Untere Einflussstauung
Synonym: Cava-inferior-Syndrom, Vena-cava-inferior-Syndrom
Englisch: inferior cava syndrome, inferior inflow congestion
Definition
Die untere Einflussstauung ist eine Verlegung des venösen Rückstroms zum Herzen im Einzugsbereich der Vena cava inferior.
Klinik
Klinische Zeichen einer unteren Einflussstauung sind:
- Ödeme und Erytheme der Beine
- Tachykardie (reflektorisch bei sinkendem Herzzeitvolumen)
- gestaute oberflächliche Venen an Beinen und abhängigen Körperpartien
Unter Umständen tritt eine Zyanose hinzu. Schmerzen können variabel sein und beispielsweise im Unterbauch oder in der Leistenregion auftreten.
Als Komplikation kann bei fortschreitender Kompression durch zusätzliche Behinderung des arteriellen Stroms die Versorgung des Rückenmarks eingeschränkt werden und ein Cauda-equina-Syndrom auftreten. Weiterhin kann es bei Kompression der ableitenden Harnwege oder stauungsbedingten Niereninsuffizienz zu einer Anurie kommen.
Bei einer hohen unteren Einflusstauung (nach der Leber) kann es durch eine Leberstauung zum Aszites und bei venöser Nierenstauung zur Niereninsuffizienz kommen.
Ätiologie
Ursachen einer unteren Einflussstauung sind Thrombosen der Vena cava selbst oder Kompression bzw. Invasion durch umliegende Strukturen:
- Phlebothrombose der Beckenvenen u.U. aufsteigend bis in die Vena cava inferior
- Kompression durch benachbarte Strukturen
- Iatrogene Ursachen bzw. Komplikationen
- Vorausgegangene Eingriffe an abdominellen Gefäßen
- Zustand nach Lebertransplantation
- Budd-Chiari-Syndrom
- Pericarditis constrictiva
Ein Sonderfall der unteren Einflussstauung tritt in der fortgeschrittenen Schwangerschaft auf. Dabei drückt der angewachsene tragende Uterus vornehmlich in Rückenlage der Mutter die Vena cava inferior ab. Dies bedeutet eine Gefahr für Kind (Hypoxie) und Mutter (Ausbildung von Thrombosen). Daher werden hochschwangere Frauen zum Liegen in Seitenlage angeleitet.
Diagnostik
Die Diagnostik bei Verdacht auf untere Einflussstauung umfasst die Sonographie der Bein- und Beckengefäße sowie des Abdomens und eventuell eine CT bzw. MRT des Abdomens. Intraabdominelle Befunde können durch eine Laparoskopie beurteilt und evtl. biopsiert werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch auszuschliessen sind:
- Phlebotrombosen der tiefen Beinvenen
- Lymphödeme anderer Ursache (z.B. bei Filariasis)
- nephrogene Ödeme (z.B. bei Glomerulonephritis)
- hepatische Ödeme (z.B. bei Leberzirrhose)
- kardiale Ödeme (Rechtsherzinsuffizienz)
Zusatzdiagnostik bei Schwangeren
Tritt eine untere Einflussstauung bei Schwangeren auf, erfolgt ein Monitoring der fetalen Lebenszeichen durch das CTG. So kann eine fetale Hypoxie rechtzeitig erkannt werden.
Therapie
Die Therapie der unteren Einflussstauung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Bei tumorbedingten Einflussstauungen kann eine rasch eingeleitete Strahlentherapie oder auch Chemotherapie zu einer Dekompression führen.