erregungsleitungssystem einnehmen.
Papillarmuskeln
In die rechte Herzkammer ragen drei sogenannte Warzenmuskeln (Musculi papillares). Diese funktionell wichtigen Muskelbündel sind sowohl in ihrer Form als auch in ihrer individuellen Anzahl tierartlich unterschiedlich ausgeprägt. Die drei Warzenmuskeln werden entsprechend ihrer Lage benannt:
- Musculus papillaris subarteriosus: septumständig bzw. in der Nähe des Truncus pulmonalis
- Musculi papillares parvi: Zusammenschluss aus mehreren kleinen Einzelmuskeln, die eine funktionelle Einheit bilden
- Musculus papillaris magnus: ist am kräftigsten ausgebildet und außenwandständig bzw. kann beim Fleischfresser auch auf die Scheidewand übergreifen oder dort angesiedelt sein
Von den Papillarmuskeln ausgehend entspringen Gruppen von Sehnenfäden, die Chorda tendineae. Diese Sehnenfäden fächern sich auf und strahlen anschließend in die freien Ränder sowie in die der Kammer zugewandten Flächen der dreigeteilten Segelklappe (Valva atrioventricularis dextra) ein.
Valva atrioventricularis dextra
Die rechte Segelklappe entspringt an einem Sehnenring (Anulus fibrosus), der das Ostium atrioventriculare dextrum umrandet. Kurz nach dem Ursprung teilt sich die Klappe in drei, in das Kammerlumen hineinragende Zipfel (Cuspes), die noch weitere Nebenzipfel bilden können. Jeder dieser drei Hauptzipfel ist durch die Sehnenfäden an zwei Warzenmuskeln befestigt. Die Klappenzipfel werden ihrer Lage entsprechend bezeichnet.
- Cuspis septalis valvae atrioventricularis dextrae: septumständiger Zipfel
- Cuspis parietalis valvae atrioventricularis dextrae: außenwandständiger Zipfel
- Cuspis angularis valvae atrioventricularis dextrae: kleiner, kranial im Winkel zwischen den genannten Cuspes liegender Zipfel
Die Valva atrioventricularis dextra hat die Wirkung eines Rückschlagventils. Die Papillarmuskeln sorgen mit ihren Sehnenfäden dafür, dass während der verschiedenen, mit Verschiebung der Ventilebene einhergehenden Aktionsphasen des Herzens, die Spannung der Klappen gewährleistet bleibt. Während der Füllungsphase des Herzens (Diastole) kann das Blut durch die geöffnete Segelklappe vom rechten Vorhof in den rechten Ventrikel strömen. Mit dem Beginn der Systole und dem gleichzeitigen Einsetzen der Druckanstiegsphase wird die Valva atrioventricularis dextra geschlossen. Dieser Schließmechanismus erfolgt, indem sich ihre Zipfel durch den von den Papillarmuskeln auf die Sehnenfäden ausgehenden Zug entfalten und breitflächig aneinander legen. Das in der rechten Herzkammer befindliche Blut kann somit nur mehr über die Austreibungsbahn (Conus arteriosus) ausweichen.
Valva trunci pulmonalis
Damit während der Diastole das Blut nicht wieder in den Ventrikel zurückströmen kann, muss am Übergang zwischen dem Truncus pulmonalis und der rechten Herzkammer ebenfalls ein Verschlussmechanismus ausgebildet sein. Durch die im Ostium des Truncus pulmonalis enthaltene dreiteilige Taschenklappe, Valva trunci pulmonalis, wird ein linearer Blutstrom gewährleistet. Diese Taschenklappe wird durch drei halbmondförmige Valvulae semilunares gebildet. Die Taschen werden entsprechend den Stellungen im Raum bezeichnet:
- Valvula semilunaris sinistra
- Valvula semilunaris dextra
- Valvula semilunaris intermedia
Die Taschenklappe besteht aus einer Endothelduplikatur, die durch ein mittelständiges Blatt aus kollagenen Fasern verstärkt wird. Sie heftet sich am Faserring (Anulus fibrosus) des Ostium trunci pulmonalis an und ragt halbmond- oder halbschalenförmig mit peripher gerichteter Mulde in das Lumen des Gefäßes hinein. Ihr freier Rand trägt leichte Verstärkungen, sodass in der Mitte ein kleines, derbes Knötchen (Nodulus valvulae semilunaris) ausgebildet ist. Dieses Knötchen wird beiderseits von einem halbmondförmigen, transparenten Klappenabschnitt flankiert, der wiederum als Lunula valvulae semilunaris bezeichnet wird. Im Bereich der drei Valvulae semilunares ist die Gefäßwand zu den Sinus trunci pulmonales erweitert.
Ähnlich der Atrioventrikularklappe wirkt auch die Taschenklappe als Rückschlagventil im Ostium trunci pulmonalis. Im Zuge der Austreibungsphase legt der stromaufwärts gerichtete Blutdruck die Taschen an die Gefäßwand, sodass die Klappe geöffnet ist. Sobald der Druck im Gefäß abfällt und die Diastole eintritt, werden die Taschen durch den stromabwärts gerichteten Druck der Blutsäule mit Blut gefüllt und so zum Klappenverschluss gezwungen. Durch die randständigen Noduli valvularum wird ein lückenloser Verschluss der Klappe im Zentrum gewährleistet.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band III: Kreislaufsystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Salomon, Franz-Viktor, Geyer, Hans, Uwe Gille. Anatomie für die Tiermedizin. Enke-Verlag, 2005.
um diese Funktion zu nutzen.