Riboflavinmangel
Synonym: Vitamin-B2-Mangel
Definition
Ein Riboflavinmangel liegt vor, wenn der physiologische Bedarf des menschlichen Organismus an Vitamin B2 nicht gedeckt ist. Dementsprechend handelt es sich um eine Hypovitaminose.
Hintergrund
Ein isolierter Riboflavinmangel liegt selten vor, in den meisten Fällen besteht ein allgemeines Nährstoffdefizit. Während einer Schwangerschaft wird generell die Einnahme von Vitaminpräparaten empfohlen, insbesondere eine ausreichende Deckung von Folsäure. Intoxikationen bei einer Überdosierung wurden bislang nicht beobachtet. Ein Überschuss wird renal ausgeschieden.
Referenzbereich
Die tägliche Zufuhr von Ribiflavin sollte bei Männern ca. 1,7 mg betragen, bei Frauen 1,5 mg. Eine Ausnahme stellt die Schwangerschaft dar, hier sollte die Aufnahme auf 1,8 mg gesteigert werden. In der Stillzeit beträgt die empfohlene Tagesmenge 2,3 mg.
Zufuhr
Die Aufnahme erfolgt in erster Linie durch tierische Produkte. Insbesondere Innereien wie Leber und Niere, Fisch wie Seelachs, Steinbutt oder Makrele, aber auch Milcherzeugnisse und einige Käsesorten (z.B. Camembert, Bergkäse) sind Riboflavinquellen. Für Vegetarier eignen sich in erster Linie grünes Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder auch Avocado sowie Cerealien als Hauptquelle. Da Vitamin B2 von Licht schnell zersetzt wird, sollte Milch in hellen Glasflaschen dunkel gelagert werden.
Referenzwert
Die Riboflavinkonzentration kann im Blut (EDTA-Blut) gemessen werden, der Referenzwert im Serum liegt bei 70 bis 100 µg/l, im Vollblut zwischen 130 und 280 µg/l. Zusätzlich kann die in-vitro-Stimulation der Glutathionreduktase in den Erythrozyten (α-EGR) bestimmt werden. Alle Werte sind methodenabhängig, so dass der von jeweiligen Labor angegebene Wert ausschlaggebend ist.
Da Riboflavin renal ausgeschieden wird und wasserlöslich ist, kann eine Bestimmung auch im Urin erfolgen. Eine Ausscheidung von weniger als 40 µg pro Tag spricht für einen Riboflavinmangel.
Ursache eines Mangels
Eine Unterversorgung tritt bei einer ausgewogenen Ernährung selten auf. Riboflavin kann im Körper bis zu sechs Wochen gespeichert werden. Ein Mangel an Riboflavin geht meist mit weiteren Nährstoffdefiziten einher. Ursachen können sein:
- chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
- einseitige Diäten, Veganer
- Chemotherapie
- Alkoholabhängigkeit
- schwere Infektionen
- Stress
Mangelerscheinungen
Riboflavin ist im Körper für eine Reihe von Stoffwechselvorgängen verantwortlich. Klinische Mangelsymptome sind relativ uncharakteristisch, zeigen sich jedoch vorwiegend an den Epithelgeweben:
- Stomatitis (Mundschleimhautentzündung)
- Glossitis (Entzündung der Zunge)
- Cheilitis (Lippenentzündung)
- Keratitis (Entzündung der Hornhaut des Auges)
- Mundwinkelrhagaden
- Hautschuppung und seborrhoische Dermatitis
In schweren Fällen kann es auch zu einer normozytären, normochromen Anämie sowie zu Wachstumsstörungen oder neurologischen Störungen kommen. Die Änamie lässt sich u.a. durch eine intestinale Eisenabsorptionsstörung begründen. Bei Schwangeren besteht ein höheres Risiko, eine Schwangerschaftsgestose zu entwickeln.
Therapeutischer Einsatz
Aufgrund seiner vielseitigen Funktionen kann Vitamin B2 heutzutage in der Medizin für therapeutische Zwecke verwendet werden, z.B. bei:
- Nervenerkrankungen: Verbesserung der Symptomatik bei Morbus Parkinson
- Augenerkrankungen: Senkung des Kataraktrisikos
- Fototherapie bei Neugeborenen: Behandlung einer Hyperbilirubinämie
- Migräne: Reduktion der Häufigkeit und Schwere
Therapie
Es gibt diverse Produkte mit denen sich ein Mangel ausgleichen lässt, in den meisten Fällen werden Kombinationspräparate mit anderen Vitaminen eingesetzt.
Quellen
- Biesalski et al, 2018: Ernährungsmedizin, Thieme Verlag; 5. Auflage, Stuttgart
- https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/riboflavin/
- http://hallovita.de/vitalstoffe/vitamine/vitamin-b2/
- https://www.vitamine.com/riboflavin/
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