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Enterochromaffine Zelle

von altgriechisch: έντερον ("enteron") - Darm
Englisch: enterochromaffin cell

1. Definition

Enterochromaffine Zellen, kurz EC-Zellen, sind neuroendokrine Zellen, die man im Epithelgewebe des Verdauungstrakts findet. Sie gehören zum enterischen endokrinen System und sind damit Teil des diffusen neuroendokrinen System (DNES).

Von den enterochromaffinen Zellen abgegrenzt werden die enterochromaffin-ähnlichen Zellen (ECL-Zellen) des Magens.

2. Histologie

Enterochromaffine Zellen sind kleine polygonale Zellen, die sich mit Silber- und Chromsalzen anfärben lassen - daher ihr Name. Sie besitzen einen breiten basalen Pol und einen schmalen Apex. Im basalen Pol liegen zahlreiche Granula. Sie erscheinen unter dem Elektronenmikroskop pleomorph, d.h. ihre Größe und Form kann erheblich variieren.

Man unterscheidet einen offenen und geschlossenen Bautyp. Beim häufigeren offenen Bautyp erreichen die enterochromaffinen Zellen mit einigen Mikrovilli das Darmlumen, beim geschlossenen Typ ist das nicht der Fall. Daraus resultiert eine unterschiedliche Art der Aktivierung: Neben den klassischen Neurotransmittern des vegetativen und enterischen Nervensystems können Zellen des offenen Bautyps durch den pH-Wert oder Chymusbestandteile aktiviert werden, während Zellen des geschlossenen Bautyps eher durch physikalische Veränderungen gereizt werden.

3. Lokalisation

Enterochromaffine Zellen finden sich verstreut im gesamten Gastrointestinaltrakt. Am häufigsten begegnet man ihnen im Dünndarm, im Colon sowie im Appendix. Sie bilden die größte Gruppe endokriner Zellen des Menschen.[1]

4. Funktion

Enterochromaffine Zellen produzieren ungefähr 95 % des Serotonins im Körper. Des Weiteren sezernieren sie Purine (z.B ATP) sowie Ghrelin. Diese Moleküle beinflussen parakrin über den Interzellularraum direkt ihre Nachbarzellen (z.B. Neurone des enterischen Nervensystems).

EC-Zellen fungieren als Chemo- und Mechanosensoren. Sie reagieren auf freie Fettsäuren, Aminosäuren und weitere chemische Reize sowie auf physikalische Kräfte während der peristaltischen Aktivität im Darm. Dadurch modulieren EC-Zellen die Sekretion von Wasser und Elektrolyten sowie die Darmmotilität und das viszerale Schmerzempfinden.[2][3]

Darüber hinaus besitzen sie wie die ECL-Zellen Stammzell-ähnliche Eigenschaften.

5. Klinik

Von den enterochromaffinen Zellen können diverse Tumoren ausgehen, die man als Karzinoide bezeichnet. Eine Folge neuroendokriner Tumoren ist die Überproduktion von Serotonin. Sie löst u.a. eine schwere Diarrhö, Atemnot (durch Bronchokonstriktion), Tachykardie und Gesichtsrötung (Flush) aus. Möglicherweise haben sie auch einen Einfluss auf die Entstehung des Reizdarmsyndroms.

6. Quellen

  1. Grube, D. The endocrine cells of the gastrointestinal epithelium and the metabolism of biogenic amines in the gastrointestinal tract. Prog Histochem Cytochem 1976;8:1‐128
  2. Linan-Rico A et al. Mechanosensory Signaling in Enterochromaffin Cells and 5-HT Release: Potential Implications for Gut Inflammation, Front Neurosci. 2016;10:564, abgerufen am 18.05.2020
  3. Diwakarla S et al. Heterogeneity of enterochromaffin cells within the gastrointestinal tract, Neurogastroenterol Motil. 2017 Jun; 29(6), abgerufen am 18.05.2020

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