Cheyletiellose (Hund)
Synonyme: Cheyletiella-Befall, Raub- bzw. Pelzmilben-Befall
Definition
Als Cheyletiellose bezeichnet man eine Ektoparasitose beim Hund, die durch parasitär lebende Milben der Gattung Cheyletiella verursacht wird.
Ätiologie
Cheyletiella spp. kommen sowohl beim Hund (Cheyletiella yasguri) als auch bei anderen Säugetieren vor, z.B.
- Cheyletiella blakei bei der Katze,
- Cheyletiella parasitovorax beim Kaninchen oder
- Cheyletiella blakei beim Fuchs.
Als wenig wirtsspezifische Parasiten siedeln sich die Milben auch auf anderen Tierarten an (z.B. Cheyletiella yasguri auf Katzen).
Die verschiedenen Cheyletiella-Arten sind morphologisch nur schwer voneinander zu unterscheiden. Sie sind ca. 200 bis 500 µm groß und ovoid. Die adulten Formen weisen stilettförmige Cheliceren und charakteristische kurze und starke Palpen mit einwärts gerichteten Klauen auf. An den kräftigen Beinen sind am Ende der Tarsen keine Klauen, sondern schmale und kammähnliche Gebilde (Empodien) ausgebildet.
Epidemiologie
Cheyletiella spp. sind weltweit verbreitet. Die Prävalenz beträgt beim Hund etwa 25 %. Die Übertragung der Parasiten wird bei engem Kontakt verstärkt, weshalb v.a. Jungtiere in Gruppenhaltung (Hundzuchten bzw. Zwinger) besonders häufig betroffen sind.
Pathogenese
Die Infektion erfolgt durch den direkten Kontakt zwischen zwei Hunden. Da die Milben aber auch bis zu 3 Wochen abseits vom Wirt überleben können, ist eine Erregerübertragung auch aus der Umgebung möglich (z.B. über Liegeplätze, Bürsten u.ä.).
Die gesamte Entwicklung der Parasiten erfolgt auf dem Wirt und dauert im Schnitt etwa 3 Wochen. Nach der Kopulation legt das Weibchen die Eier mit Fäden kokonartig eingewoben wenige Millimeter über der Haut am Haar ihres Wirts ab. Der Entwicklungszyklus schließt ein Larven- und zwei Nymphenstadien ein, bis letztendlich die Adulti hervorgehen. Diese halten sich mit ihren starken Klauen im Fell fest, um durch Pseudotunnel im epidermalen Detritus herumzuwandern. Die Milben stechen dann mit ihren spitzen Cheliceren in die Epidermis und ernähren sich dabei von der austretenden Gewebslmyphe.
Klinik
Klinische manifeste Cheyletiellosen treten beim Hund häufig als chronisches Ekzem mit Juckreiz sowie gering- bis hochgradiger Schuppenbildung in Erscheinung. Die Hautveränderungen sind besonders im Kopf-, Schulter- und Rückenbereich ausgebildet. Manche Erkrankungen verlaufen auch völlig asymptomatisch. In seltenen Fällen entwickeln sich Dermatitiden mit Hyperästhesie und Alopezie. Gelegentlich kann zusätzlich noch Papel- und Krustenbildung beobachtet werden.
Ein Großteil der Symptome kann auf die Stiche der Milben und die darauf folgenden allergischen Reaktionen (auf Milben-Antigene) zurückgeführt werden. Durch verstärktes Putzen und Kratzen kommt es oftmals auch zu sekundären Pyodermien.
Diagnose
Die Diagnosemethode der Wahl zum Nachweis der Milben bzw. ihrer Eier ist die Klebenstreifentechnik. Alternativ kann auch ein oberflächliches Hautgeschabsel mit anschließender Aufarbeitung der Probe (KOH-Technik) durchgeführt werden.
Da sowohl die Milben als auch die Eier häufig im Kot nachweisbar sind, ist auch ein Flotationsverfahren möglich.
Therapie
Die Therapie erfolgt mit topischen Akariziden wie z.B. Fipronil oder Selamectin. Abhängig von der Befallsstärke ist die Behandlung in 2 bis 4 Wochen erneut durchzuführen. Zusätzlich müssen alle Kontakttiere sowie die Umgebung mit geeigneten Akariziden behandelt werden.
Zoonotische Bedeutung
Da Cheyletiella spp. wenig wirtsspezifisch sind, ist eine Erregerübertragung vom Tier auf den Menschen möglich. Beim Menschen verursachen sie juckende Papeln und erythematöse Flecken - insbesondere an den Armen und am Oberkörper.
Literatur
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0