Transfusionstrigger
Synonym: physiologischer Transfusionstrigger
Definition
Ein Transfusionstrigger ist ein Hämoglobinwert oder ein klinischer Schwellenwert, der eine Indikation zur Erythrozytentransfusion darstellt.
Terminologie
Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet. Die Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten verwenden den Ausdruck "Transfusionstrigger" für Hämoglobinwerte und den Ausdruck "physiologischer Transfusionstrigger" für klinische Merkmale.
Da die Indikation zur Transfusion von Erythrozytenkonzentraten in der Regel sowohl vom Hämoglobinwert als auch von klinischen Parametern abhängig ist, werden die Begriffe in der klinischen Praxis meist synonym verwendet.
Der Begriff Transfusionstrigger wird auch im Bezug auf Thrombozytentransfusionen verwendet.
Hintergrund
Die Leitlinienempfehlungen für normovolämische Patienten mit akuter Anämie in stationärer Behandlung empfehlen folgendes Vorgehen für die Indikationsstellung zur Erythrozytentransfusion:
| Hb-Bereich | Kompensationsfähigkeit / Risikofaktoren | Transfusion |
|---|---|---|
| < 7 g/dl | - | ja |
| ≥ 7 und < 8 g/dl | Kompensation adäquat und keine Risikofaktoren | nein |
| Kompensation eingeschränkt oder Risikofaktoren (z.B. geriatrische Patienten mit orthopädischem/unfallchirurgischem Eingriff) | ja | |
| Vorliegen physiologischer Transfusionstrigger | ja | |
| ≥ 8 und < 10 g/dl | Vorliegen physiologischer Transfusionstrigger | ja |
| ≥ 10 g/dl | - | nein |
Als Risikofaktoren, welche die Kompensationsfähigkeiten bei akuter Anämie einschränken, gelten:
- koronare Herzerkrankung
- Herzinsuffizienz
- periphere arterielle Verschlusskrankheit
- zerebrovaskuläre Gefäßerkrankung
Eine isolierte Hämoglobinkonzentration unter 7 g/dl ist bei normovolämen, hämodynamisch stabilen Patienten ohne zusätzliche Risikofaktoren und unter adäquater Überwachung nicht zwingend eine Indikation zur Transfusion. Bei kompensierten Zuständen – etwa nach peripartaler Blutung – können individuell auch niedrigere Hb-Werte toleriert werden.
Die Dynamik des Hb-Abfalles spielt eine wesentliche Rolle. Allmählich erworbene, niedrige Hämoglobinkonzentrationen - z.B. bei einem fortschreitenden Eisenmangel auf dem Boden eines chronischen, geringen Blutverlustes - werden typischerweise besser toleriert, als plötzlich eingetretene. Zudem fällt der Hämoglobinwert bei akuten, schweren Blutungen (z.B. im Rahmen einer Operation oder eines Polytraumas) erst verzögert ab und kann eine bereits eingetretene Anämie vorübergehend maskieren.
Individuelle Faktoren können eine von den Empfehlungen abweichende Indikationsstellung erforderlich machen. Bei einer trauma-induzierten Koagulopathie wird z.B. die Aufrechterhaltung einer Hämoglobinkonzentration von 10 g/dl angestrebt.
Physiologische Transfusionstrigger
Klinische Symptome einer Anämie, die auf eine anämische Hypoxie hinweisen, sind:
- kardiopulmonale Symptome:
- ischämietypische EKG-Veränderungen:
- neu auftretende ST-Strecken-Veränderungen (Hebungen oder Senkungen)
- neu auftretende Herzrhythmusstörungen
- neu auftretende regionale Wandbewegungsstörungen in der Echokardiographie
- globale Indizes einer unzureichenden Sauerstoffversorgung:
- gemischtvenöse Sauerstoffsättigung (SvO2) < 50 %
- zentralvenöse Sauerstoffsättigung (SzvO2) < 65 - 70 %
- Laktatazidose (metabolische Azidose mit Laktat > 2 mmol/l)
Quiz
Literatur
- Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten, Bundesärztekammer, 2020
Bildquelle
- Bildquelle für Flexikon-Quiz: KI-generiert