Echinokokkose (Fleischfresser)
Synonym: Echinokokken-Befall beim Fleischfresser
Definition
Als Echinokokkose beim Fleischfresser bezeichnet man Infektionen des Dünndarmes beim Fleischfresser, die durch Bandwürmer der Gattung Echinococcus verursacht werden.
Allgemein
Der extraintestinale Befall von Säugetieren und Menschen mit Finnen (Metazestoden) der Gattung Echinococcus werden ebenfalls zu den Echinokokkosen gezählt. Infektionen mit Echinococcus bei Tieren sind in der Schweiz meldepflichtig.
Sowohl die zystische Echinokokkose (ZE) als auch die alveoläre Echinokokkose (AE) - verursacht durch Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis - zählen zu den wichtigsten parasitären Zoonosen in Europa. Die Echinokokkose des Menschen fällt in Deutschland unter das Infektionsschutzgesetzt und ist meldepflichtig.
Erreger
Die Gattung Echinococcus gehört zur Familie der Taeniidae und stellen kleine Bandwürmer von wenigen Millimetern Länge dar. Von den vier anerkannten Arten kommen Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis in Europa vor. Die nur auf Mittel- und Südamerika beschränkten Arten Echinococcus vogeli sowie Echinococcus oligarthus spielen in unseren Breitenkreisen keine nennenswerte Rolle.
Die Metazestoden aller vier Echinococcus-Arten können den Menschen besiedeln und verschiedene Formen der Echinokokkose verursachen.
Merkmale | E. granulosus | E. multilocularis |
---|---|---|
Länge (mm): | 2 bis 7 (selten bis 11) | 1,2 bis 4,5 |
Proglottidenzahl: | 3 (2 bis 7) | 5 (2 bis 6) |
Länge Vorderteil gravider Proglottis: | 1 zu 0,86 bis 1,3 | 1 zu 0,31 bis 0,8 |
Genitalporus gravider Proglottis: | hinter Gliedmitte | vor Gliedmitte |
Uterus: | mehrere laterale Aussackungen | sackförmig |
Endwirte in EU: | Hund, Wolf (selten Rotfuchs) | Rotfuchs, Polarfuchs, Wolf, Marderhund, Hund, Katze |
Zwischenwirte in EU: | Huftiere: kl. Wiederkäuer, Rind, Pferd, Schwein, u.a. | Kleinsäuger: Feldmaus, Bisam, usw. |
Typische Form der Finne: | großblasig (bis > 20 cm) einhöhlig, z.T. gekammert, mit Flüssigkeit | Konglomerat vieler kleiner Blasen (bis max. 3 cm), kaum Flüssigkeit |
Hauptlokalisation der Finne: | Leber, Lunge, andere Organe | primär Leber, Metastasen in anderen Organen |
Präpatenz (Tage): | 34 bis 58 | 28 bis 35 |
Verbreitung: | weltweit | nördliche Hemisphäre |
Erkrankung (Mensch): | zystische Echinokokkose | alveoläre Echinokokkose |
Diagnose
Die Diagnose einer Echinokokkose beim Fleischfresser kann über mehrere Arten gestellt werden:
- Proglottiden-Nachweis: sehr kleine, etwa 0,6 bis 3 mm lange und weißliche Gebilde, die auf der Kotoberfläche oder an der Perianalhaut zu finden sind; die Sensitivität ist sehr gering, sodass man hier meist von Zufallsbefunden spricht
- Koproskopischer Einachweis: mithilfe des Flotationsverfahrens oder der Klebebandmethode; die Spezifität ist sehr gering, da die Eier nicht von Taenia-Eiern unterscheidbar sind
- Diagnostische Entwurmung: Behandlung der Hunde mit Arekolin-Präparaten (Arekolinhydrobromid 2 mg/kgKG, Arekolinacetarsol 3 mg/kgKG p.o.); Arekolin induziert bei Hunden innerhalb von 2 Stunden Kotabsatz sowie Darmentleerung; anschließend erfolgt eine Untersuchung des ausgeschiedenen Kotes nach Hitzesterilisation im Stereomikroskop; Sensitivität nach Erstgabe von Arekolin bei 65 %, nach Zweitgabe 78 %; Spezifität um 100 %
- Koproantigen-Nachweis: Sensitivität durchschnittlich um 65 bis 75 %; Spezifität über 95 %
- Kopro-DNA-Nachweis: da Taeniiden-Eier morphologisch nicht weiter differenzierbar sind, stehen mittlerweile art- oder stammspezifische PCR zur Verfügung; Sensitivität und Spezifität beträgt nahezu 100 %
- Antikörpernachweis: bei einem Teil der mit Echinococcus granulosus-infizierten Hunde können im Serum spezifische Antikörper nachgewiesen werden; die mangelnde Spezifität und Sensitivität von etwa 35 bis 40 % sind für diagnostische und epidemiologische Fragestellungen unzureichend
- Sektion: aufgrund der geringen Größe von Echinococcus granulosus kann dieser Parasit bei der Sektion übersehen werden; ein sicherer Nachweis kann so nur mittels stereomikroskopischer Untersuchung von Dünndarmabschnitten sowie Abstriche der Dünndarmschleimhaut gestellt werden
Da eine hohe Infektionsgefahr für den Menschen vorliegt, sind bei diagnostischen Untersuchungen von Endwirten auf Echinokokkus-Befall sowie bei der Therapie besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich (werden von der WHO empfohlen).
Therapie
Mittel der ersten Wahl bei einer Echinokokkus-Infektion ist Praziquantel. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass keines der verfügbaren Medikamente ovizid wirkt, sodass die nach einer Behandlung ausgeschiedenen Eier infektiös sind. In einmaliger therapeutischer Dosis (5 mg/kgKG p.o. oder 5,7 mg/kgKG i.m.) ist Praziquantel gegen unreife und adulte intestinale Stadien von Echinococcus granulosus hochwirksam. Korrekt durchgeführte Behandlungen führen bei den meisten Hunden zu einer völligen Eliminierung adulter Echinococcus-granulosus-Stadien.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Praziquantel wird von Fleischfressern ausgezeichnet verträglich. Kontraindikationen sind bislang nicht bekannt.
Prophylaxe
In Endemiegebieten mit hoher Inzidenz der zystischen Echinokokkose beim Menschen (z.B. Spanien, Argentinien, u.a.) wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene Bekämpfungsprogramme durchgeführt. Diese umfassen hauptsächlich folgende Maßnahmen:
- Verbesserung der Kontrolle der Schlachtungen von Nutztieren und der Entsorgung von Schlachtabfällen
- Kontrolle der Hundepopulation (Registrierpflicht) sowie Reduktion der streunenden Hunden
- Massenbehandlungen von Hunden mit Praziquantel
- Aufklärung der Bevölkerung über die Parasitose
Als optimale Strategie hat sich jedoch herausgestellt, dass Schafe gegen Echinococcus granulosos 2-mal jährlich geimpft werden sollten (mit einem rekombinanten Antigen, Eg95). Die hohe Schutzwirkung reduziert massiv die Entwicklung von Finnen in Zwischenwirten. Gleichzeitig sollten Hunde mit Praziquantel entwurmt werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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