Pharyngitis (Hund)
Synonym: Rachenentzündung
Englisch: pharyngitis
Definition
Als Pharyngitis bezeichnet man eine Entzündung des Rachenraums (Pharynx) beim Hund.
Ätiologie
Bei der Pharyngitis handelt es sich in den meisten Fällen um eine bakterielle und/oder virale Infektion im Rahmen des Zwingerhustenkomplexes. In seltenen Fällen kann eine Pharyngitis auch bei metabolischen Störungen (Urämie, Hepatopathie), persistierendem Erbrechen, durch Verätzungen oder Verbrennungen sowie durch Insektenstiche entstehen.
Eine Hyperplasie der Schleimhaut sowie kongenitale Missbildungen (enge Rachenverhältnisse bei brachycephalen Hunden) begünstigen die Ausbildung von nicht-infektiös bedingten Entzündungen der Rachenschleimhaut und verhindern ein Abheilen. Bei Junghunden kann oftmals auch eine idiopathische oder unspezifischen Pharyngitis beobachtet werden, die eine Folge des noch nicht vollständig entwickelten Immunsystems (lymphatischer Rachenring) ist. Bei diesem Krankheitsbild, aber auch bei später auftretenden entzündlichen Prozessen stammen die beteiligten Bakterien oft aus der Maulhöhle oder werden beim Belecken des eigenen Fells in die Maulhöhle und so in den Pharynx transportiert.
Klinik
Betroffene Hunde zeigen Dysphagie (Schluckstörungen) und Würgen beim Fressen. Bei Palpation der Rachengegend wird reflektorisch eine starke Abwehrreaktion ausgelöst. Die Rachenschleimhaut ist gerötet und teilweise mit Schleim bedeckt. In den meisten Fällen liegt gleichzeitig eine Stomatitis, Tonsillitis und/oder Laryngitis vor. Im Gegensatz zu brachyzephalen Hunden wird die Atmung erst bei starker Schwellung der Pharynxschleimhaut beeinträchtigt.
Bei einer sekundären Pharyngitis (Urämie u.ä.), liegen zusätzlich noch Symptome der Grundkrankheit vor.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind alle entzündlichen Erkrankungen des Maul- und Rachenraums sowie des Larynxbereichs auszuschließen, z.B.:
- Tonsillits
- Laryngitis
- Stomatitis
- Fremdkörperverletzung
Diagnose
Die Diagnosestellung verläuft hauptsächlich über die allgemeine klinische Untersuchung und eine genaue Adspektion der Maulhöhle (entweder in sedierten oder wachen Zustand). Im Falle einer abszendierenden Tonsillitis ist ein Abstrich mit anschließender Bakterienkultur und Antibiogramm indiziert. Bei älteren Hunden muss auch immer an einen primären Tonsillentumor oder ein Lymphom gedacht werden.
Therapie
Bei sekundärer Pharyngitis wird die Grunderkrankung behandelt. Bei einer nur leicht ausgeprägten Pharyngitis (bei Junghunden) genügt es, wenn die erkrankten Tiere einige Tage lang nur weiche Nahrung zu sich nehmen. In schweren Fällen muss eine Breitbandantibiose (nach Antibiogramm) gestartet werden, z.B. mit Trimethoprim-Sulfonamid, Spiramycin u.ä.
Eine bilaterale Tonsillektomie wird nur noch in ausgewählten Fällen durchgeführt, z.B. bei massiv vergrößerten Tonsillen, die auf langdauernde Antibiotikagabe nicht ansprechen oder bei abszendierender/nekrotisierender bilateraler Tonsillitis.
Prognose
Bei einer primären Pharyngitis ist die Prognose günstig. Sekundäre Entzündungen des Pharynx weisen eine unterschiedliche Prognose auf - abhängig von der Art der Behandlung der Grundkrankheit.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
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