Effektives arterielles Blutvolumen
Englisch: effective arterial blood volume
Definition
Das effektive arterielle Blutvolumen, kurz EABV, bezeichnet den Anteil des intravasalen Blutvolumens, der effektiv zur Perfusion der Gewebe und zur Aufrechterhaltung des arteriellen Blutdrucks beiträgt. Es handelt sich nicht um eine direkt messbare Größe, sondern um ein funktionelles Konzept, das den „fühlbaren“ Füllungszustand des Kreislaufs aus Sicht der Barorezeptoren beschreibt.
Physiologie
Das EABV hängt nicht allein von der absoluten Blutmenge ab, sondern wesentlich von Faktoren wie:
- Herzzeitvolumen (HZV)
- Gefäßtonus
- Verteilungszustand des intravasalen Volumens
Die Regulation erfolgt über Volumen- und Druckrezeptoren, z.B. im Karotissinus, Aortenbogen und im juxtaglomerulären Apparat der Niere. Veränderungen des EABV beeinflussen das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), das sympathische Nervensystem und die Sekretion von antidiuretischem Hormon (ADH) und atrialem natriuretischem Peptid (ANP).
Eine Verminderung des EABV führt zur Aktivierung der Natrium- und Wasserretention, um den "effektiven" Kreislauf zu stabilisieren. Ursachen für vermindertes EABV sind z.B.:
- Volumenmangel (z.B. durch Blutverlust oder Dehydratation)
- Relativer Volumenmangel
- Vasodilatation (z.B. bei Sepsis, Anaphylaxie)
- Rechts- oder Linksherzinsuffizienz (Vorwärtsversagen trotz Hypervolämie)
- Leberzirrhose mit portaler Hypertension und splanchnischer Vasodilatation
- nephrotisches Syndrom mit Hypoalbuminämie und Verschiebung von Flüssigkeit ins Interstitium
Diagnostik
Das EABV kann nicht direkt gemessen werden. Hinweise ergeben sich aus:
- klinischen Zeichen: Blutdruck, Herzfrequenz, Hautdurchblutung, Urinproduktion
- Labor: Aktivierung des RAAS (z.B. erhöhtes Renin, Aldosteron), Hyponatriämie
- hämodynamischen Parametern: zentraler Venendruck, pulmonalarterieller Verschlussdruck, Echokardiographie, PiCCO