Plasmaosmolalität
Synonym: Serumosmolalität
Definition
Die Plasmaosmolalität ist die Osmolalität des Blutplasmas. Sie gibt Auskunft über die Konzentration der osmotisch aktiven Teilchen im Plasma und ist die wichtigste Messgröße zur Beurteilung der Wasserbilanz des Körpers.
Die Messung der Osmolalität erfolgt häufig aus Serum, der Parameter wird dann auch als Serumosmolalität bezeichnet.
Physiologie
Die Osmolalität der verschiedenen Körperflüssigkeiten bestimmt die Verteilung des Wassers zwischen den verschiedenen Flüssigkeitsräumen. Wasser diffundiert so lange in Regionen höherer Osmolalität, bis ein Gleichgewicht erreicht ist. Osmotisch wirksam sind dabei undissoziierte Moleküle und dissoziierte Ionen.
Berechnung
Die Osmolalität des Plasmas wird hauptsächlich durch die Konzentrationen von Natrium, Chlorid, Bicarbonat, Glucose und Harnstoff bestimmt. Sie lässt sich mit einem Osmometer messen. Man kann sie aber auch approximativ berechnen nach den Gleichungen:
- Osmolalität (mosmol/kg) = 1.86 × [Na+] + [Harnstoff] + [Glucose] + 9
- Osmolalität (mg/dl) = 1.86 x [Na+] + [Glucose]/18 + [Harnstoff]/6 + 9
wobei die gemessenen Natrium-, Harnstoff- und Glucosekonzentrationen in mmol/l eingesetzt werden. Diese Gleichung stellt nur eine Möglichkeit der Berechnung dar – in der Literatur lassen sich verschiedene Formeln finden, deren Ergebnisse differieren können.
Die Differenz zwischen gemessener und berechneter Osmolalität wird als osmotische Lücke bezeichnet und ist normalerweise kleiner als ±10 mosmol/kg. Eine vergrösserte osmotische Lücke weist auf eine – in der Gleichung nicht berücksichtigte – osmotisch wirksame Substanz hin. In Frage kommen Bicarbonat (bei Azidose), Lactat, Ketonkörper, Medikamente wie Salicylate und bei Intoxikationen Alkohol, Ethylenglykol, Methanol oder Isopropylalkohol. 1 Promille Alkohol vergrössert die osmotische Lücke um 22 mosmol/kg. Der Wert der osmotischen Lücke wird durch Aceton nicht beeinflusst.
Mit Alkohol kann die zu erwartende Osmolalität auch berechnet werden nach der folgenden Formel:
- Osmolalität (mosmol/kg) = 1.86 × [Na+] + [Harnstoff] + [Glucose] + [EtOH]+ 9
Labormedizin
Im Labor wird die Plasmaosmolalität meistens über die Gefrierpunkterniedrigung bestimmt, als Alternativmethode kommt die Siedepunkterhöhung in Frage. Die Siedepunkterhöhung hat den Nachteil, dass das Vorhandensein von flüchtigen Substanzen in der Probe, vor allem Ethanol, eine Fehlerquelle darstellt.
Die Bestimmung der Plasmaosmolalität dient vor allem zur Differentialdiagnose bei Stoffwechselentgleisung oder Vergiftung bei unklaren komatösen Zuständen. Eine Erhöhung der Plasmaosmolalität über die Norm bezeichnet man als Hyperosmolalität, eine Verminderung als Hypoosmolalität.
siehe auch: Wasser-Elektrolyt-Haushalt
Material
Für die Untersuchung werden 2 ml Serum benötigt.
Referenzbereich
Für Erwachsene liegt der Referenzbereich bei 275 bis 300 mosmol/kg.
Folgende Referenzbereiche gelten für Neugeborene:
- 1. Lebenstag: 276 bis 305 mosmol/kg
- 7. Lebenstag: 274 bis 305 mosmol/kg
- 28. Lebenstag: 275 bis 300 mosmol/kg
Hinweis: Referenzwerte sind häufig vom Messverfahren abhängig und können von den o.a. Werten abweichen. Ausschlaggebend sind die Referenzwerte, die vom Labor angegeben werden, das die Untersuchung durchführt.
Interpretation
Die Beurteilung ist nur zusammen mit Natriumkonzentration sinnvoll, da die Natriumionen gut 90 % der gesamten Osmolalität ausmachen.
Erhöhte Plasmaosmolalität
- Metabolischer Azidose
- Niereninsuffizienz
- Hyperglykämie
- Diabetes insipidus
- Ethanolintoxikation
- Diarrhoe
- Fieber
- Gabe von Corticosteroiden
Erniedrigte Plasmaosmolalität
- Erkrankungen, die Elektrolytverluste nach sich ziehen, insbesondere Hyponatriämie:
- Diuretika-Gabe
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 12.04.2021
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