Rückenschmerzen: Unterschied zwischen den Versionen

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Hierunter versteht man Schmerzzustände, die plötzlich eintreten und meist nur wenige Tage anhalten.
Hierunter versteht man Schmerzzustände, die plötzlich eintreten und meist nur wenige Tage anhalten.
====Chronische Rückenschmerzen====
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Sind die Schmerzen an mehr als der Hälfte der Tage pro Jahr vorhanden, spricht man von ''[[chronisch|chronischen]] Rückenschmerzen''. Sie sind oft durch Haltungsschäden der Wirbelsäule bedingt. Viele der Patienten üben ebenfalls berufliche Tätigkeiten im Sitzen aus, wodurch Bewegungsmangel gefördert wird.
Sind die Schmerzen an mehr als der Hälfte der Tage pro Jahr vorhanden, spricht man von ''[[chronisch|chronischen]] Rückenschmerzen''. Sie sind oft durch Haltungsschäden der Wirbelsäule bedingt. Viele der Patienten üben ebenfalls berufliche Tätigkeiten im Sitzen aus, wodurch Bewegungsmangel gefördert wird. Psychosoziale Risikofaktoren, sogenannte [[Yellow Flags]], können das Risiko für eine [[Chronifizierung]] erhöhen.
<br> Psychosoziale Risikofaktoren, sogenannte [[Yellow Flags]], können das Risiko für eine [[Chronifizierung]] erhöhen.


===...nach Spezifität===
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Version vom 19. Januar 2023, 00:49 Uhr

Synonyme: Dorsalgie, Kreuzschmerzen
Englisch: back pain

Definition

Als Rückenschmerzen bezeichnet man Schmerzen der Muskeln, Nerven, Knochen oder anderen Strukturen im Bereich des Rückens bzw. der Wirbelsäule. In der medizinischen Terminologie werden Rückenschmerzen als Dorsalgie bezeichnet.

Eine Lumbalgie bzw. Lumboischialgie bezeichnet speziell Schmerzen in der Lenden- oder Kreuzregion.

Epidemiologie

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Schmerzerlebnis. Die Lebenszeitprävalenz in Deutschland von akuten Rückenschmerzen liegt bei etwa 70 bis 80 %. Die Prävalenz chronischer Rückenschmerzen in der Allgemeinbevölkerung wird mit etwa 10 bis 21% angegeben.

Einteilung

...nach Dauer

Akute Rückenschmerzen

Hierunter versteht man Schmerzzustände, die plötzlich eintreten und meist nur wenige Tage anhalten.

Chronische Rückenschmerzen

Sind die Schmerzen an mehr als der Hälfte der Tage pro Jahr vorhanden, spricht man von chronischen Rückenschmerzen. Sie sind oft durch Haltungsschäden der Wirbelsäule bedingt. Viele der Patienten üben ebenfalls berufliche Tätigkeiten im Sitzen aus, wodurch Bewegungsmangel gefördert wird. Psychosoziale Risikofaktoren, sogenannte Yellow Flags, können das Risiko für eine Chronifizierung erhöhen.

...nach Spezifität

Unspezifische Rückenschmerzen

Kennzeichen sind starke Schmerzen, die radiologische Befunde stimmen jedoch nicht mit der Schmerzstärke überein. Eine Ausstrahlung ins Gesäß, in den Nacken oder in die Arme ist möglich. Die Therapie besteht in der Behandlung der Grunderkrankung (soweit möglich). Vorbeugende Maßnahmen sind Physiotherapie, regelmäßige sportliche Aktivität und Gewichtsreduktion.

In hartnäckigen Fällen ist die Teilnahme an Rückenintensivprogrammen mit integrierter Versorgung durch Ärzte, Krankengymnasten und Psychologen empfehlenswert. Eine Schmerzmedikation ist nur bei akuter Verschlechterung über einen begrenzten Zeitraum sinnvoll.

Rückenschmerzen mit spezifischer Schmerzausstrahlung

Kennzeichen ist eine Erkrankungen mit Beteiligung des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln. Die Schmerzen werden im spezifischen Versorgungsgebiet der Nerven als ausstrahlend empfunden. Die Therapie besteht aus Schmerztherapie, Krankengymnastik und Operation (nur bei Versagen konservativer Maßnahmen oder in seltenen, speziellen Fällen).

Ursachen

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. Häufigste Ursachen sind alltagsbedingte Fehlhaltungen in Zusammenhang mit Übergewicht, mangelndem Training der Rückenmuskulatur und degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule. Nach der Lokalisation der auslösenden Ursache - von der Wirbelsäule (vertebragen) oder von anderen Orten (extravertebragen) ausgehend - unterscheidet man:

Vertebragene Ursachen

Schmerzen in der Rückenregion, die durch Gewalteinwirkung von außen zugeführt wurden und über mehrere Tage bestehen, können Folgen von Wirbelbrüchen sein. In einem solchen Fall sollte schnellstmöglich eine medizinische Behandlung angestrebt werden.

Extravertebragene Ursachen

Therapie

Es gibt keine Standardtherapie für Rückenschmerzen. Vielmehr müssen bei spezifischen Rückenschmerzen mit bekannter Ursache die therapeutischen Maßnahmen an diese angepasst werden. Bei Rückenschmerzen, die durch mangelnde Rückenmuskulatur bedingt sind, wird ein gezieltes Muskeltraining zur Kräftigung empfohlen. Desweiteren werden oft bei Haltungsschäden Patientenschulungen und physiotherapeutische Maßnahmen verordnet.

Bei unspezifischen Rückenschmerzen kann lediglich eine symptomatische Therapie erfolgen, die neben den bereits erwähnten Maßnahmen u.a. Analgetika (z.B. NSAR), Muskelrelaxantien und Wärmeanwendungen umfassen. Darüber hinaus existiert eine großes Angebot an alternativmedizinischen Behandlungsformen (Akupunktur, manuelle Therapie), das in der Regel nicht validiert ist.

Medizinökonomie

Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems gehören zu den teuersten Erkrankungen des Gesundheitssystems. Hierbei beliefen sich im Jahr 2008 die Kosten für nicht-spezifische Rückenschmerzen auf 3,6 Milliarden Euro. Die durchschnittlichen Behandlungskosten pro Rückenschmerzpatient liegen bei etwa 1.322 Euro/Jahr. Von diesem Betrag entfallen 612 Euro auf direkte Kosten durch Arztbesuche und die damit verbundene Therapie (Arzneimittel, Hilfsmittel, Physiotherapie, Stationärer Aufenthalt, Rehabilitation), 710 Euro auf den krankheitsbedingten Produktivitätsverlust.[1]

Derzeit (2023) existieren noch keine aktuelleren Daten zu den Kosten für das Gesundheitssystem, die durch Rückenschmerzen hervorgerufen werden.

DocCheck Publish

Der folgende Artikel beschäftigt sich in einer allgemeinen Form mit dem Thema Ursachen von Rückenschmerzen.

Quellen

  1. Wenig et al. Costs of back pain in Germany, European Journal of Pain 2009, abgerufen am 21.12.22

Literatur