Postpartale Hämorrhagie
Synonym: Postpartale Blutung
Englisch: postpartum hemorrhage
Definition
Die postpartale Hämorrhagie, kurz PPH, ist eine verstärkte Blutung nach der Geburt, die innerhalb der ersten 24 Stunden oder bis zu 12 Wochen danach auftreten kann. Sie ist definiert durch einen Blutverlust von mehr als 500 ml nach einer vaginalen Geburt oder mehr als 1.000 ml nach einem Kaiserschnitt.
Ursachen
Die häufigste Ursache der postpartalen Hämorrhagie ist die Uterusatonie, bei der sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht ausreichend kontrahiert und dadurch Blutgefäße offen bleiben. Weitere Ursachen sind Verletzungen des Geburtskanals, Plazentareste und Gerinnungsstörungen.
Risikofaktoren
Riskofaktoren für das Auftreten einer PPH sind u.a.:
- Leiomyome des Uterus
- Polyhydramnion
- Mehrlingsschwangerschaft
- Puerperale Blutung in der Anamnese
- Postpartale Blutung in der Anamnese
- Auffälligkeiten der Wehentätigkeit (schnelle Wehen, protrahierte Wehen)
Einteilung
Die postpartale Hämorrhagie wird in zwei Formen unterteilt:
- Primäre PPH: Tritt innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt auf und ist meist auf eine Uterusatonie oder Geburtsverletzungen zurückzuführen.
- Sekundäre PPH: Tritt nach den ersten 24 Stunden bis zu 12 Wochen post partum auf und wird häufig durch verbleibende Plazentateile oder Infektionen verursacht.
Diagnostik
Eine genaue Erfassung des Blutverlustes ist wichtig, da dieser bei rein visueller Beurteilung in 30 bis 50% der Fälle unterschätzt wird. Daher wird die Verwendung kalibrierter Entbindungstücher oder das Wiegen der verwendeten Polster, Unterlagen und Binden empfohlen.
Weitere Anhaltpunkte für die Menge des Blutverlusts ergeben sich aus den Vitalparametern, wie Blutdruck und Herzfrequenz, sowie aus der Point-of-Care-Diagnostik.
Therapie
- Volumengabe: Das intravasale Volumen wird durch die Infusion von bis zu 2 Litern einer 0,9%igen Natriumchloridlösung wiederhergestellt. Sollte diese Volumenersatzmaßnahme nicht ausreichen, wird eine Bluttransfusion durchgeführt.
- Uterusmassage
- Medikamentöse Behandlung: Uterotonika wie Oxytocin sind die Erstbehandlungsmittel, um die Uteruskontraktionen zu fördern. Falls Oxytocin nicht wirksam ist, werden weitere Mittel wie Methylergometrin oder Misoprostol verwendet.
- Chirurgische Maßnahmen: Wenn die Blutung medikamentös nicht kontrolliert werden kann, können Maßnahmen wie eine Bakri-Ballon-Tamponade oder eine B-Lynch-Naht zur Kompression der Gebärmutter durchgeführt werden. In schweren Fällen kann eine Hysterektomie erforderlich sein.
Prävention
Eine aktive Überwachung und das Management der dritten Geburtsphase (nach der Geburt des Kindes) sind entscheidend zur Vermeidung einer postpartalen Hämorrhagie. Die prophylaktische Gabe von Oxytocin direkt nach der Geburt ist eine effektive Maßnahme, um das Risiko einer Uterusatonie zu verringern.
Quellen
- Postpartale Blutung - MSD Manual Profi-Ausgabe, abgerufen am 21.09.2024
- Postpartale Hämorrhagie (Der Gynäkologe) - SpringerLink, abgerufen am 21.09.2024
- Postpartale Hämorrhagie (Der Anästhesist) - SpringerLink, abgerufen am 21.09.2024
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