Silver-Russell-Syndrom
Definition
Das Silver-Russell-Syndrom ist ein sehr seltenes Fehlbildungssyndrom, das durch einen intrauterinen Kleinwuchs gekennzeichnet ist. Der Minderwuchs beginnt bereits im Mutterleib während der fetalen Entwicklung. Bei der Geburt fällt ein deutlicher Wachstumsrückstand auf. Auch der Drang zur Nahrungsaufnahme ist bei betroffenen Säuglingen deutlich eingeschränkt.
Geschichte
Die Erstbeschreibung des Kleinwuchs-Syndromes erfolgte in den Jahren 1953 und 1954 durch die beiden Mediziner Dr. Russell und Dr. Silver. Beobachtet wurden bisher sowohl sporadisch auftretende Fälle, als auch familiäre Häufungen. Da Letztere häufiger vorkamen, wurde bereits früh von einer genetischen Prädisposition für das Silver-Russell-Sydrom ausgegangen.
Epidemiologie
Das Silver-Russel-Syndrom kommt sehr selten vor, mit einer Häufigkeit von etwa 1:30.000 bis 1:100.000.
Genetik
Etwa 10 % der Betroffenen weisen genetisch eine maternale uniparentale Disomie 7 auf. In diesem Fall hat das Kind das Chromosom 7 zweimal von der Mutter übertragen bekommt, während das väterliche Chromosom komplett fehlt. Im Normalfall müsste jeweils ein Chromosom von der Mutter und eins vom Vater auf das Kind vererbt werden. In den wenigen Fällen, bei denen neben der maternalen uniparentalen Disomie 7 auch ein väterliches Chromosom 7 übertragen wurde, ist dies beschädigt.
Bei ca. 50 % der Erkrankten liegt eine Störung der Methylierung von Chromosom 11 vor; konkret handelt es sich um eine zu geringe Methylierung (Hypomethylierung) des väterlichen Allels im Bereich der differentiell methylierten Region H19-DMR. Somit werden Gene, die für die Bildung von Wachstumsfaktoren zuständig sind, nicht exprimiert.
Symptome
- normal großer Kopf, kleinerer Körper
- hohe, nach vorn gewölbte Stirn
- dreieckig anmutende Gesichtsform
- spitz zulaufendes Kinn
- weit hinten und tiefer sitzende Ohren
- Fehlstellung von Fingern und Zehen
- normale Intelligenz
- verhältnismäßig kleiner Mund
- herabhängende Mundwinkel
- Zahnfehlstellungen
- sehr dünne Haut
- Untergewicht
- Muskelhypertonie
- Pigmentflecken
- Hypoglykämie
- Pubertas praecox
- Gaumenspalte
- hohe Stimme
- Hörminderung
- Keratokonus
- Hemihypotrophien
- verlangsamte Reifung der Knochen
Diagnose
Aufgrund der verschiedenen genetischen Ursachen des Syndroms existiert eine Vielzahl von verschiedenen Symptomen, was eine eindeutige Diagnosestellung erschwert. Bestimmte Symptome müssen vorhanden sein, um von einem Silver-Russell-Syndrom ausgehen zu können. Hat sich dieser Erstverdacht bestätigt, empfiehlt sich eine labormedizinische Analyse des Methylierungsstatus von Allel H19-DMR des Chromosoms 11. Ergibt dieser Test kein eindeutiges Ergebnis bleibt als weitere Option zur Diagnosefindung eine grundlegende Analyse des Erbgutes mittels DNA-Array.
Therapie
- Gabe von Wachstumshormonen.
- psychologische Unterstützung, um mit den körperlichen Auffälligkeiten zu Recht zu kommen und die normal vorhandene Intelligenz optimal zu nutzen
- Blutzuckerkontrolle (Gefahr der raschen Unterzuckerung)
um diese Funktion zu nutzen.