Prolapsus recti (Hund)
Synonym: Rektumprolaps
Definition
Als Prolapsus recti bzw. Rektumprolaps des Hundes bezeichnet man einen kompletten Prolaps aller Rektumschichten mitsamt der Pars ampullaris des Rektums durch den Anus.
Davon abzugrenzen ist ein Analprolaps (partieller Rektumprolaps), bei dem nur die rektale Schleimhaut prolabiert ist.
Ätiopathogenese
Ein Rektumprolaps entsteht durch abdominale und lokale Druckerhöhungen (z.B. durch Wehentätigkeiten oder gesteigerter Peristaltik bei Darmerkrankungen mit Dyschezie und Tenesmus) bei gleichzeitig vorliegender Bindegewebschwäche im Beckenkanal. Als prädisponiert gelten Welpen und Junghunde mit starkem Durchfall, z.B. infolge einer parasitären Kolitis und/oder Proktitis.
Zusätzliche Auslöser sind Enterokolitis, Obstipation, Rektumdivertikel, Perinealhernien, rektale oder anale Tumoren sowie Prostatitis und Zystitis. Gelegentlich entsteht auch nach perinealen, rektalen oder urogenitalen Operationen aufgrund eines postoperativ anhaltenden Tenesmus ein Rektumprolaps.
Klinik
Typische Symptome eines Prolapsus recti sind anhaltendes und kräftiges Pressen, verbunden mit Hämatochezie und zunehmender Protrusion von Analschleimhaut. Aufgrund der venösen Stauung durch den analen Sphinktertonus kommt es zu einer zunehmenden Ödematisierung des prolabierten Schleimhautabschnitts, welches in weiterer Folge auch hämorrhagisch infarzieren und devitalisieren kann.
Durch Automutilation sowie spontane Traumatisierung und Austrocknung kommt es teils zu massiven Verletzungen der prolabierten Rektumschleimhaut.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen müssen v.a. Neoplasien des Kolons, des Rektums oder des Anus ausgeschlossen werden.
Diagnose
Die Diagnose lässt sich in der Regel adspektorisch sowie palpatorisch stellen. Bei Verdacht einer rektalen Neoplasie ist eine ausführliche rektale Palpation, Aspirationszytologie und/oder histologische Untersuchung eines Bioptats notwendig.
Im Rahmen der Diagnostik ist auch immer eine koproskopische Untersuchung durchzuführen, um einen Endoparasitenbefall ausschließen zu können. Parallel dazu sind Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen indiziert, um im Becken oder Abdomen gelegene Auslöser für den Tenesmus (z.B. Prostataveränderungen) ausfindig zu machen.
Therapie
Ein Rektumprolaps muss baldmöglichst reponiert werden, damit irreversible Gewebeschädigungen weitgehend vermieden werden können.
Das prolabierte Gewebe wird auf Vitalität überprüft und anschließend mit 50%iger Glukoselösung befeuchtet (wirkt abschwellend). Anschließend wird die vorgefallene Schleimhaut sanft reponiert und mittels Tabaksbeutelnaht vor einem erneuten Prolaps geschützt. Die Naht kann nach 3 bis 5 Tagen wieder entfernt werden. Bei einem kompletten oder nicht reponierbaren Prolaps ist eine Laparatomie indiziert. Hierbei wird durch sanften Zug am Colon descendens der vorgefallene Abschnitt wieder in seine ursprüngliche Lage manövriert. Danach ist eine Kolopexie vorzunehmen, um Rezidive zu vermeiden.
Postoperativ ist auf eine hochverdauliche Diät, die mit möglichst geringer Kotmenge einhergeht, zu achten.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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