Vaginalverletzung (Hund)
Synonym: Scheidenverletzung
Definition
Vaginalverletzungen sind Verletzungen der Vagina der Hündin, die während der Geburt auftreten und zu verschiedenen Komplikationen führen können.
Ätiologie
Die meisten Vaginalverletzungen entstehen iatrogen durch Zughilfe bei einer bereits in die Vagina eingetretenen Frucht, die stecken geblieben ist. Selten treten auch oberflächliche Drucknekrosen im Bereich von Vestibulum vaginae und Vagina nach Spontangeburten auf.
Pathogenese
Je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt, kommt es entweder nur zu einer oberflächlichen Läsion, oder es entstehen tiefgreifende, teils auch perforierende Wunden. Dabei sind entweder nur das Vestibulum vaginae oder auch tiefer liegende, vaginale Abschnitte betroffen.
Tiefgreifende Verletzungen können zu einer eitrigen Entzündung mit Gewebseinschmelzung führen, die auch Tage nach der Geburt vollständig im Bereich des Perineums durchbrechen können. Da das proximale Drittel der Vagina intraperitoneal liegt, führen perforierende Verletzungen stets zu einer Peritonitis.
Klinik
Bei der vorsichtigen Palpation fühlt sich die Vaginalschleimhaut trocken, rau und starr an. Beim Spreizen der Labien können flächenhafte oder streifenförmige, blutige bis zyanotische Läsionen ersichtlich werden. Die Schleimhaut ist dabei oft mit fibrinösen oder nekrotischen Auflagerungen bedeckt.
Bei größeren Verletzungen entwickelt sich rasch eine perivaginale Phlegmone. Durch die Entzündung kommt es zur Schwellung, weshalb das Vaginallumen stark eingeengt wird. Die manuelle Palpation ist äußerst schmerzhaft und die Vulva sowie die Labien sind geschwollen. Kommt es zu einem Durchbruch in die Bauchhöhle entwickelt sich rasch eine Peritonitis, die Tiere werden septisch und können perakut versterben.
Diagnose
Die Diagnose wird sowohl adspektorisch als auch palpatorisch im Zuge der klinischen und gynäkologischen Untersuchung gestellt.
Bei unklaren Fällen sind Röntgen- sowie Ultraschalluntersuchungen anzufertigen.
Therapie
Da oberflächliche Schleimhautläsionen in der Regel gut verheilen, ist oftmals nur eine lokale Therapie mit milden antiseptischen Spüllösungen notwendig, um Exsudate, Blutkoagula und Detritus zu entfernen. Parallel dazu sind nichsteroidale Antiphlogistika (z.B. Meloxicam) und eine Breitbandantibiose (z.B. Amoxicillin-Clavulansäure) für ca. 10 Tage zu verabreichen.
Perforierende Schleimhautverletzungen müssen umgehend chirurgisch versorgt werden. Von Vaginalspülungen ist abzuraten, da sich die verletzungsbedingten perivaginalen Taschen zusätzlich mit Detritus und keimhaltigen Sekreten füllen und das Krankheitsbild verschlimmern. Befindet sich die Perforation im proximalen Drittel der Vagina, ist häufig eine Laparotomie notwendig.
Literatur
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3
um diese Funktion zu nutzen.