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Rechtsseitige Labmagenverlagerung (Rind)

Synonyme: Labmagenverlagerung nach rechts, dislocatio abomasi dextra
Englisch: right abomasal displacement

1. Definition

Die rechtsseitige Labmagenverlagerung ist eine unphysiologische Verlagerung (Dislocatio) des Labmagens (Abomasum) auf die rechte Körperseite beim Wiederkäuer.

2. Epidemiologie

Rechttseitige Labmagenverlagerungen kommen deutlich seltener vor als linksseitige Labmagenverlagerung. Der Grund dafür ist jedoch aktuell (2019) nicht bekannt.

3. Ätiologie

Die genauen Auslöser einer rechtsseitigen Labmagenverlagerung sind bis dato (2019) nicht vollständig geklärt.

Es wird vermutet, dass ähnliche Faktoren wie bei der linksseitigen Labmagenverlagerung pathogenetisch beteiligt sind. Dazu zählen neben einer genetischen Prädisposition (großrahmige Kühe sind häufiger betroffen als kleinrahmige Rassen) auch Fütterungsfehler sowie mechanische Faktoren.

4. Pathophysiologie

Die rechtsseitige Labmagenverlagerung tritt meist etwas später in der Laktation auf. Als Grund hierfür nimmt man an, dass einige Wochen post partum der Pansen wieder eine wirksame Barriere gegenüber einer Linksverlagerung des Labmagens bildet.

Die Verlagerung des Labmagens beginnt, indem der Fundusbereich entlang der rechten Bauchwand aufsteigt. Durch die zunehmende Aufgasung dreht sich das Organ um die vertikale Achse, sodass der Pylorus lateral an der rechten Bauchwand zum liegen kommt.

Rechtsseitige Labmagenverlagerungen sowie Labmagenerweiterungen (Dilatatio) können über Tage hinweg bestehen, während eine Torsion des Labmagens stets mit einem perakuten Krankheitsgeschehen verbunden ist. In die Drehbewegung der Torsion sind stets auch Psalter (Omasum) und Haube (Reticulum) mit einbezogen, sodass die Haube mitunter kaudal des Psalters zum liegen kommt.

5. Klinik

Die klinischen Erscheinungen hängen hauptsächlich davon ab, ob der Labmagen nur aufgegast und verlagert, oder auch mehr oder weniger stark gedreht ist. Bei einer einfachen Labmagenverlagerung und -aufgasung ähneln die Symptome stark einer linksseitigen Labmagenverlagerung:

Ist der Labmagen zusätzlich torquiert, entwickelt sich stets ein akutes oder perakutes Krankheitsbild u.a. mit folgenden Symptomen:

6. Diagnose

Nach einer Anamnese und bei passender klinischer Symptomatik kann mittels Schwing- und Perkussionsauskultation (rechtsseitig positiv) sowie rektaler Untersuchung (ballonartiges Organ auf der rechten Körperseite palpierbar) die Verdachtsdiagnose einer rechtsseitigen Labmagenverlagerung gesichert werden.

7. Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch muss an eine Blinddarmaufgasung sowie Blinddarmdrehung, einer hinteren funktionellen Stenose, Eihautwassersucht, Dünndarmileus und an eine akute diffuse Peritonitis gedacht werden.

8. Therapie

Eine rechtsseitige Labmagenverlagerung muss immer chirurgisch korrigiert werden. Hierfür wird eine Laparatomie in der rechten Flanke am stehenden Tier bzw. beim Kalb in linker Seitenlage durchgeführt. Nach Eröffnung der Bauchhöhle erfolgt nach Punktion und Abgasen des Organs die Reposition und Entwindung (Detorquierung) des Labmagens. Anschließend wird eine Omentopexie/Abomasopexie durchgeführt, um Rezidive zu verhindern.

Postoperativ muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Labmagenmotorik mit einer 25%igen Calciumborogluconat-Infusionslösung anzuregen. In den ersten Tagen nach der Operation ist auf eine kraftfutterarme Diät zu achten.

9. Prophylaxe

Die Prophylaxemaßnahmen gleichen jener einer linksseitigen Labmagenverlagerung. Eine leistungsorientierte Fütterung sowie ausreichend Bewegung können eine Verlagerung des Labmagens verhindern.

10. Quellen

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Mag. med. vet. Patrick Messner
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