Berotralstat
Handelsname(n): Orladeyo®
Englisch: berotralstat
Definition
Berotralstat ist ein Plasmakallikrein-Inhibitor, der zur Prophylaxe des hereditären Angioödems eingesetzt wird.
Chemie
Berotralstat ist ein basisches Pyrazol-Derivat. Das Molekulargewicht beträgt 562,6 g/mol, die Summenformel lautet C30H26F4N6O.[1]
Wirkmechanismus
Das hereditäre Angioödem ist eine Krankheit, bei der es zu Bradykinin-vermitteltem Angioödemen kommt. Ursache ist ein genetisch bedingter Mangel an C1-Esterase-Inhibitor (SERPING1). Dieses Enzym hemmt Plasmakallikrein, das die Umsetzung von HMWK zu Bradykinin katalysiert.
Ein Mangel an C1-Esterase-Inhibitor führt auf diese Weise zu einem erhöhten Wert an Bradykinin, das ursächlich für die Angioödeme ist. Berotralstat inhibiert Plasmakallikrein und hemmt somit die Synthese von Bradykinin, was wiederum zur Verhütung von Angioödem-Attacken führt.[2]
Pharmakokinetik
Der steady state wird unter einer Therapie nach 6 bis 12 Tagen erreicht. Um gastrointestinale Nebenwirkungen zu vermeiden, wird Berotralstat mit der Nahrung eingenommen, auch wenn dies den Wirkeintritt verzögert. Die Plasmaproteinbindung beträgt 99%, das Verteilungsvolumen 3.123 Liter. Die Biotransformation erfolgt über CYP2D6 und CYP3A4. Der Arzneistoff fungiert auch als schwacher Inhibitor dieser Enzyme. Die Halbwertszeit liegt bei 93 Stunden.[2]
Indikation
- routinemäßige Prävention wiederkehrender Attacken des hereditären Angioödems bei Patienten ab 12 Jahren
Berotralstat wird von der World Allergy Organization (WAO) und der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) als First-Line-Therapie zur Langzeitprophylaxe des HAE empfohlen (Stand 2022).
Darreichungsform
Berotralstat ist in Form von Hartkapseln erhältlich.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt 150 mg Berotralstat täglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- QT-Verlängerung
- Abdominalschmerz, Diarrhö, Kopfschmerzen
- Erbrechen, gastroösophagealer Reflux, Flatulenz
- Ausschlag
- erhöhte Werte von ALT und AST
Wechselwirkungen
- Berotralstat ist ein Inhibitor von CYP2C9, CYP2D6, CYP2C19 und CYP3A4. Dies führt zu Interaktionen mit Arzneistoffen, die über diese Enzyme verstoffwechselt werden (z.B. Desogestrel, Midazolam).
- Inhibitoren (z.B. Ciclosporin) von P-gp und BCRP erhöhen die Plasmaspiegel von Berotralstat. Induktoren (z.B. Johanniskraut) erniedrigen die Plasmaspiegel.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Zulassung
Der Wirkstoff ist seit Dezember 2020 durch die FDA in den USA zugelassen.
Quellen
- ↑ Berotralstat in der pubchem-Datenbank, aufgerufen am 06.08.2021
- ↑ 2,0 2,1 Fachinformation zu Orladeyo 150 mg Hartkapseln, aufgerufen am 06.08.2021