Cheilitis (Meerschweinchen)
Synonym: Lippengrind
Definition
Unter einer Cheilitis bzw. einem Lippengrind des Meerschweinchens versteht man eine Entzündung der Lippen ungeklärter Ursache.
Vorkommen
Meerschweinchen erkranken regelmäßig an einer Cheilitis. Die Krankheit betrifft alle Altersklassen und beide Geschlechter gleich häufig.
Ätiopathogenese
Die Auslöser einer Cheilitis sind bislang (2022) noch nicht vollständig geklärt. Es stehen viele Vermutungen im Raum, jedoch liegen noch keine untermauernden Beweise vor.
Man geht davor davon aus, dass verschiedene Mängelzustände, v.a. eine Unterversorgung mit Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C, Proteinen, essenziellen Aminosäuren, Fettsäuren und Spurenelementen (Mangan, Magnesium, Zink, Cobalt) die Krankheit verursachen. Gleichzeitig vermutet man, dass Mikroläsionen, ausgelöst durch ungeeignete Einstreu, hartes bzw. säurehaltiges Futter, Wasserflaschen und Zahnerkrankungen, die Krankheitsentstehung begünstigen.
Parallel dazu konnten in einigen Fällen auch Staphylokokken und Hefepilze (Candida albicans) in den Wunden nachgewiesen werden.
Klinik
Eine Cheilitis ist meist stark nässend, weshalb es bei längerer Krankheitsdauer auch zur Bildung von Krusten kommt. Die entzündlichen Prozesse können auf die Gingiva übergreifen und dann Alveolen und Schneidezähne angreifen. Aufgrund der Läsionen leiden betroffene Tiere an Schmerzen, Inappetenz und infolge dessen auch an Verdauungsstörungen.
Diagnostik
Neben der typischen Klinik ist v.a. die Zytologie und die mikrobiologische Untersuchung mit anschließendem Antibiogramm aus Probenentnahmen hinweisend.
Therapie
Die Wunden müssen desinfiziert und mit desinfizierenden Salben oder Salben mit Antimykotika und/oder Antibiotika lokal behandelt werden. In ausgeprägten Krankheitsfällen ist eine systemische Antibiose nach Antibiogramm indiziert (z.B. Enrofloxacin 5 mg/kgKG 2 mal täglich p.o.).
Parallel dazu ist auf eine ausreichende Analgesie (z.B. Metamizol 80 mg/kgKG alle 4 bis 6 Stunden p.o.) und regelmäßige Fütterung (ggf. Zwangsfütterung) zu achten. Die Haltungsbedingungen müssen unbedingt optimiert und mögliches Stresspotenzial minimiert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Durch die Therapie kann oft eine deutliche Besserung der klinischen Symptome erzielt werden. Häufig treten Rezidive auf, da die Entzündungsprozesse durch äußere Noxen aufgeflammt werden.
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. ISBN 978-3-7945-3111-0
- Guinea Pigs. Clinical Veterinary Advisor. 2013;253-285.e1. doi:10.1016/B978-1-4160-3969-3.00139-6
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