Pes-anserinus-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. August 2021, 10:26 Uhr
Synonyme: Pes-anserinus-Tendinopathie
Englisch: pes anserinus pain syndrome, pes anserinus tendinopathy, pes anserinus tendinitis, pes anserinus tendino-bursitis
Definition
Das Pes-anserinus-Syndrom ist ein schmerzhafte Symptomkonstellation des medialen Kniegelenks, das durch eine Insertionstendopathie des Pes anserinus superficialis an der medialen Tibiakondyle entsteht und mit einer Entzündung der Bursa anserina einhergehen kann.
Einteilung
Je nach Dauer der Erkrankung unterscheidet man die akute und die chronisch-rezidivierende Verlaufsform.
Epidemiologie
Betroffen sind insbesondere Ausdauersportler und Übergewichtige. Das weibliche Geschlecht soll überwiegen.
Ätiologie
Das Pes-anserinus-Syndrom entsteht meist als Reizung der Ansatzsehnen des Musculus sartorius, Musculus semitendinosus und Musculus gracilis meist auf dem Boden einer Fehl- oder Überbelastung. Durch wiederholte Reibung und Druck auf den Schleimbeutel kommt es zu einer entzündlichen Reaktion (Schleimbeutelentzündung). Seltener ist das Schmerzsyndrom traumatisch bedingt.
Risikofaktoren
- Gonarthrose
- Fehlstellungen und Gelenkinstabilitäten der unteren Extremität (z.B. Genu valgum, Überpronation)
- muskuläre Dysbalancen (z.B. Verkürzung der ischiocruralen Muskeln)
- weibliches Geschlecht
- Übergewicht
- Diabetes mellitus
- rheumatoide Arthritis
- längeres Gehen auf instabilem oder schrägem Untergrund
- mangelhafte Lauftechnik
- Materialmängel (inadäquates Schuwerk, Laufschuhe ohne Pronationsunterstützung)
Symptome
- Schmerzen im medialen Kniebereich bei Belastung der ischiocruralen Muskeln, wie z.B. Treppensteigen, Laufen, Springen
- Überwärmung und Schwellung am Pes anserinus
- Druckschmerzhaftigkeit ca. 3 bis 4 cm distal des tibialen Gelenkspalts
- ggf. Krepitation über Sehnenansatz bei längerem Bestehen
Diagnose
Die Diagnose wird üblicherweise durch die orthopädische Untersuchung gestellt und durch die Sonographie des Kniegelenks ergänzt. In unklaren Fällen kann eine radiologische (Auschluss-)Diagnostik mittels Röntgen, Magnetresonanztomographie oder Computertomographie erfolgen. Strukturelle Schäden lassen sich in der Regel nicht nachweisen, unter Umständen ist ein Gelenkerguss als inflammatorisches Korrelat zu erkennen.
Das Abklingen der Beschwerden nach einer lokalen Lidocain-Infiltration erhärtet die Diagnose.
Differentialdiagnosen
- Reizung des Ligamentum collaterale tibiale (Schmerzen weiter medial)
- Läsion des Innenmeniskus (Schmerzen weiter kranial)
- Hoffa-Syndrom (Schmerzen weiter lateral)
- Plica-Syndrom (Schmerzen weiter kranial)
Therapie
- körperliche Schonung
- lokale Kryotherapie
- Physiotherapie, Dehnung der betroffenen Muskeln (ischiocrurale Muskeln und Adduktoren inkl. Antagonisten), Muskelkräftigung
- analgetische und antiinflammatorische Therapie mit NSAR
- ggf. Infiltration von Lokalanästhetika (z.B. Lidocain) oder Glukokortikoiden (cave: erhöhtes Risiko für Sehnenrupturen)
- ggf. Gewichtsreduktion, Optimierung der Blutzuckereinstellung
- ggf. Optimierung des Materials (Einlagen, Schuhwerk, Untergrund)
- ggf. extrakorporale Stoßwellentherapie oder lokale Injektion vom thrombozytenreichem Plasma (ACP)
- ggf. operative Versorgung bei chronischer, therapieresistenter Bursitis
Prognose
Bei konsequenter konservativer Therapie ist die Prognose gut - insbesondere wenn wenig Risikofaktoren bestehen oder diese beseitigt werden können.
Literatur
- Homayouni et al: Effects of kinesiotaping versus non-steroidal anti-inflammatory drugs and physical therapy for treatment of pes anserinus tendino-bursitis: A randomized comparative clinical trial The Physician and Sportsmedicine, 2016