Synonym: Gebärmutterdrehung
Englisch: uterine torsion
Unter Torsio uteri versteht man beim Pferd eine Drehung der Gebärmutter um ihre Längsachse.
Die Gebärmutterdrehung tritt beim Pferd zu 50% zwischen dem 8. Trächtigkeitsmonat und der Geburt (Torsio uteri ante partum) und zu 50% während der Geburt selbst (Torsio uteri intra partum) auf. Die Ursache ist derzeit (2020) noch unklar, in Verdacht stehen jedoch spontane Bewegungen des Fohlens und/oder auch der Stute selbst.
Stuten mit einer Gebärmutterdrehung zeigen verschiedene Symptome, u.a.:
Als Differentialdiagnose bei tragenden Stuten kommen alle anderen Kolik-auslösenden Ursachen in Fragen (z.B. Invagination des Darms, Obstipation etc.). Bei Tieren, die bereits in Geburt sind, müssen andere Geburtsstörungen in Betracht gezogen werden.
Die Diagnose einer Gebärmutterdrehung kann am besten anhand der rektalen Untersuchung gestellt werden. Am auffälligsten bei der Palpation ist die Verlagerung der Mutterbänder.
Bei einer länger bestehenden Torsion kommt es zur Abschnürung der Venen und Arterien, was zur hämorrhagischen Infarzierung der Uteruswand führt. Es kommt zur Verdickung der Uteruswand und oft auch zur teilweisen Ablösung der Plazenta, was mittels transrektalem Ultraschall diagnostiziert werden kann.
Die Therapiemöglichkeiten sind je nach Zeitpunkt des Auftretens der Gebärmutterdrehung unterschiedlich.
Die Gebärmutterdrehung kann zu diesem Trächtigkeitszeitpunkt nur chirurgisch behandelt werden. Dies kann entweder an der stehenden Stute (unter Sedierung und Lokalanästhesie) oder in Allgemeinnarkose an der liegenden Stute erfolgen.
Indikationen für eine stehende Operation sind:
Die Operation erfolgt von der Flanke aus, wobei die Stute unbedingt mit Gurten unter Brust und Bauch gegen ein plötzliches Niedergehen gesichert werden muss.
Andernfalls muss eine Operation in Allgemeinnarkose von der Linea alba aus (Laparotomie) durchgeführt werden. Setzt einige Tage nach der Operation die Geburt ein, müssen unbedingt geburtshilfliche Maßnahmen getroffen werden, um eine länger andauernde Bauchpressentätigkeit (Gefahr der Nahtdehiszenz) zu verhindern.
Postoperativ erhalten die Stuten Antibiotika, NSAIDs und Progesteron (z.B. Altrenogest). Die Therapie mit Progesteron wird für etwa 10 Tage fortgeführt, jedoch nicht über den 320. Trächtigkeitstag hinaus, um die neonatale Adaption nicht zu beeinträchtigen.
Tritt die Gebärmutterdrehung intra partum auf, wird die Korrektur per vaginam durchgeführt. Der Fetus wird im Bereich der Schulter (bei Vorderendlage) oder im Bereich des Beckens (Hinterendlage) angefasst und in schwingende Bewegungen versetzt. Auf diese Weise wird versucht, den Fetus inklusive Uterus in seine physiologische Lage zurückzudrehen. Während der Maßnahme sollte stets wenig Gleitgel verwendet werden, damit das Fohlen dem Uterus eng anliegt und so gemeinsam gedreht werden kann.
Sollten die geburtshilflichen Maßnahmen nicht erfolgreich sein, muss unbedingt chirurgisch (wie bei einer Torsio uteri ante partum) eingegriffen und das Fohlen durch eine Sectio caesarea entwickelt werden.
Tags: Gebärmutter, Stute, Uterus
Fachgebiete: Gynäkologie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 11. März 2020 um 23:36 Uhr bearbeitet.
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