Zystische Echinokokkose
Englisch: cystic echinococcosis
Definition
Die zystische Echinokokkose ist die durch Infektion mit dem Parasiten Echinococcus granulosus hervorgerufene Form der Echinokokkose.
ICD10-Codes
- B67.0: Echinococcus-granulosus-Infektion (zystische Echinokokkose) der Leber
- B67.1: Echinococcus-granulosus-Infektion der Lunge
- B67.2: Echinococcus-granulosus-Infektion der Knochen
- B67.3: Echinococcus-granulosus-Infektion an mehreren und sonstigen Lokalisationen
- B67.4: Echinococcus-granulosus-Infektion, nicht näher bezeichnet
Erreger
Echinococcosus granulosus ist ein Bandwurm, der weltweit verbreitet ist und hauptsächlich in Mittelmeerländern und auf dem Balkan vorkommt. Endwirte sind Hund, Katze und Schwein (Polen). Zwischenwirte sind vor allem Schafe und Nager. Der Mensch als Fehlwirt wird durch orale Aufnahme von Larven infiziert.
Pathogenese
Nach Aufnahme schlüpfen die Larven im Darm und erreichen über die Vena portae zunächst die Leber, dann auch andere Organe, vor allem die Lunge. Die Inkubationszeit bis zum Auftreten klinischer Zeichen kann mehrere Jahre betragen. Die bei Erkrankung entstehenden Zysten sind bei Echinococcus granulosus von einer Bindegewebskapsel umgrenzt.
Klinik
Der Krankheitsverlauf der zystischen Echinokokkose ist sehr variabel. Entscheidend ist die Lokalisation der Zysten und das Ausmaß der Immunantwort beim Befallenen. Hauptlokalisation der Zysten sind Leber und Lungen.
Die Zysten wachsen in der Regel langsam und bleiben lange asymptomatisch. Symptome entstehen erst, wenn ein relevanter raumfordernder Effekt eintritt, bei bakterieller Superinfektion und Fistelbildungen oder auch wenn infolge einer Ruptur anaphylaktische Reaktionen auftreten.
Häufig äußert sich die zystische Echinokokkose auch durch extrahepatische Cholestase und Cholangitis.
Bei Zysten in seltener Lokalisation (ZNS, Knochen, Herz) ist die klinische Symptomatik sehr variabel.
Diagnostik
Dia Diagnostik stützt sich auf bildgebende Verfahren zum Nachweis von Zysten (Sonographie, CT, MRT) und serologische Untersuchungen zum Nachweis spezifischer Antikörper (ELISA, Western-Blot).
Nach Resektion oder Punktion von zystischen Herden kann die Diagnose durch pathologische bzw. zytologische Untersuchung gesichert werden. Bei Punktionen sollte Notfallmedikation bezüglich allergischer Reaktionen bereitgehalten werden.
Therapie
Eine Behandlung ist erforderlich, wenn durch Zysten funktionelle Probleme entstehen. Ist eine Zyste asymptomatisch, kann sie unter konservativer Therapie mit Albendazol behandelt werden. Regelmäßige Verlaufskontrollen sind unbedingt erforderlich.
Bei symptomatischen Zysten bzw. Absehbarkeit einer symptomatischen Konstellation stehen verschiedene interventionelle und chirurgische Techniken zur Verfügung. Die chirurgische Resektion oder die Endozystektomie von Leberzysten bzw. eine Nierenteilresektion bei Befall der Nieren sind bei guter Zugangsmöglichkeit sichere und wirksame Behandlungsverfahren. Im Rahmen des Eingriffs kann der sanierte Herd mit hochkonzentrierter Kochsalzlösung gespült werden. Vorher sind Fistelbildungen zum Gallengangssystem auszuschliessen.
Ein alternatives radiologisch-interventionelles Verfahren ist Punktion und Injektion sterilisierender Lösungen. Dabei werden Zysten unter Bildkontrolle punktiert und der Inhalt aspiriert. Folgend wird alkoholische Lösung in die Zyste gegeben und erneut aspiriert. Dieses Verfahren wird als PAIR-Methode bezeichnet.
Sowohl bei chirurgischer, als auch bei interventioneller Therapie wird vor und nach Eingriff mit Albendazol behandelt.