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==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Welsch, Kummer, Histologie, das Lehrbuch, 5. Auflage, Urban & Fischer Verlag | * Welsch, Kummer, Histologie, das Lehrbuch, 5. Auflage, Urban & Fischer Verlag | ||
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Aktuelle Version vom 21. März 2024, 09:58 Uhr
Englisch: tubular cell
Definition
Unter dem Begriff Tubuluszellen werden die Epithelzellen des Nierentubulus zusammengefasst. Sie weisen einige besondere Charakteristika auf, da sie das Niereninterstitium gegenüber dem hyperosmolaren Harn osmotisch schützen müssen.
Histologie
Der Nierentubulus gliedert sich in drei verschiedene Abschnitte:
Daran schließen sich der Verbindungstubulus und das Sammelrohr an. Die Tubuluszellen weisen morphologische Unterschiede in den einzelnen Abschnitten auf.
Proximaler Tubulus
Im proximalen Tubulus liegt ein einschichtiges isoprismatisches, teils kubisches Epithel vor, das einer Basalmembran ohne stärkere Barriereeigenschaften aufliegt. Die Zellverbindungen bestehen aus durchlässigen, "undichten" Tight Junctions. Lumenseitig ist das Epithel mit einem hohen Bürstensaum ausgestattet, dieser flacht im Verlauf des proximalen Tubulus ab. Auf der basalen Seiten weisen die Epithelzellen einen hohen Mitochondriengehalt und extensive Zellinterdigitation auf. Sie vergrößern – vergleichbar mit dem Bürstensaum der Lumenseite – die Diffusionsfläche der Zellen gegenüber Interstitium und den Blutgefäßen.
Die proximalen Tubuluszellen sind maßgeblich an den Resorptionsprozessen beteiligt.
Intermediärtubulus
Im Intermediärtubulus liegt ein einschichtiges Plattenepithel vor. Die Tubuluszellen sind sehr flach und frei von Bürstensaum. Es finden nur wenige aktive Transportvorgänge statt, da die entsprechenden Zellorganellen fehlen. Stattdessen kommt es hier primär zur Konzentration des Harns durch Wasserrückresorption.
Distaler Tubulus
Der distale Tubulus besteht aus einem kubischen Epithel, das über ein größeres Lumen verfügt. Es ist schlecht anfärbbar, da die Tubuluszellen hier nur wenige Zellorganellen enthalten. Vereinzelt kommen Mikrovilli vor, ihre Anzahl variiert über den Verlauf des distalen Tubulus. Durch dichte Tight Junctions ist der distale Tubulus undurchlässig für Wasser. Im basolateralen Bereich befindet sich eine hohe Dichte von Natrium-Kalium-ATPasen.
Verbindungstubulus und Sammelrohr
Im kortikalen Bereich ist das Epithel der Verbindungstubuli und Sammelrohre ebenfalls isoprismatisch, im medullären Bereich wird es zunehmend hochprismatisch. Es setzt sich aus Haupt- und Schaltzellen (Typ A und Typ B) zusammen.
Die Verbindungstubuli und Sammelrohre sind wasserimpermeabel, verfügen aber über die Möglichkeit zum ADH-abhängigen Einbau von Aquaporinen zur Regulation des Wasserhaushaltes.
Physiologie
Die Tubusluszellen sind hochspezialisierte Epithelzellen, die der Resorption und Sekretion dienen. Dazu verfügen sie über diverse Transportproteine wie den Na-K-2Cl-Cotransporter oder den Natrium-Chlorid-Cotransporter. Durch die unterschiedliche Permeabilität der Abschnitte kann ein osmotischer Gradient aufgebaut werden.
siehe auch: Gegenstromprinzip
Klinik
Im Falle einer Herzinsuffizienz können die Transporter der Tubuluszellen zur vermehrten Wasserausscheidung (Diurese) genutzt werden. Angriffspunkt der Schleifendiuretika (z.B. Furosemid) ist der Na-K-2Cl-Cotransporter, der kompetitiv gehemmt wird und somit die Diurese steigert.
Literatur
- Welsch, Kummer, Histologie, das Lehrbuch, 5. Auflage, Urban & Fischer Verlag