Trematoda-Infektion (Geflügel)
Synonyme: Trematoden-Infektion, Trematodenbefall, Saugwurminfektion
Definition
Als Trematoda-Infektionen bezeichnet man eine Gruppe von parasitären Infektionskrankheiten beim Geflügel, die durch verschiedene Saugwurmarten ausgelöst werden.
Ätiologie
Trematoden bilden einen große Gruppen innerhalb der Parasiten, die in die Klassen Aspidogastrea (etwa 100 Arten) und Digenea (rund 18.000 Arten) aufgeteilt werden können. In der Medizin sind v.a. die Vertreter der Klasse Digenea von großer Bedeutung, da sie sowohl Tiere als auch Menschen infizieren können.
Vertreter der Klasse Digenea besitzen eine bilateral symmetrisch gebauten, meist dorsoventral abgeflachten, blatt- oder lanzettförmigen und teils auch birnenförmig-zyklindrischen Körper. Die Länge der Parasiten variiert von weniger als 1 Millimeter bis hin zu einigen Zentimetern.
Epidemiologie
Die beim Nutzgeflügel vorkommenden Trematoden-Arten sind in ihrer Entwicklung an wasserbewohnende Zwischenwirte (Mollusken) gebunden. Aufgrund ihrer Lebensweise treten sie vorwiegend bei Freilandhaltungen und hauptsächlich beim Wassergeflügel auf. Deutlich seltener kommt es daher zu Infektionen anderer Vogelarten (u.a. Huhn, Truthuhn, Taube).
Einige Trematoda-Arten können sich außer in Vögeln auch in Säugetieren festsetzen. Beim Hausgeflügel werden heutzutage in den gemäßigten Klimazonen Europas und Nordamerikas nur noch vereinzelt Erkrankungen diagnostiziert. Im Gegensatz dazu sind in tropischen Ländern Hühner und Enten sehr häufig betroffen.
Entwicklung
Während des Entwicklungszyklus der Digenea treten verschiedene Stadien auf:
- Adultstadium → Ei → Mirazidium
- Mirazidium → Sporozyste (teils Tochtersporozyste]) → Redie (meist mehrere Generationen)
- Redie → Zerkarie → Metazerkarie (kann fehlen)
- Metazerkarie → juveniler Saugwurm → Adultstadium
Die adulten Stadien pflanzen sich geschlechtlich fort und parasitieren daher vorwiegend in Vertebraten. Im Gegensatz dazu vermehren sich die Sporozysten und Redien ungeschlechtlich in evertebraten Zwischenwirten. Die Mirazidien sowie Zerkarien - und teilweise auch die Metazerkarien - hingegen leben (meist kurzfristig) in der Umwelt. Die gesamte Entwicklung schließt einen Generationenwechsel (geschlechtlich-ungeschlechtlich) und obligate Wirtswechsel (Heteroxenie) zwischen dem Endwirt (Vertebrat) und einem oder zwei Zwischenwirten ein. Der erste Zwischenwirt stellt hierbei fast immer ein Weichtier (Schnecke oder Muschel) dar.
Der Entwicklungszyklus ist bei den meisten Arten an Gewässer oder Feuchtbiotope gebunden.
Erkrankungen
Organ(system) | Erkrankung | Erreger |
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Darm | Strigeidose | |
Echinostomatidose | ||
Notocotylidose | ||
Leber | ||
Luftwege | ||
Eileiter |
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Blutgefäße | ||
Augen |
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Haut |
Diagnose
Die Diagnose wird häufig durch koproskopische Untersuchungen (Sedimentationsverfahren) sowie im Zuge der Sektion gesichert.
Therapie
Da bei lebensmittelliefernden Tieren nur vereinzelt Arzneistoffe zugelassen sind, müssen bei der jeweiligen Nutzart die rechtlichen Grundlagen berücksichtigt werden. Als wirksam haben sich Endoparasitika wie Flubendazol und/oder Praziquantel erwiesen.
Zoonotische Bedeutung
Die Zerkarien verschiedener Trematoda-Arten (u.a. aus der Familie der Schistosomatidae) sind auch dazu in der Lage, in die Haut von Menschen einzudringen, wo sie aber nach einiger Zeit absterben. Ein erneuter Kontakt mit den Parasiten führt dann zu Juckreiz, Erythem und Papelbildung (Zerkarien- bzw. Badedermatitis).
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
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