Tollwut (Pferd)
Synonyme: Wutkrankheit, Rabies, Lyssa
Englisch: rabies
Definition
Die Tollwut des Pferdes ist eine durch ein behülltes RNA-Virus der Familie der Rhabdoviridae (Genus Lyssavirus) ausgelöste Infektionskrankheit. Es handelt sich um eine Zoonose.
Ätiopathogenese
Das Virus wird durch Bisse infizierter Tiere übertragen, wobei es sich in Europa überwiegend um Füchse und Marder handelt. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 23 und 99 Tagen.
Während der Inkubationszeit repliziert sich das Virus an der Eintrittsstelle und breitet sich dann entlang der Neuronen über das Rückenmark und in das Gehirn aus. Später gelangt das Virus in weitere Organe und Gewebe, insbesondere die Speicheldrüsen, wo dann eine Vermehrung und erneute Ausscheidung stattfindet.
Epidemiologie
Tollwut tritt mit Ausnahme von wenigen Ländern weltweit auf. Deutschland und Österreich gelten jedoch seit einigen Jahren als Tollwut-frei. In vielen Ländern (u.a. Deutschland und Österreich) handelt es sich um eine anzeigepflichtige Erkrankung.
Klinik
Die klinischen Symptome einer Tollwuterkrankung sind beim Pferd vielgestaltig. Es können zentralnervöse, gastrointestinale, urogenitale oder auch orthopädische Krankheitszeichen auftreten.
Verhaltensstörungen zeigen sich in Form von Apathie, Unruhe oder Aggressivität. Automutilation und Hyperästhesien können auftreten. Zentralnervöse Symptome beginnen in der Regel kaum merklich in Form von geringgradigen Bewegungsstörungen und können bis hin zu Ataxie, Schwäche der Hinterhand und Festliegen reichen.
Zusätzlich ist ein Auftreten der für die Tollwut typischen Symptome möglich:
Diagnostik
Eine sichere Diagnostik ist ante mortem nicht möglich. Anhand der klinischen Symptome kann jedoch in vielen Fällen eine Verdachtsdiagnose gestellt werden.
Post mortem kann die Diagnose unter anderem mithilfe eines Immunfluoreszenztests an speziellen Gehirnabschnitten (Stammhirn, Kleinhirn, Ammonshorn) verifiziert werden.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen müssen unter anderem Intoxikationen, Traumata, Neoplasien oder Abszesse des Zentralnervensystems in Betracht gezogen werden.
Therapie
Bei Verdacht auf Tollwut ist eine Behandlung untersagt. Derzeit (2021) existieren keine erfolgsversprechenden Therapiemöglichkeiten.
Prognose
Prophylaxe
Die notwendige Prophylaxe ist von der epidemiologischen Situation des jeweiligen Landes abhängig. Es stehen Impfstoffe zur Verfügung, wobei aber z.B. in Deutschland in der Regel nur gefährdete Tiere geimpft und daher auf eine Populationsimpfung verzichtet wird.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Tollwut (aufgerufen am 28.08.2021)
- American Association of Equine Practicioners. Rabies (aufgerufen am 30.07.2021)
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